Thierse, nicht gerade als Leuchtturm der Demokratie bekannt, als Leuchte auch nicht, mithin eher ungeeignet, uns zu erleuchten, insofern immer und zu jeder Zeit zitierfähig, für den Spiegel, Herr Thierse fühlte sich bemüßigt, uns das Stinkefinger-Kunstwerk Steinbrücks zu erklären.
Mit seiner Geste habe der Sozialdemokrat keineswegs eine Grenze überschritten, sagte Thierse. Schließlich sei Steinbrück aufgefordert worden, satirisch zugespitzt mit einer Grimasse zu antworten, und habe niemanden persönlich attackiert, sondern vielmehr eine heftige Abwehrgeste gezeigt. Thierse sagte, er halte die "vollständige inhaltliche Nacktheit der CDU-Wahlplakate für erheblich obszöner, weil sie die Intelligenz der Wähler beleidigt".
Nun, wir haben auch nach Klassenkeile und Referat einer Kunstsachverständigen bisher nicht verstanden, was ein Stinkefinger mit einer Grimasse zu tun hat. Wir wissen nur, daß ein solcher, in der Öffentlichkeit gezeigt und dabei von einem unausgeschlafenen Polizisten erwischt, recht teuer werden kann.
Steinbrück hat sich in der Öffentlichkeit mit dieser von deutschen Gerichten als obszön und beleidigend eingestuften Geste als armseliges Würstchen präsentiert. Dafür muß er bezahlen. Nächste Woche. Und was die Plakate betrifft, die sind durch die Bank obszön, erst recht jene der SPD. Es ist kein einziges Milligramm Differenziertheit zwischen den Plakaten der Parteien detektierbar.
Vielleicht gibt es ja da draußen jemanden, der dem alternden Mann erklären kann, daß sich Intelligenz nicht beleidigen läßt, denn die ist nur ein Abstraktum, eine philosophische, soziologische, kulturelle blablub Kategorie.
Beleidigen kann man nur Menschen. In ihrem Menschsein. Was man sich als Gegenstand der Beleidigung raussucht, das ist vollkommen unerheblich. Steinbrück kann ja mal einer hübschen, klugen, interessanten und freundlichen Frau mitteilen, sie hätte einen Stutenhintern, aber der Rest an ihr ist super. Dann versteht er auch nicht, was er mit dem Stinkefinger mitteilte, denn schuldig sind immer die anderen.
Wie Nichtwähler die Demokratie verspielen
Nichtwähler spielen nicht mit der Demokratie, denn sie hören auf Ommi: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Ist wie beim Zocken, wer nicht zockt, der kann nicht gewinnen. Nur wer spielt, kann auch eine Menge verspielen. Menschen, die nicht zocken, ist das aber herzlich egal.