24. Februar 2013

schiffende Kegelrobben

Ich wollte mich gestern einschiffen und zu den Kegelrobben auf den Sonnenbänken rübermachen.

So ähnlich jedenfalls war das gigantische Ausflugsvorhaben geplant. Hätte ich gewußt, daß dieser Tage eine Heuler an meiner Route immer 1 Meter vom nicht brandenden Meer entlang gesichtet wurde, hätte ich mir den Ausflug sparen können.

Die Kegelrobben sind in Wirklichkeit Seehunde und die wiederum frieren sich bei den arktischen Winden aus Nord so den Arsch ab, daß sie gar nicht erst die Sonnenbänke ansteuern. Sonnenbänke ist auch falsch, da Sonne auf Sylt Mangelware ist. Letztlich habe ich etliche Zweifel, ob man überhaupt Seehunde zu Gesicht bekommt, denn an der gefrorenen Sandsonnenbank schipperten wir in angemessener Entfernung vorbei, so daß für eine profunde Lichtbild­gestal­tung eine lange Tüte auf der Fotobüchse angeflanscht sein muß, um überhaupt was zu erkennen.

Will heißen, ich habe 17 Euro gelöhnt, um letztlich im Duty-Free-Shop kurz über der Kiellinie einige Dinge zu erwerben, die hier an Land definitiv teurer sind. Statt Seehunden muß ich wohl Sand, eine Bank , Sparkasse reicht nicht, Sonne und einen Plüschseehund fotografieren, alles montieren, dann habe ich mein Foto vom Seehund auf der Sandsonnenbank.

Für die 17 Euro hätte ich allerdings auch zwei Kaffeefahrten auf dem gleichen Schiff buchen können, ebenfalls keine Seehunde gesehen und wäre auch noch länger auf dem eiskalten windigen Wattenmeer gewesen.

Alles Piraten hier, die haben ihr Handwerk nicht verlernt. Ich hätte mal einen Altmöbelhändler in der "Alten Tonnenhlle" zu List ablichten sollen. Der will für ein Stück abgewetzten Sessel mit Fußbank sage und schreibe 1150 Euro sehen, damit er ihn los wird.

Nun gut. Nach dem Geschunkel zogen wir sogleich in die erste Restauration im Lister Hafen, dem Piraten-Cafe. Ich Dämlack bestellte "Bayerischer Apfelstrudel" im Wissen darüber, daß die Bayern Apfel­­strudel gar nicht können. Die hätten auch "Original Berliner Apfelstrudel" schreiben können, würde sich genauso gut verkaufen, aber immer noch kein Apfelstrudel sein. Hätte man alles wissen können, denn der Hafen in List ist für Touris gemacht, da kommt keiner ein zweites Mal. Denen kann man also andrehen, was sie möchten. Auch hohe Preise.

Tja, Pirateninsel, die haben hier ihr Handwerk nicht verlernt, auch wenn die Biike in diesem Jahr unter dem Motto stand: Gegen den Ausverkauf der Insel, für bezahlbaren Wohnraum für Einheimische.

Dafür wird das alte Pionierlager nun doch abgerissen, wie ich der Zeitung entnahm, da baufällig. Etwas Neues muß her, denn noch in diesem Jahr bekommt Sylt 12 zumeist alleinstehende junge Männer aus Afghanistan oder dem Irak als Asylbewerber zugewiesen, die angemessen untergebracht werden müssen. Das Festland ist schon voll.

"Wir holen die Leute vom Bahnhof ab, begleiten sie bei Behördengängen und vermitteln ihnen günstige Möbel... Wir versuchen aber, dass wir diesmal genügend Wohnraum auf Sylt finden", sagt Gotthard.

Es gibt keinen Wohnraum auf Sylt, auch keinen genügenden.