19. Januar 2014

Information als Affe

Dietmar Koschmieder kriegert alleine in einem Infowar herum, der keiner ist, weil es niemanden interessiert. Da auch die Fotoabteilung des Blogs an der Front war, um sich der bildlichen Kriegsberichterstattung zu befleißigen, sei ein Nachtrag gestattet.

Zuerst jedoch ein Einschub. BILD berichtet von der schönen und wortkragen (sic!) Schweizerin Caroline Steinegger (25), die bei Jauch 64.000 Euro erriet.

Mit dem Geld will sie sich einen Traum erfüllen und in den Kongo reisen, um Menschen in Kriegsgebieten zu fotografieren.

Weiß jemand da draußen zufällig, ob ein bißchen Haue den Heilungsprozeß der Frau einleiten oder beschleunigen kann? Oder ist ihr nicht mehr zu helfen?

Weiter mit Herrn Koschmieder, der eine Woche nach dem stillen Gedenken für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg an der Gedenkstätte der Sozialisten seinen kleinen Partisanentanz aufführt.

Der Schreiber dieser Zeilen traf kurz nach 10 Uhr am Friedhof ein – zu diesem Zeitpunkt waren dort mindestens 20000 Personen im stillen Gedenken versammelt. Später stieß der Demonstrationszug mit mindestens weiteren 10000 Menschen hinzu. Und wie immer strömten darüber hinaus von den frühen Morgenstunden bis zum Nachmittag viele Menschen zum Ehrenhain. Es waren mindestens 50000 Teilnehmende, es können aber auch gut 80000 gewesen sein.

Manager und Chefredakteur des Blogs haben den Fotoreporter befugt, sich eine Gegnerdarstellung auszudenken und ungeprüft zu veröffentlichen, da sie dem geschulten Auge des Fotografen vollauf vertrauen. Immerhin war der seit kurz nach Neun vor Ort.

Der Fotograf der Bilder befand sich gegen 10 Uhr am Ort mit dem größten Publikumsverkehr, im zweiten Bild des verlinkten posts abgebildet. Es handelte sich um die Glühweintanke gleich neben der Schalmeienkapelle, also die erste Raststätte auf dem weiten Weg gen Bahnhof Lichtenberg.

Der Fotograf hat keine Ahnung, wieviele Leute bis zu diesem Zeitpunkt, zu diesem Zeitpunkt und zu einem späteren Zeitpunkt an der Grabstätte vorbeischauten. Er kann, so es ernst wird, und er von der Zeitung "Junge Welt" vor Gericht gezerrt wird, Zeugen herbeiführen, die wenigstens genausoviel keine Ahnung haben, wieviel Leute da waren. Sie würden das auch unter Eid bezeugen tun wollen, so es notwendig wird und betonen, daß sie sich ausschließelich dem olympischen Klassenkampf verpflichtet fühlten, Dabeisein ist alles.

Und jetzt mal unter uns Gesangsbrüdern. Gegen zehn waren in etwa um die 5.000 Leute durch. Um zehn machten sich Fotograf und Zeugen ganz langsam auf den Weg nach Lichtenberg, was per strammen Fußmarsch in 10 Minuten erledigt ist, vorigen Sonntag fast eine Stunde dauerte, da wir am T-Shirt-Stand aufgehalten wurden. Der Landfunk berichtete.

Auf diesem langen Marsch kamen uns geschätzt noch einmal 5.000 mit roten Nelken bewaffnete Kämpfer entgegen, was nicht weiter verwundert, da kampferprobte Dschungelkämpfer aus Vietnam die Munitionsdepost am Bahnhof Lichtenberg mit niederländischer Markenmunition aufgefüllt hatten, daß die fast zu bersten schienen.

Nachdem der Fotograf zu Beweiszwecken das Übersichtsfoto der ang­ekün­digten Demo angefertigt hatte, trollte er sich um 11 Uhr vondannen, da es arschekalt war und er keine Lust hatte, auf die restlichen 70.000 Kämpfer, die dann noch kommen sollten, zu warten.

Um 10 Uhr waren am Friedhofsareal an die 2.000 Leute versammelt. Die Dunkelziffer mit eingerechnet, waren an dem Tag um die 30.000 Leute vor Ort. Die 80.000 kann er vergessen. Das kommt davon, daß man zuerst am Alkoholausschank rastet und anschließend alles doppelt sieht.

Der revolutionären Schlufo Koschmieders pflichten wir allerdings bei.

Informationen sind Affen im krassen Kampf.

Und deine Zählkommission, die machste nächstes Jahr alleine.