18. Juli 2013

mit Paranoia bei der Gesangslehrerin

Burkhard Straßmann

In einem plötzlichen Anflug von Selbstmitleid lähmt mich die Tatsache, dass Iris schlank ist und joggt, Ilse sogar schon Marathon gelaufen ist und Steffi und Matthias 15 Jahre jünger sind als ich.
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Auch wenn es immer eine kleine Rolle spielt, so man von einer schönen Maid wehrlos eine physiotherapeutische Bearbeitung erfahren muß, diese Paranoia ist nicht gemeint. Ich hatte eine andere Paranoia mitgebracht.



Ich übergab einen weiteren Teil meiner Zuarbeit für den von ihr ins Auge gefaßten Vortrag auf einem Weiterbildungskongreß des Berufsstandes.

"Mein lieber Herr Gesangsverein..." Das ist ja lustig

Da müssen sie schon noch einen Satz weiter lesen, da steht: Eigentlich müßte es ja meine liebe Gesangslehrerin heißen...


Dann wurde noch einmal das Diagramm in die Mangel genommen, insonders die Bauchschmerzen bei der Interpretation der diskreten Meßwerte, die den Schluß einer direkte Zuordnung von Ereignis und Meßwert als auch umgekehrt nicht zulassen, was allerdings in der gewählten Darstellung leicht möglich ist.

Am Beispiel mehrerer unter Zuhilfenahme von Dopingmitteln durchgeführter Fitneßmaßnahmen konnte aufgezeigt werden, daß es keinen direkten Weg von Leistungssteigerung und Wohlbefinden gibt, sondern immer nur eine Tendenz. Ausnahmen bestätigen diese Regel.

Das wurde dann am Beipiel des Dopingtests erläutert. Trotz Leistungs­stei­ge­rung von 10% wurde ich von meiner Paranoia ein- und überholt, einem knackigen Frauenhintern, dem Mann nur noch hinterher schauen konnte und der immer kleiner wurde. Der Sachverhalt, daß es dazu später eine filmische Umsetzung gab, wurde in der schriftlichen Fassung unterschlagen, doch dafür in der mündlichen Problemdiskussion mit ihr persönlich erörtert.

Also erklärte ich ihr, daß ich regelmäßig Paranoia kriege, wenn Frauen in mei­nem Alter an mir vorbei düsen und keine Leistungsreserve mehr abrufbar ist und es einem endgültig die psychische Stabilität koste, wenn dies auch noch mit einem Kurzfilm über Slipeinlagen für's Turboradeln untermauert wird. Ich bewege mich, doch sie folgt mir nicht, sondern entfleucht mir mehr und mehr.



Die neue Always Werbung ist aber auch so Hitler mit du bewegst dich sie folgt

Der Gesangslehrerin war das herzlich egal, sie amüsierte sich und bemerkte:

Männliches Konkurrenzproblem, nicht wahr? Wir zwei beide schreiben zusammen noch einen Artikel über die Behandlung.

Nö, ich möchte eigentlich nur, daß sie ihren Vortrag mit Bravour absolvieren, die fachkundigen Zuhörer anschließend stehend Beifall spenden und Blumen Richtung Rednerpult werfen.

Sowas gibt es bei uns nicht.

Irgendwie ist das Leben ungerecht. So ein Startenor muß eine halbe Überstunde an seinen Arbeitstag dranhängen, weil die Leute johlend im Zuschauerraum randalieren und ihn auspfeifen, so daß er zur Strafe noch dreimal auf die Bühne gescheucht wird, und sie müssen jeden Tag einfach so nach Hause schleichen. Eigentlich müßte hier im Treppen­haus auch mal so ein Jubelspalier wegen der vorzüglichen Arbeit gebildet werden.


Die Gesangslehrerin setzte sich auf ihren Behandlungshocker und harrte aus, bis ich in der wehrlosen Horizontalen lag, denn Frauen interessiert es über­haupt nicht, wenn Männer stärker als andere sein wollen. Dabei ist die Gesangslehrerin selber eine begnadete Radlerin. Ich glaube, ich bin paranoid.
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Kommentatoren bei Burks über ihre Radelparanoia

...der Trittbrettschreiber am Juli 17th, 2013 7:05 pm

Sex ab 50

Das ist nicht dieses logische und von jeder(m) Postpubertären nach­voll­ziehbare “Ja, jaaa, oh jaaaaaaaa, ja, meeeehr, uuuuooh, jajah, bohhja, jajajajajaje mmhhaaaaja uuuhhhhhaaahaaammm”, nicht dieses anoral­genitalfixierte vorhersehbare Verhalten Erwachsener Artgenossen.
Es ist völlig irrational. Sex hat plötzlich nichts mehr mit Sex zu tun. Da fährst du durch die Gegend mit deinem Fahhrad, dan biegt da so eine Blondine vor dir ab und du fühlst nichts. Gar nichts. Erst wenn Dein Blick auf ihr eierndes Hinterrad fällt, beginnt eine leise, ebenfalls sehr eirige Empfindung, die mit einem Hauch von Erregung zu tun haben könnte. Im selben Momment fällt Dir eine Rechnung ein, von einem Buchversand, die du nicht bezahlt hast. Bilder wachsen vor deinen Augen werden größer, verschwinden wieder. gerichtsvollzieher bei der Arbeit. Mahnungen usw. Dann endlich weißt du es, Sex ab 50 ist ultimative Transzendenz. 50 + sein heißt im Zustand eines permanenten Orgasmus zu sein. Wozu dann noch baggern?
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Zeitungsdieb am Juli 17th, 2013 10:19 pm
@ Trittbrettschreiber: Das ist schon ein geiles Stück Literatur … Applaus! Aber als 50+ kann ich Dir sagen: Das ganze funzt auch ohne unbezahlte Buchversandrechnung, und wie … mag daran liegen, dass ich nicht aufs eirige Hinterrad schaue, sondern ein paar zwanzig Zentimeter darüber *g*