Ich las an einem Tag wie diesem, die alten Männer der Toten Hosen haben es noch einmal geschafft (BILD). Angeblich hätten sie einen EM-Song kreiert, eine Fußball-Hymne, die gar keine ist, die die offiziellen aussticht, weil ...
Um die alten Herren der Toten Hosen mag es in diesem post nicht gehen. Um einen. Einen, der genauso alt ist. Einen, auf den man zurück greifen kann, wenn die Zeit der Toten Hosen und des Fußballs abgelaufen ist.
Denn dann kommt die große Stunde jener, die die Last der Kindheit bis ins hohe Alter mit sich rumschleppen, dann kommt die Stunde jener, die früher gezwungen wurden, ihre karg bemessene Freizeit mit Lesen zu verbringen.
Dann kann man wundersame Sätze lesen. Sätze wie diesen.
Ein Künstler, der vorgibt, missverstanden zu sein, ist fast immer ein schlechter Künstler, der sehr wohl verstanden worden ist. (S. 50)
Der Satz stammt von Günter Frauenlob. So steht's jedenfalls im Einband. Frauenlob hat Jo Nesbo mit "Headhunter" ins Deutsche übertragen und mich in gewisser Hinsicht mit Nesbo versöhnt. Sind die Krimis mit Harry Hole literarischer Schrott, so ist der hier zu besprechende eine Ausnahmeerscheinung auf dem Grabbeltisch der Edelthriller. So viele liegen da nicht rum.
Im Gegensatz zu den Schreibübungen mit Hole, hat Nesbo diesen Roman stringent am Plot entlang geschrieben. Null Redundanz, ein paar schöne Ideen, eine schöne Frau, so hoffe ich, und ein schönes Ende. In etwa um den Faktor 10 besser als seine anderen Werke.
Wer um die 50 Seiten pro Stunde schafft, der bekommt mit diesem Buch das Äquivalent für ungefähr drei Fußballspiele. Ein mehr als faires Angebot. Und spannend auch noch. An Tagen wie diesen darf auch gelesen werden.
Jo Nesbo
Headhunter
1. Auflage
Ullstein Taschenbuchverlag Berlin, 2010
302 Seiten