Das Volk der Norweger hatte ein Einsehen und exportierte extra für den Frühlingsanfang einen dicken Batzen Sonnenschein nebst postkartenkitschblauen Himmel gen Sylt.
Losung des Tages: Über ganz Sylt azurblauer Himmel.
Was lag näher, als nach einem anstrengenden Tag die Schalldruckohrenwärmer überzustülpen und im Sand am Strand gen Westerland zu stiefeln, in voller Absicht einen Auszug aus einem der besten Ärzte-Alben abhörend. Das Timing war perfekt. Mit Erreichen der 100 Jahre alten Ufermauer im Bereich Strandübergang Friedrichstraße ertönte das in diesem Blog bereits positiv erwähnte "Westerland" aus den portablen Verstärker. Der Sonnenuntergang gleitete in sein Finale furioso. Wellenreiter nutzten die leicht brandende Nordsee für ihre Brettreitkunststücke, reichlich Volk versammelte sich am Strand, um dem Abbrand des Horizonts in Blutrotorangegelb beizuwohnen.
Die Federwölkchen, die das Abendblau des Himmels fernab der Insel verzierten, waren kunstvoll inszenierte Livegemälde, die von deutschen Fliegerassen mit ihren kerosingetränkten Pinseln in die farbige Leinwand sonniger Apokalypse gezaubert wurden.
Der Winterschlußverlauf im hohen Norden der Republik vollzog sich standesgemäß in anthrazit.
Der Frühlingsanfang ließ sich nicht lumpen und holte alles aus dem Farbkasten, was am heutigen Tag aufzubieten war, und legte einen feinen Sprühnebel frisch aerolisierten Meersalzes über die Szenerie.
Es war schon fast zappenduster, da erhielt ich den Hinweis, ein Heuler sei an den Strand gespült worden, flog dank nachmittäglicher Neuaufladung der Duracell in meinem Kreuz zurück an den Strand und konnte wenigstens noch ein paar 1600-ISO-RAW-Fotos und einen Clip als Beweismittel anfertigen, ehe mich jemand drauf hinwies, ich solle mich entfernen, der macht zurück ins Wasser und krepiert.
Daß ich gar nicht Schuld daran war, sondern jene Trampel, die mit ohne Zoom, dafür mit Blitz an das Tier ranrobbten, das hatte er gar nicht mitbekommen. Ich hatte in der Dunkelheit eh genug Material gesammelt, die Heulerrettung sei bereits unterwegs, ergo trollte ich mich vondannen. Der krepiert definitiv, denn Heulerretter waren nicht im Anmarsch.
An Tagen wie diesen* werden jene Bilder- und Märchenbücher produziert, aus denen den nachwachsenden Generationen im Gedächtnis haften bleibt, auf Sylt ist immer schön, weswegen man hierher kommen müsse.
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* Ja, auch diese Melodei war Bestandteil der Abhöraktion am Strand von Westerland