1. Dezember 2011

ein Armutszeugnis für Edelfahnder



Ich blätter das Internet jetzt gar nicht erst durch, weil mir Lebens- und Leseerfahrung sagen, daß nicht ein einziges deutsches Medium den Sachverhalt nüchternen Blickes erfaßt, somit lyrische Umschreibungen erfunden werden, wo die klare Aussage gefordert ist.

Wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen und wie geht es weiter?

Das fragt Michael König um 12:10 Uhr des Tages. Die Antwort ist leicht und war bereits vor 4 Tagen im Kriminalblog nachlesbar.

Der Generalbundesanwalt war da um einiges schlauer als die Ermittler der Sueddeutschen, hat sich hier sachkundig gemacht und heute sein angelesenes Wissen per Pressekonferenz mit uns allen geteilt, auch wenn nichts Neues mitgeteilt wurde. Auch vier Tage nach der Vorabmeldung in diesem Blog keine Fortschritte in den Ermittlungen.

Nimmt man den Fakt, wie er ist, dann haben sich Bundesanwaltschaft und BKA in aller Öffentlichkeit ein Armutszeugnis ausgestellt, das da lautet:

Liebe Leute da draußen, wir wissen nichts, haben keine Ahnung, bitte helft uns, sonst kommen wir nicht weiter.

Das geht schon in der Überschrift los, die ein Jurist und Strafverfolger tunlichst vermeiden sollte, so er sich nicht lächerlich machen will. Von einer rechtsterroristischen Tätergruppierung geht da die Rede. Einen solchen Straftatbestand kennt das deutsche Gesetz aber nicht, weswegen er sogleich wieder in der Versenkung verschwindet und stattdessen auf die vermuteten wie Mord, Totschlag und Banküberfall zurück gegriffen wird. Im übrigen sollte ein hochkarätiger Jurist dann auch erörtern können, was links- bzw. mittelterroristische Tätergruppierungen sind. Oder überhaupt, was Terror ist. Das wird bewußt vermieden und besagt damit sehr viel.

Ich gehe jede Wette ein, daß uns ein ähnliches mediales Desaster ins Haus steht wie im Fall Breijvik. Das fein ausgesponnene Produkt des gegründeten Untergrunds zum Zwecke der Ausübung von Terror wird sich am Ende als das herausstellen, als das es uns bei unvoreingenommener Betrachtung erscheint. Variante 1 wäre ein gigantisches Verbrechen des Verfassungsschutzes. Variante 2 wäre ein serienmordendes Bankräuber-Trio mit gewissen Elementen aus Variante 1. Eine terroristische Vereinigung fand nicht statt.

Nun gut, doch noch etwas Lyrik, weil es zu schön ist, wie der mickrige Erkenntnisstand der deutschen Edelfahnder doch noch in einen Erfolg von Supermännern umgedichtet werden kann. Früher wurde sowas schnöde als langwierige Ermittlungen bezeichnet. Das scheint heute nicht mehr zu funktionieren.

Neonazi-Ermittler setzen auf die Schwarmintelligenz - sueddeutsche
Ermittler hoffen auf Tipps aus der Bevölkerung - zeit
     fehlt noch Beten, dann wär's rund
Bevölkerung soll BKA bei Neonazi-Fahndung helfen - MoPo
BKA fahndet mit Plakat nach Killer-Nazis - BILD
     BILD im Tiefschlaf, zwei sind tot, eine sitzt im Knast


Das kommt eben dabei raus, wenn das BKA eine Großfahndung nach zwei Toten und einer Inhaftierten ausruft. Hilflosigkeit.
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Auweia. Die Sueddeutsche zichtigt unsere besten Fahnder eines schlechten Gewissens.