4. Juni 2012
Die Ärzte in der Kritik - das Elend der Punkologie
Ich lese keine Zeit. Auch keinen Tagesspiegel. Einen Tipp bekam ich schon. Die Zeit, das Rechtschreiborgan für Schlipsträger gehobener Lebensart übernahm mangels Kompetenz, Geld oder beidem einen Artikel des Tagesspiegel, den Johannes Schneider dortselbst am Samstag Nachmittag auf's Lesevolk los ließ.
Die schöpferische Eigenleistung der Zeit bestand darin, das Konzert der Ärzte zu aufmunternden Worten und zarten politischen Appellen einzudampfen. Das ist geistig dermaßen dürftig, daß sich eine weitere Auseinandersetzung nicht lohnt.
Peinlich genug, da der Rest des Textes jenem gleicht, der am Samstag bereits geschrieben war. Da hatten noch gar keine drei Konzerte stattgefunden. Gerade mal eines, was somit ein grober journalistischer Fehler ist, da jeder Kenner der Szene weiß, daß die Ärzte mit ihrer Setlist sehr kreativ und variabel umgehen. Kein Konzert gleicht dem anderen, insofern kann es keinen einen Text für drei verschiedene Ereignisse geben.
Kommen wir zu Sachverhalt zurück, der Herrn Schneider auf die Puperze drückt.
Ist das noch Punkrock?
Die Ärzte sind auch eine der fairsten Bands der Welt: Bei aller Ironie werden die Klassiker bis zurück zu „Westerland“ pflichtbewusst und fast ohne Mätzchen zu Ende gespielt.
Die Antwort stand ebenfalls am 02.06. im Internet.
War das noch Punk-Rock, was die Ärzte gestern ablieferten?
Die Frage ist irrelevant, weil falsch, meilenweit am Ereignis vorbei gefragt.
Die Frage muß lauten: War'n es die Ärzte?
Die Antwort ist einfach. Ja, sie warn's. Livehaftig. Ärztiger ging nicht.
Der Fairness halber. Die Fairness der Ärzte besteht darin, daß sie fast 3 Stunden am Stück spielen. Die Kamillenteepausen sind vernachlässigbar. Sie haben nämlich nicht alle Stück vollständig an-, durch- oder ausgespielt. Schon gar nicht pflichtbewußt und ohne Mätzchen. Da kriegt man putenlederne Haut, wenn man dermaßen Schwachsinn ließt. Die Ärzte, das sind drei Menschen, die es sich leisten können, auf Arbeit puren Spaß ausleben zu können. Und sie sind Profis genug, dies halbwegs griff-und textsicher über die Bühne zu ziehen. Ich habe jetzt keine Lust, alle Verheber anhand des Mitschnitts zu zählen. Es waren derer etliche. Wie früher auch. Wie immer.
Möglicherweise gehörte Johannes Schneider zu jener Besucherteil im Freilichbühnenhalbrund, der eilfertig den Arm hob, als die Frage von der Bühne kam, wer denn heute zum ersten Mal auf einem Ärzte-Konzert sei. Ich habe auf die Schnelle wenigstens die Hälfte der Konzertgäste als Erstkontakt auszählen können. Alle Achtung.
Und dann noch sowas.
AKTUELLE INFO BERLIN VOM 02.06.
Im Track 19 (Freundschaft Ist) hatte sich ein Fehler eingeschlichen.
Die korrigierte Version steht jetzt zum Download bereit (der alte Code behält seine Gültigkeit).
Da haben sich auf dem Konzertstick DTH reingeschlichen, wenn ich es recht las.
In "Freundschaft ist Kunst" kommt plötzlich "Die letzte Schlacht" von den Hosen
Das ist alles so egal. Im Internet wurde mir heute eh schon geholfen, da ein Mitschnitt des gestrigen RaR-Konzertes der Hosen über die Leitungen schlich. Nun habe ich über 4einhalb Stunden Krach. Kann ich gut gebrauchen.
Das Elend der Punkologie besteht darin, daß sie Die Ärzte als Musik (Die Zeit) bzw. Pop (Tagesspiegel) verschubladen.
Das muß zwangsläufig schief gehen.