13. Januar 2013

Haßpropaganda online - Friede dem Friedhof

Das waren noch Zeiten, als man seinen Haß auf deutschen Friedhöfen aus­le­ben konnte. Diese Zeiten sind wohl vorbei. Nichts da mit echt handgemalten Lo­sun­­gen und Parolen, meinte die Polizei zur Frau Lengsfeld*, als diese sich dem stillen Gedenken hunderter Berliner und derer Gäste anschließen wollte. Das waren zu diesem Zeitpunkt vornehmlich Gysi und artverwandte Politi­ker­spe­cies.



Die schon etwas ältere Frau hatte nicht realisiert, daß die wichtigste deutsche Partei, von links aus gesehen, inzwischen "Curry & Pommes" ist und sehr gut besucht war. Das in ihrem Blut pulsierende Künstleradrenalin hat niemanden interessiert, außer die Polizei, denn die machte der Dame klar, daß es sich bei der Gedenkstätte der Sozialisten zwar auch um eine Gedenkstätte, doch zwei­felsfrei immer noch um einen deutschen Friedhof handelt, auf dem sich dem­ent­sprechend zu verhalten ist. Entweder achtet sie die Gesetze, dann dürfe sie still gedenken, sonst nicht, denn schriller Protest, wenn auch handgemalt, sei auf einem Friedhof vom Gesetz her nicht gedeckt.

So stehen sie also da mit ihrer Angel, hoffen auf den schrillen Protest, daß ihnen jemand an die Angel geht und wenigstens einige schwachbrüstige Worte in sendefähigem Format ins Mikro haucht.



Zu späterer Zeit ging es um in Rentierherden eingeschlossene Autos, wär­men­de Norwegerjacken für deutlich unter 100 Euro, das nicht bezahlbare Leben in Norwegen, den Polarkreis, die Promis, die schon lange weg sind, da komme ich mit meiner Kamera viel zu spät, Mensch, du läufst ja immer noch mit deiner Kamera rum, ein Satz, der sich auf eine Zeit von vor über 10 Jahren bezieht, Essensvorlieben, die Wurst, genauer gesagt, die Bratwurst von "Curry & Pom­mes" und überhaupt so Geschichten, zumal sich zufälligerweise drei Männer neben "Curry & Pom­mes" einfanden, die vor Dezennien zusammen bei der Fahne gedient hatten.



Nur über das scheiß Wetter, die fehlende Sonne, die Arschkälte, nur darüber wollte niemand reden, weil, ja so ist es halt immer gewesen an jenem Tag, an dem Berliner und ihre Gäste nach Friedrichsfelde ziehen. Ja, in Berlin liegt Schnee, die S-Bahn pendelt sich durch den Fahrplan und Straßenbahnen für Alternativrouten kommen auch öfter mal. Und der Landfunk meldete dieser Tage mit stolz geschwellte Brust, es gibt Landstriche im Brandenburgischen, da habe in diesem Jahr nicht ein Mal die Sonne geschienen.

In einigen Gegenden Brandenburgs hat es in diesem Jahr noch keine einzige Minute Sonnenschein gegeben.

Da haben sie etwas geflunkert, denn die Sonne scheint auch über Bran­den­bur­ger Land, wenn sie im Brandenburger Land nicht scheint, aber wir verstehen schon, was uns die Wetterreporter im Auftrag des Landfunks mitteilen wollten, denn so doof, wie die Landfunker, sind wir dann doch nicht. Es ist Depriwetter. Das haben wir ganz alleine rausgekriegt, ohne den Landfunk abzufragen, indem wir uns vor's Tor trauten.

Und weil man auf einem Friedhof nur Friede dem Friedhof und den Toten ihrer Asche propagieren darf, sei die Haßpropaganda auf das scheiß Wetter online nachgeholt**.


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* den Namen und die Geschichte um diese Frau habe ich mir einfach mal so ausgedacht
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** Da hat es die Miriam Hollstein in der gut beheizten Redaktionsstube der Welt weitaus besser. Die darf sich aus dem großen Bildfundus ein schönes rotes Nelkenbild mit fliegender Nelke (sieht man auch im Videoclip) raussuchen, das in erster Linie durch den azurblauern und wolkenfreien Himmel besticht.

Die Anmerkung muß aus Kostengründen die Bilder selber anfertigen und war heute zu faul, blauen Himmel ins Bild zu fälschen. Außerdem durfte Miriam schon gestern ihre Meinung von heute in die Welt hinausposaunen und mußte sich nicht den widrigen Witterungsbedingungen aussetzen, um sich eine von der Realität inspirierte Meinung zu bilden.