18. September 2012

Brust zeigen

Ich lebe ja momentan an einem Ort, wo Brust zeigen Bestandteil des Alltags ist und zuweilen in Frust zeigen mündet, da man sich die sehenswerten Natur­gewalten wie Rosinen aus einem Senftopf eraugenschmausen muß.

Brust zeigen ist trotz allem immer noch die bessere Lebensart, wenn ich dran denke, daß das in der BRD übliche Gesicht zeigen mittlerweile zur Gesichts­wahrung verkommen ist.

Warum mir beim Brust zeigen ausgerechnet der Anti-Dühring einfiel, weiß ich nicht, vielleicht, weil in der Schrift ausführlich auf den Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung eingegangen wird, Gleich­berech­tigung notwendig die Ungleichbehandlung nach sich ziehe, was den Schluß zuläßt, daß Bikini-Gebot oder die Badeanzugordnung Sinn machen. Die Gleich­berechtigung zwischen Männlein und Weiblein bedeutet genau nicht, daß Angehörige der jeweiligen Species ihre Titten zur Schau stellen sollen dürfen müssen.

Es macht schon einen Unterschied, ob funktionslose Brustmuskel von Männern das Lagebild am Strand verunzieren, oder die Milchdrüsen holder Weiblichkeiten.

Um das ästhetische und streßfreie Zusammenleben der europäischen Völker auch fürderhin sicherzustellen, schlage ich vor, das Amt eines BCO, also Breast Control Officers, einzuführen, der per Inaugenscheinnahme vor Ort und Nutzung des allgemeinverständlichen Ampelsystems das Brust zeigen reguliert.

Grün hieße dann, die junge Frau müsse zwingenderweise an diesem Strand­abschnitt das Bikinioberteil zur Verwahrung hinterlassen, das mit dem Höschen könne sie sich ja noch überlegen.

Rot bedeutet ein striktes Verbot der Zurschaustellung.

Wird die gelbe Armbinde zugeteilt, kennzeichnet dies den eigenverant­wort­lichen Teil der Inhaberin. Sie möge ihr Vorhaben gründlich durchdenken, ob sie anderen Menschen durch Zeigen ihrer Brüste Augenfrust überhelfen möchte.

Als von der BRD beauftragter EU-Abgesandter wäre ich sofort bereit, mein dreijähriges Volontariat als Tittenbewerter anzutreten. Ich schwöre, den Dienst als Pechosero ernst zu nehmen und daß Überstunden kein Problem für mich sind.