20. Februar 2012

Doku Deutschland: so wird ein Präsident gemacht



Wir hatten bereits geklärt, wie ein Präsident aus dem Amt geschaßt wird und wer dafür den Hut zu nehmen hat, äh auf hat. Heute der letzte Teil der Lektion, wie ein Präsident gemacht wird.

Frau Bundeskanzlerin, bevor wir in die Beratung gehen, hätte ich gerne ein Vier-Augen-Gespräch.

Was gibt es denn so dringendes?

Nur unter vier Augen.

Frau Bundeskanzlerin, an dieser Stelle sei mir diese Förm­lichkeit gestattet. Sie wissen, wie schlecht es um uns bestellt ist. Sie wissen, daß wir fast keine Chance mehr haben, auf die Beine zu kommen.

Das ist doch ihr Problem, nicht meines.

Warten sie. Es gibt innerhalb unserer Partei einen Kon­sens. Heute ist unser Tag. Der kommt nie wieder und wird genutzt. Wir haben uns darauf geeinigt, Herrn Gauck als Präsidenten zu wählen. Sollten sie dem nicht zustimmen, dann werden wir noch diese Woche den Koalitionsvertrag aufkündigen. Ich denke sie haben verstanden. Noch diese Woche. Dann haben sie nicht nur ein Problem mit der Bun­des­ver­sammlung sondern auch noch Neuwahlen am Hals.

Ja aber...

Unsere Position ist nicht verhandelbar, alternativlos, wie sie immer so schön sagen, und wird ab heute Abend kommu­ni­ziert. Und jetzt lassen sie uns in gemeinsamer Beratung einen würdigen Kandidaten für die Bundes­präsi­dent­schaft suchen. Die anderen warten schon auf uns.


[update 20 Uhr]

Berlin (dpa) - Die Bundeskanzlerin ist im Ausnahmezustand. Getobt, geschrien habe Angela Merkel an diesem denkwürdigen Sonntag­nach­mittag im Kanzleramt. In einem Vier-Augen-Gespräch mit Vizekanzler Philipp Rösler. So vehement, dass es viele mitbekamen. Sogar die Koali­tions­frage stellt sie zum Erschrecken von Unionsmitgliedern - und droht, die FDP-Minister auch rausschmeißen zu können. "Wollt Ihr das?", brüllte sie den Chef des kleinen Koalitionspartners FDP an.

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