3. August 2014

NSU: tätowiert im Urlaub auf Fehmarn

Vorab die kurze Erklärung, daß wir nicht mit BMZ verwandt noch verschwägert sind und uns somit frei Schnauze äußern (dürfen können).



Fatalist hat einen Teil der Gerichtsakten / BKA-Akten zum download bereitgestellt, in der Hoffnung auf Tatoos zu stoßen. Es handelt sich um ein 400-Seiten-Konvolut erschreckender Banalität, das die Zeugenvernehmungen zu den Urlaubsaufenthalten von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe (BMZ) bzw. Tschäpe (BKA 28.03.2012, S.345 und S. 370) beinhaltet.

Tätowierungen werden auch noch vorkommen, doch das dauert lange, da erst gegen Ende der Akte präzise Aussagen dazu gemacht werden.

Es sei uns zuvorderst eine pauschale Bewertung des Dokumentes gestattet, ehe wir uns in Einzelheiten verirren.

Da wir keine Kriminalisten sind und unser grottenschlechtes Kriminalverständnis in jungen Jahren durch den Tatort kultiviert wurde, mögen uns kriminalsachverständige Mitbürger verzeihen, aber auf die miese Qualität der Tatort-Filme hatten wir nie Einfluß. Wir lesen den Leitzordner also eher wie einen Groschenroman.

Auffällig ist, daß mehrere Dinge fehlen. Es fehlt uns eine Art Synopse der Akte, die Zusammenfassung der erfaßten Zeugenaussagen. Es fehlen definitiv alle Elemente, die eine Entlastung der Beschuldigten belegen könnten. Staatsanwaltschaften sind auch zur Erhebung dieser Tatsachen verpflichten. Das haben sie unterlassen. Es fehlt die Empfehlung an Vorgesetzte, wie mit der Akte umzugehen ist. Vorgesetzte wollen auf einer DIN-A-4-Seite alle relvanten Informationen in merkbarer Form.

Die Akte selber leistet keinen Beitrag, in Worten Null, zur Aufklärung von Straftaten im Sinne der Anklage. Im Gegenteil. Die meisten Zeugenaussagen geben eine sehr positive Charakterisierung der Protagonisten BMZ ab.

Da das positive Sozialbild jedoch im Prozeß in München keine Berücksichtigung fand, kann die Akte im Grunde geschlossen und verworfen werden, wenn da nicht ein paar Dinge wären, die eine Erwähnung verdienen.

Die Akte selber zeichnet eine erschreckendes Bild über die Polizeiarbeit in der BRD. Man wundert sich, wie überhaupt noch Verbrechen aufgeklärt werden, wenn die Polizisten von ihren Vorgesetzten und vorgesetzten Behörden mit derlei Kinkerlitzchen belästigt werden. Erschreckend sind die Fähigkeiten in deutscher Rechtschreibung und Grammatik. Deutschlehrer hätten ein reiches Betätigungsfeld, wenn sie sich bei der Polizei bewerben würden, um die Fähigkeiten von Polizisten zur schriftlichen Darniederlegung ihrer Gedankenarmut auf das nächsthöhere Level anzuheben.

Und schlußendlich findet man in der Akte das gesamte Spektrum an Polizeicharakteren. Das reicht vom Dorfpolizisten, aus Datenschutzgründen werden wir die nicht benennen, bis zum stramm ideologischen Hellseher beim LKA SH, der altklug weiß, wo Bertl den Most abholen muß.

Einige Bonbons deutscher Polizeiwertarbeit seien vorangestellt, ehe es um den guten Ruf von BMZ geht.

10.01.2012, Schreiben von Tillinski, KHK, LKH SH, S. 47

Sehr geehrte(r) ABC XYZ,
wie Ihnen eventuell aus der Medienberichterstattung bekannt ist, haben Beate Zechäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mehrfach auf Fehmarn auf dem Campingplatz ,Wulfener Hals" Urlaub gemacht. Dabei haben sie sich "Gary", "Max" und "Liese" genannt.


Zu deutsch. Wir, das LKA SH, habe in der Zeitung gelesen, daß drei Verdächtige auf Fehmarn Urlaub gemacht haben. Was sagen sie dazu?

07.02.2012, LKA Brandenburg, Staatsschutz Eberswalde, S.56

Die Zeugen Frau, Mann und Kind erschienen gemeinsam am Vernehmungsort und wurden zusammen zur Sache befragt.

Nach unseren Erkenntnissen fiel eine Abstimmung zum Sachverhalt wegen des überschaubaren Personenkreises am Ende der Vernehmung aus.

Jetzt kommt ein Bonbon, der Täterbeweis!

06.02.2012 um 09:33:26 Uhr, Engel, KK, S. 65

Ich habe die auf Lichtbildnummer(n): 7
abgebildete(n) Person(en) zweifelsfrei als Täter wieder erkannt!
Unterschrift der Zeugin




Leider ist in der gesamten Akte keine Hinweis aufgefunden worden, für welche Tat der identifizierte Täter verantwortlich gemacht wird. Dieses Blatt, siehe oben, hat das BKA schlicht weggelassen.

Nun fragen wir uns , welche Wahllichtbildvorlage der Zeugin am 6. Februar 2012 (!) vorgelegt wurde? Das ist jene, die laut Akte seitens des BKA am 16.11.2011 angefertigt wurde. (S. 63 der PDF-Datei)



Das Szenario wiederholt sich dann mit Uwe Mundlos (S. 70/72) und Beate Zschäpe (S. 78/79 u. 85), Zschäpe allerdings mit 16 Vorlagen statt nur 8.

Eigentlich können wir unseren Vortrag zur Aktenlage der Nation an dieser Stelle abbrechen. Wer im Februar 2012 Zeugen auf einer Wahllichtbildvorlage Böhnhardt identifizieren läßt, der tickt nicht mehr ganz richtig. Der Wert dieses Sachbeweises ist identisch gleich Null, nado, nix, denn jeder pflichtbewußte Einwohner Deutschlands, der Tagesschau kuckt oder Spiegel-Online konsumiert oder glaubt, BILD sei Verkünder der reinen Wahrheit, hätte zu diesem Zeitpunkt BMZ auf jeder beliebigen Vorlage herausgepickt, denn da waren die wirklich durch alle Medien durchgenudelt

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Da wir, genauso wie das BKA, keine Ahnung von Systematisierung haben, dröseln wir es chronologisch auf. Die Seitenzahlen beziehen sich auf die PDF-Datei.

17.01.2012, schriftliche Antwort, Zeuge, S. 11

Da ich auch keine Unterhaltung der drei Personen mitbekommen habe, kann ich nicht
sagen, wie Sie sich genannt haben. Was ich mit Gewissheit sagen kann, ist das die Personen mit einem VW Multivan, dunkelgraumetallic,
mit Kfz-Kennzeichnen ,,ZW" angereist waren...
Möchte noch anmerken, dass die Personen sich in keiner Art und Weise auffällig benommen haben, sondern eher wie die meisten anderen Camper auf dem Platz.
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18.11.2011, Wulfen Fehmarn, Rezeptionistin S. 13/14

Mir fällt nun ein, dass einmal ich mit, ich meine, Andre Eminger telefoniert hatte. Es ging um einen Sondernachlass auf die Zahlung wegen der Langen Buchungsdauer während der Hauptsaison. Es gab nachher 5 % Rabatt auf die 201 1er-Buchung.
Ich kann hier in einem Journal Eminger, Susan, auf den Nummern 5 und 6 zwei Kreuze machen.

Frage:
Wissen Sie noch unter welcher Telefonnummer Sie mit ihm gesprochen haben?
Antwort:
Die, die im System ist.

Rezeptionistin S. 15

Frage:
Haben Sie Kopien der Ausweise der Mieter bei sich angelegt oder gespeichert?
Antwort:
Nein.
Frage:
In Ihrem System ist eine Ausweisnummer der Frau Eminger hinterlegt. Durch wen ist die angegeben worden?
Antwort:
Durch die Person selbst.
Frage:
Findet eine Kontrolle der Ausweisnummer statt?
Antwort:
Nein. Der Anmeldebogen wird mit der Post zu uns geschickt.

Rezeptionistin S. 17

Frage:
Sie haben einen Zettel uns übergeben mit zwei Autokennzeichen. Einmal Z - AV 35 und einmal Z - BA 938. Was hat es damit auf sich?
Antwort:
Das waren die zu den Aufenthalten angemeldeten Fahrzeuge

Drohung durch die Vernehmer Tillinski, KHK, und Köhnke, KOK, S. 18

Anmerkunq:
Frau XYZ, ich muss Sie abschließend drüber in Kenntnis setzen, dass wir Sie zur Verschwiegenheit verpflichten...
Des Weiteren weisen wir Sie darauf hin, dass der Sachverhalt durchaus im Rahmen werden müssen, bekannt werden könnte mit den für Sie und Ihren Arbeitgeber erdenkbaren Konsequenzen.
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24.01.2012, schriftliche Antwort, Zeuge S. 25/26

Welche Fahrzeuqe wurden genutzt: VW T5 Kombi neuestes Modell inkl. Facelift, eventuell Multivan. Fahrzeug hatte Zwickauer Kennzeichen und war mit Werbung eines Zwickauer VW Händlers beklebt, der VW war dunkel (schwarz)

Insgesamt waren die Personen in und um M86 sehr unauffällig und grüßten höflich. Lärm oder ähnliches wurde nicht wahrgenommen.
Mit freundlichen Grüßen
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01.12.2011, Vernehmung Zeugin S. 32/33

Frage:
Sind Ihnen bei den Personen aus dem Wohnwagen M 80 irgendwelche körperlichen Merkmale wie Tätowierung etc. aufgefallen?

Antwort:
Nein. Aber beide waren sehr muskulös. Sie hatten kurze Haare, waren durchtrainiert, also sehr sportlich. Sie war schlank und hatte eine gute Figur. Auf jeden Fall ob sie durchtrainiert war, kann ich nicht sagen.
Frage:
In welchem Verhältnis standen die Personen aus M 80?
Antwort:
Das weiß ich nicht.

Frage:
Können Sie mir sagen, welche Fahrzeuge durch die Personen, die in M 80 gewohnt haben, genutzt worden sind.
Antwort:
Es war ein schwarzer oder grauer T4 oder T5. Ich meine aber, T5 der war neuer. Mit
Kennzeichen PCH.

S. 38

Frage:
Gab es irgendwelche Auffälligkeiten im Verhalten der Personen aus M 80?
Antwort:
Nein. Gar nicht.
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17.01.2012, schrifliche Antwort, Zeugin S. 48 handschriftlich

Die genannten Personen verhielten sich völlig unauffällig.
Liese hieß angeblich richtig Susann Pohl.
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07.02.2012, kollektive Vernehmung LKA Brandenburg, Sohn, S. 56

Felix:
Max erzählte, dass er in Zwickau arbeite. Er hatte einen Laptop dabei. Was das für ein Modell war, weiß ich nicht mehr. Ich bin gut mit denen klargekommen, wir hatten z.B. Karten gespielt. Ich kann mich erinnern, dass er einen normalen Block mit Karopapier herausgeholt hatte und dann haben wir ein Spiel, das sich ,Käsekästchen" nannte, gespielt. Das hat er mir beigebracht. Er konnte das sehr gut und hat meistens gewonnen.

Vater, S. 58

Ich kann mich daran erinnern, dass sie im ersten Jahr (2007) mit einem dunklen PKW Kombi mit Zwickauer
Kennzeichen (ZW-) gereist sind. Felix meint, es könnte ein VW- Passat gewesen sein. Mit diesem Fahrzeug ist nur Gary gefahren. Er erwähnte noch, dass er beruflich Kurierfahrer sei und viel fährt und sie deshalb ihren ganzen Jahresurlaub auf dem Campingplatz verbringen, um Ruhe zu haben...

Frage:
Gab es im Jahr 2007 besondere Gewohnheiten der Beschuldigten?
Herr XYZ:
Sie haben auf jeden Fall länger geschlafen als wir. Aber ansonsten waren sie sehr unauffällig. Sie waren normal
gekleidet, haben mit uns zusammen gegrillt, jeder hat etwas dazu beigesteuert. Es gab keinen Streit. Max hat viel
gelächelt, Gary war etwas stiller.

Engel, KK, S.60

Herr XYZ erkannte den Beschuldigten Mundlos als Max, das Kind ebenso. Auch erkannten beide den Beschuldigten
Böhnhardt als Gary. Die Beschuldigte Zschäpe wurde als Liese identifiziert.
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08.02.2012 Nachtrag zur vernehmung vom 07.02.2012
Durch die Frau XYZ konnte die in der Vernehmung erwähnte Teefonnummer der ,Liese" bzw. ,Susann Pohl' (Beate ZSACHÄPE) nachgereicht werden. Diese laute 0162-7000587. Die Telefonnummer wurde überprüft und ist einer gewissen Frau
Beatrix JAHN
wh. 08060 Zwickau, Polenzstraße 2
durch die Vodafone AG & Co. KG zugeteilt worden