Hal Faber hatte sich mit einem Trupp verknöcherter Altkommunisten aus dem sonnigen Hannover gen anthrazitfarbenes Berlin aufgemacht, um einen Vorabbericht der üblichen Gedenkdemo (Hal Faber) auszufertigen, damit dieser rechtzeitig vor der Demo die Zukunft weissagt, also das, was definitiv passieren wird.
Hal Faber kam nur bis zum Adolf-Hitler-Platz, an dessen Flanke sich die Sendeanstalt des Reichsfunks, uups, des Landfunks befindet. Schlapp in den Knochen und müde im Geist fragte Herr Faber bei seinen Kollegen nach, ob sie ihn nicht mit den nötigen Informationen versorgen können, bis nach Friedrichsfelde schaffe er es eh nicht mehr, zumal sein Bericht längst in der freien Internetwelt nachzulesen ist. Herrn Faber wurde Nachhilfe erteilt, denn seine Brüder und Schwestern im Geiste waren mit etlichen Kameras, Mikros und Kugelschreibern vor Ort und haben Hal Fabers Vision der verknöcherten Altkommunisten zu Ende getextet und verfilmt.
Die einführenden Worte zum Film werden von Cathrin Böhme vorgetragen, die mit großen Kinderüberraschungsaugen ein Phänomen vorträgt. Nach dem Trenner folgt ein kleiner Text aus dem Einspieler.
Mehrere Tausend Menschen auf dem Weg zum Friedhof in Friedrichsfelde, erinnernd an die Ermordung der Kommunisten und Arbeiterführer Luxemburg und Liebknecht vor 95 Jahren.
Der jährliche Gedenkmarsch ist allein mit dem alten DDR-Ritual heute nicht mehr zu erklären.
Für Rosa und Karl reihen sich mitlerweile auch andere, jüngere Menschen ein, neben all den bekannten, wie Sahra und Oskar.
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Laut Zählung der Veranstalter kamen Zehntausende zur Gedenkstätte der Sozialisten.
Zu Zwischenfällen kam es laut Polizei nicht.
Den Nichtkennern sei ein Detail hinterhergeschoben, damit sie es im Lichte der Hamburger Ereignisse verstehen. Innensenator Henkel würde gerne den Harten statt den Zarten geben und die am Oranienplatz campenden Flüchtlinge in das vorgesehene Quartier nach Hellersdorf expedieren, womit er aus ordnungsamtlicher und rechtlicher Sicht möglicherweise sogar Recht bekommen könnte, würde er vor Gericht ziehen. Er zog mit seinem Anliegen jedoch zu Wowereit. Bei dem biß er auf Granit, denn Wowereit will keinen unnötigen Krawall in der deutschen Hauptstadt. Wowereit will, daß Berlin, Hauptstadt der BRD seine Gäste grüßt und alle lieb hat. Ohne Polizeirandale, wenn es geht.
Vielleicht ist das ein entscheidender Unterschied. Wowereit kann sich gegenüber den Kettenhunden durchsetzen, Scholz nach wie vor nur seine Aktentasche mit stilvoller Eleganz im Hamburger Rathaus über den Flur tragen.
Es geht. Zehntausende demonstrieren und nichts passiert. Das ist im deutschen Erregungsmedienzirkus keine Meldung wert.
Und nächstes Jahr steht Hal Faber etwas früher auf. Gelle? 00:04 Uhr ist viel zu spät.
nur für kurze Zeit:
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