Was wirklich geschah, wissen wir auch nicht. Woher auch? Es hat uns ja keiner verraten. Es läßt sich aber mit ein bißchen gesundem Menschenverstand rekonstruieren, sofern einen Blick in die Aktenlage der Nation wirft. Da wir keine Polizeibehörde und kein Geheimdienst sind, können wir es uns allerdings in Anlehnung an das Münchner Staatstheater erlauben, von den Akten zu abstrahieren, Abstand zu nehmen, und die Ereignisse in der Keupstraße so erzählen, wie sie nie passiert sind. Wenn das Münchner Gericht das darf, dann dürfen wir das als Freigeister erst recht.
Manche Mitarbeiter zuständiger Organe sind ja nicht im NSU-Sumpf untergegangen.
Die haben was läuten hören, da läüft 'ne Nummer ab, wissen aber nicht was, packen ihr mobiles Überwachungsequipment in ein Hartschalenbag, schieben es vor den Laden, werden gebeten weiterzuschieben, hier könnse nicht abstellen.
Ist denen egal, weil 10 Meter weiter die Kameras und Mikros genauso gut funktionieren.
Von der Explosion sind die dann genauso üebrrascht, auch wenn sie eine Ahnung hatten, daß da was passieren wird. Nur darauf sind sie nicht vorbereitet.
Deswegen laufen die nach der Explosion auch so offen und unbeschwert rum. Die haben als Polizisten nichts zu verbergen, nur die Vorbereitung der Überwachungsmaßnahme. Deswegen die Vermummung vor den Überwachnungskameras, aber keine, nachdem das Unglück geschehen ist.
Dann war das das Observationsteam, was da erwischt wurde.
Ab und zu wabert in uns die Fieberphantasie, einen knackigen deutschen Politthriller zu schreiben, denn dieses Genre wird von den deutschen Literaten und Filmern nicht bedient. Der letzte, der sich daran vesuchte, war Dominik Graf mit "Die Sieger", ein klasse Film, der die versifften Zustände im Kreise deutscher Elitpolizisten und -politker ziemlich realitäsnah darstellte, so präzise, daß es seitdem nie wieder eine solche Sezierung innerpolizeilicher Zustände gab. Doch, einmal gab es die noch, als ein anderer Künstler den weinenden Elitepolizisten auf das Titelblatt vom Spiegel hievte, der nie über die skrupellose Hinrichtung von Wolfgang Gramns durch eine Killerkommando der GSG-9 hinwegkam. Der erfindungsreiche Schrifsteller nannte sich damals Leyendecker und schreibt heute unter gleichem Künstlernamen die Geschichten des Fantasy-Spektakels NSU.
All das ist lange her, Polit-Thriller like USA gibt es in der BRD nicht, ergo müssen wir selber einen erfinden. Wir werden uns des Thrillers selber enthalten, sondern stellen stattdessen einige Überlegungen zur Entwicklung des Plots vor, der dann noch auf 300 Seiten ausgewalzt werden muß.
Wenn mich eines Abends eine Schreibschwäche übermannt, walze ich die gestrige Idee mit dem Observationsteam aus, die nur bedingt angreifbar ist.
Die haben nicht gebombt, nicht mal Schmiere gestanden. Die haben einen dicken Deal observiert, möglicherweise auch etwas bechleunigt, dabei aber nicht realisiert, daß sie selber im Focus standen, von Leuten, die den Deal sprengen wollten.
Deswegen hat der auch keine Polizeiweste oder -binde.
Im Prinzip ist das Szenario schon fertig. Ich habe nur keine Lust, das aufzuschreiben.
Eine andere Geschichte ist natürlich, wieso das instrumentalisiert wird, wieso es BMZ in die Schuldakte reingeschrieben wird. Das ist simpel. Damit niemand nachforscht, was damals wirklich lief. Weil es noch läuft? Und weil, wie fatalist vollkommen richtig schrieb, der NSU die Müllhalde unbequemer Mordfälle ist, die entsorgt werden müssen. Tote können sich nicht wehren und Zschäpe hängt wenigstens noch ein bißchen an ihrem jämmerlich verkackten Leben. Die sagt auch nichts. Einfacher geht es nicht.
Das Gesicht, das der Typ macht, ist viel zu offiziell und m.A.n. doch sehr überrascht und betroffen. Die haben wirklich nicht damit gerechnet, daß da eine Bombe hochgeht.
Es heißt, die DDR sei das Abziehbild der UdSSR gewesen, eine Minitiaturausgabe des sowjetischen Staatsaufbaus. Mag sein. Wichtig zu wissen in dem Zusammnehang ist nur ein Aspekt. Kab es im Kreis Probleme, stand zwei Tage später eine Delegation aus dem Bezirk auf der Matte, die bei der Proplemlösung hilflos im Weg stand. Gab es im Bezirk Probleme, rückte Berlin aus und schaute den Problemlösern zu. Das galt auch für die Schutz- und Sicherheitsorgane. Schwierige Ermittlungen vor Ort wurden, so nötig, von oben unterstützt, oftmals mit dem gewünschten Erfolg.
Was der DDR recht, das war und ist der BRD billig. Sie ist in politischer Struktur und Funktionsweise wesentlich das Abziehbild der USA, mit Absicht, denn nie wieder sollte eine solche starke zentralmacht wie Preußen in der Mitte Europas agieren dürfen. Das war zumindest die Intention der Richter im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß, die den Staat Preußen verboten, da er ein verbrecherischer war. So wundert es keinesfalls, daß die Stuktur der BRD eine föderalistische mit all ihren Bauchwehen ist. Die größte Bauchschmerzen bereiten dabei die autarken Befugnisse der Polizeien und Geheimdienste der Länder, die ihren Status eifersüchhtig vor den Einmischungsversuchen des bundes wahren wollen. Ebenfalls oftmals mit dem gewünschten Erfolg. Wenn ein de Maizieré, jetzt derzeit als Minister im Bund versagen darf, sein Versagen in Sachsen geheimhalten möchte, insbesondere seine persönliche Aktie am Sachsensumpf, dann wird deutlich, um welche Kategorie Politiker es geht, um "Die Sieger".
Die Keupstraße zu Köln ist das Konzentrat des Okzidents, der Schmelztiegel des Lebens überwiegend muslimischer Menschen mit alle ihrer Vergangenheit, Gegenwart und fehlenden Zukunft. Tausende Quadratkilometer Land und Wasser, Millionen von Menschen, hunderte widerstreitender Interessen jeder coleur auf wenige hundert Meter Straße kondensiert. Alles, was die große weite Welt in Türkistan bietet, findet sich in dieser kleinen Straße wieder. Istanbuler MAfia, ostanatolische Armut und Bildungsferne, Blutrache, Strebertum der Fordwerker, gemäßigte und militante Kurden, menschliche Wracks und Genies, Graue Wölfe und Linksterroristen. Nicht zu vergessen die elend vielen Normalos, die mit all dem nichts zu tun haben wollen.
Abseits von Generalbundesanwalt, BKA, BfV, den Landespolizeien und Geheimdiensten, BND und MAD gibt es eine Behörde, die bisher gar keine Rolle in den Betrachtungen zum NSU-Märchen von Brüderlein Leyendecker und Schwesterlein Friedrichsen spielte. Das Ministerium für Finanzen, dem die Dienststellen des Zoll zugeordnet sind, wovon für unseren kleinen und feinen Thriller zwei von Bedeutung sind, die Zollfahndung und die Steuerfahndung. Was die Steurfahndung betrifft erinnern wir daran, wie "Die Sieger" mit erfolgreichen und unkorrumpierbaren Beamten umgehen. Roland Koch ließ, als er noch die politische Macht dazu hatte, effizient ermittelnde Beamte psychiatrisieren, das heißt, aus dem Verkehr ziehen, weil sie zu nah bei dicht and der ultimativen Wahrheit dran waren und die Ermittlunsgergebnisse seinem Klüngel gefährlich wurden.
Die Zollfahndung ist ein kleine, feine und sehr autonom operierende Behörde, die ihre Kenntnisse ungern mit anderen teilt, nur wenn die Not ganz groß ist. Das sie keinerlei Kontrolle unterworfen ist und kaum im Folus von Politk und Presse steht, können hier Dinge abgewickelt werden, die in großen Apparaten nicht realisierbar wären, da man keine Kantinengespräche zu diffizilen Dingen wünscht.
Zollfahnder beschäftigen sich mit allen grenzüberschreitenden Delikten und Finanzen, also auch Falschgeld, Waren- und Menschenschmuggel, Drogen, Waffen, schnellen Autos, schönen Frauen, einfach alles, was auch die Polizei beschäftigen könnte, wenn da nicht die Eifersüchteleien wären.
Die Zollfahndung am Flughafen Köln-Bonn kam einem dicken Ding auf die Spur, ließ die Nummer aber erst mal laufen, um zu eruieren, was da im Hintergrund abläuft. Das ie über eigene Fandunsgmöglichkeiten verfügt und nciht auf BKA, BND oder Verfassungsschutz zurückgreifen muß, kommt sie mit den Ermittlungen ziemlich weit. In der Endphase verdichten sich die Hinweise, daß in Kürze in der Keupstraße eine große Nummer abgezogen wird, was genau weiß man immer noch nciht, aber so dick, daß die zolleigenen Observatiosnteams in den Fall involviert werden.
Ab diesem Zeitpunkt ist ein kleiner Abschnitt der Keupstraße unter ständiger Beobachtung, um alle Verbindungen in dem Fall offenlegen zu können. Die Observanten haben nur ein Problem. Fremdländer, also Deutsche, bleiben in der Keupstraße nicht lange unentdeckt, sind selbst Objekt der Beobachtung. Die Zollfahnder wissen das und taten ihr möglichstes, um ihre Anwesenheit zu verschleiern. Sie waren gut, ziemlich gut. Sie präparierten zwei Fahrräder mit Hartschalenbag, die ihre verlängerten Augen und Ohren waren. In den geräumigen Kästen war genug Platz für Kameras, Mikros, Akkus und Funk. So konnte man die Räder unauffällig in der Nähe des zu observierenden Objektes deponieren und selber 200 Meter entfernt im Kastenwagen die Szenerie beobachten, in sicherer Entfernung von den Geschehnissen und Objekten der Begierde.
Bis es knallte.
Die beiden ersten Beamten brauchten zwei Minuten, bis sie am Tatort aufschlugen und ihren Augen kaum trauten, denn mit dieser Entwicklung hatten auch sie nicht gerechnet. Sie waren Observanten, keine Fallermittler. Sie waren die Schatten der Täter, ihre ständigen Begleiter. Sie waren schockiert, denn darauf waren sie von ihren Vorgesetzten nicht vorbereitet worden.
Und so schauen sie auch drein.
Was uns zu der Frage veranlaßt, warum die ersten beiden Vollzugsbeamten am Tatort nicht als Zeugen aussagen mußten, denn sie wären die Kronzeugen schlechthin, die am Monitor in ihrem Kastenwagen Uwe und Uwe die Keupstraße entlangschlendern sehen haben müssen. Haben sie aber nicht. Oder sie haben es bis heute niemandem verraten. Schon gar nicht dem Richter Götzl. Was die Frage aufwirft, wo Uwe & Uwe waren, als sie die Keupstraße nicht bombardiert haben?
Den Thriller zum Plot schreibt ihr euch alleine. Da können schöne türkische Frauen vorkommen, die ins Land geschmuggelt werden, Opium, nicht nur für den Eigenbedarf, Waffen, PKK, Graue Wölfe, Türkenmafia, Falschgeld, Blutrache, die ganze Politmischpoke usw.
Der Phantasie, wen und was die Zollfahnder observierten, sind keine Grenzen gesetzt.