30. September 2014

NSU: Dauerfeuer auf die Polizei - ein Schuß, kein Schuß


Symbolfoto: So sieht es aus, wenn man seinem Kumpel mit einer Flinte das Gehirn aus dem Schädel bläst. Der bekommt für den Bruchteil einer Sekunde nochmal ein schönes Feuerwerk zu sehen.

Es war ja frühzeitig bekannt, daß die Bankräuber aus Eisenach in Stregda ein wahres Feuerwerk entfachten. Erst feuerten sie mit Dauerfeuer auf die heranrückende Polizei, dann feuerten sie sich gegenseitig um, und schlußendlich verfeuerten sie ihr Wohnmobil.

In Wirklichkeit war es wohl etwas anders. Schnecke 14, Rufname von fahrt langsam und laßt euch Zeit, eilt nicht, bekam über Funk das Signal, sie mögen nach Stregda fahren, wo ein Wohnmobil brennt, in dem sich die Bankräuber erschossen haben. Ergo schlenderten sie durch Stregda und frugen eine aus dem Fenster schauende Anwohnerin, wo hier ein brennendes Wohnmobil stünde.

"Hier brennt nix, es riecht nur merkwürdig."

Nun, es brannte dann doch.

Die deutschen Medien ließen nichts anbrennen und dichteten um diese Banalität die schicke Kurzprosa, die wir eingangs erwähnten.

Für die ganz vielen Mitbürger, die nicht wissen, was Dauerfeuer ist, wollen wir es erklären. Im Grunde ist es das gleiche wie bei einem Fotoapparat, der die Modi Einzel- und Reihenaufnahme bietet. Ist der Modus Einzelaufnahme aktiviert, ergibt der Druck auf den Auslöser ein Bild. Der Auslösevorgang muß per Fingerdruck für ein weiteres Bild neu ausgelöst werden.

Bei der Reihenaufnahme werden die wesentlichen Parameter für das Bild beim ersten Auslösevorgang festgelegt, mitverfolgende Scharfstellung usw. lassen wir mal außen vor, und alle weiteren Bilder anschließend aufgenommen, bis der Finger den Auslöseknopf losläßt.

Variante drei wären manuelle Dauerfotos im Einzelbildmodus. Der Finger betätigt so oft den Auslöseknopf, bis die Kamera den Dienst wegen Überanspruchung des Datentransfers zur Speicherkarte versagt.

Dieses Wissen ist außerordentlich wichtig, und wir wissen sehr genau, wovon wir reden, denn in 90% aller Fälle des Dauerfotomodus ist von 5 hintereinander angefertigten Bildern wenigstens eines ein Volltreffer, also scharf und Motiv getroffen. Vier Bilder landen im Müll, da nix geworden. In 10% aller Fälle ist nicht ein einziges Foto aus dem reichlichen Bildfundus nutzbar.

Im Einzelbild-Modus ist das schwieriger, da die Körperhaltung beim Fotografieren anders sein muß. Die geringste Erfolgsquote hat die manuell betriebene Dauerfotografiererei. Die Kamera wird unter Garantie verrissen. Das Bild unbrauchbar.

Dauerfeuer geht immer. Bei dem einem muß man sich anstrengen, bei dem anderen kann man ganz entspannt zuschauen, was passiert, weil es automatisch erledigt wird.

Die besten Ergebnisse gibt es nur bei idealen Bedingungen, außerordentlich viel Ruhe für das Fotografieren und ausreichend technischer Reserve in den Belichtungswerten. Man kann übrigens auch eine 1/800 Sekunde verreißen. Das ist kein Hit.

Dauerfeuer, um es kurz zu machen, heißt: Mal schießt es, das Gewehr, mal schießt es nicht. Oder mal wird es geschossen, mal nicht. Kommt darauf an, was der Beobachter gerade mißt, den Schußvorgang des Gewehrs oder den Schießenden.

Und je nachdem, welchen quantenphysikalischen Zustand man forensisch gerade am Wickel hat, erhält man als Ergebnis: Das Gewehr hat gefeuert, das Gewehr hat nicht gefeuert. Entscheidend für die Festlegung auf das eine oder andere ist der Zeitpunkt und die Intensität der Messung, die den Untersuchungsgegenstand natürlich verändern. Wir danken Herrn Albert Einstein und Gleichgesinnten für ihre wegweisenden Entdeckungen auf diesem Gebiet.

Genau das konnte das BKA unter Führung des weltweit geachteten Schußwaffenforensikers Dipl.Phys. Nennstiel in einem Behördengutachten gemäß §256 StPO nachweisen, indem es die Einsteinsche spezielle Schußwaffenrelativität zugrunde legte.

Mit Gutachten vom 20.03.2012 wurde behördlich und strafprozessual beglaubigt, daß die eingangs des Posts beschossenen Polizisten nicht beschossen wurden, oder vielleicht doch, aber im Grunde läßt es sich nicht aus dem vorliegenden Material, dem Geschoßmantelteil mit Nr. 50029, schlußfolgern. Ende der Durchsage.

Hier liegt also der Fall vor: Sie schoß nicht.

5.3 Schusswaffensystembestimmung

Die auf dem Mantelteil erkennbaren Verfeuerungsspuren erlauben keine Aussage zu dem bei der Tatausübung benutzten Waffensystem. Derartige Laufmerkmale von originalen Waffenläufen sind hier nicht bekannt.


Gleiche Behörde, gleicher Physiker, gleiche Waffe, die seit November 2011 bekannt ist, und vor allem gleiches Geschoßmantelteil (Nr. 50029), allerdings einen Tag später und eine kleine Änderung im Meßverfahren, Beschußmunition als Analysegegenstand, schon paßt alles. Wieder in einem Behördengutachten gemäß §256 StPO, wobei außen vor bleiben muß, um welche Behörde es diesmal geht.

5.1 Spurenuntersuchung der Vergleichshülsen

Damit ist nachgewiesen, dass das Geschoss, von dem das Geschossmantelteil stammt, mit der Sammlungsnummer 50029, als Patrone aus dem Lauf der oben bezeichneten Waffe
Maschinenpistole, Modell Pleter 91, ohne Nummer, Kaliber 9mm Luger
verfeuert wurde.


Hier liegt der Fall vor: Sie schoß doch.

Jetzt mal unter uns Physikern, Herr Nennstiel. Was für ein Geschoß habt ihr untersucht, und was kann damit nachgewiesen werden? Vor allem bezüglich das Tags zuvor untersuchten Geschoßmantelteils, das eben nicht in wesentlichen Teilen mit der Beschußmunition in Übereinstimmung zu bringen ist. Eine Feldbreite von 3,2-3,4 mm der Vergleichsmunition ist etwas vollkommen anderes als jene von 3,1-3,3 mm des Geschoßmantelteils. Wieso wurde nicht untersucht, ob der Pleter ein veränderter Lauf angeflanscht wurde, oder ob es sich doch um einen serienmäßigen Systemlauf handelt? Wo kann das nachgelesen werden?

Jetzt mal unter uns Deutschen, Herr Nennstiel. Es geht ja hier letztlich für die Angeklagten um Strang oder Erschießen. Da ist es nicht unerheblich, mit welcher Wortwahl den Richtern die Todesstrafe schmackhaft gemacht wird.

- tragen Waffenspuren, die ... geeignet erscheinen
- wurden Übereinstimmungen ... festgestellt
- damit ist nachgewiesen


Das ist Schwurbeldeutsch*, das in einem Gutachten nichts verloren hat, es sei denn, da sich Stabstrich drei aus 1 und 2 herleitet, die Nummer drei wird genauso formuliert. Wir formulieren das jetzt mal so, daß es auch ein Bürger versteht, der nur den Abschluß der Volkshochschule nachweisen kann.

Die für die Begutachtung vorgelegte Vergleichsmunition kann mit den bei uns genutzten Geräten untersucht werden. Einige Merkmale decken sich mit dem gestern untersuchten Geschoßmantelteil. In anderen physikalischen Eigenschaften unterscheiden sich Tatortfund und Vergleichsmunition. Auf Grund der festgestellten Spuren kann nicht mit Gewißheit belegt werden, daß das Geschoßmantelteil der Rest einer mit dieser Waffe abgefeuerten Patrone ist. Es kann auch aus einer anderen Waffe abgefeuert worden sein.

Im übrigen belegt das Gutachten an keiner Stelle den Nachweis der Übereinstimmung, sondern behauptet ihn ausschließlich in Feststellungsform. Das ist so. Basta. BKA. Den Nachweis bleibt man schuldig.

Egal, die eingangs erzählte Kurzgeschichte ist damit trotzdem eindeutig bewiesen. Mal wurden die anrückenden Polizisten beschossen, mal nicht. Hängt von dem Meßverfahren ab.

Wer die Polizei mit Ein-Schuß-kein-Schuß begrüßte, das hat das BKA nicht untersucht. Das wird gerade ermittelt.

Die Ermittlungen des Generalbundesanwaltes zu einzelnen Tatkomplexen des NSU dauern an. (Dr. Burbaum)

Herr Einstein, wir verneigen uns vor ihrer Theorie zur Relativität der Schußwaffen.

Wer nicht fragt, bleibt dumm. Das BKA wurde gefragt, und nun sind wir immer noch dumm.
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anmerkung

Insofern nehme ich mir die Freiheit heraus, ganz viele Details als vollkommen banal und unwichtig einzusortieren, weil sie ob ihrer aufgeblasenen Größe den Blick auf das Ganze verstellen.

fatalist

Wer behauptet, die Details seien unwichtig, der irrt sich gewaltig.

* Wer den ersten Satz des Kapital (MEW 23) kennt, der weiß, warum die gutachterliche Formulierung auf das Genaueste auf Plausibilität geprüft werden muß, denn der schöne Schein der Erscheinung war all zu oft eine optische Täuschung.

Das Kriminallabor des BKA erscheint als gigantische Waffensammlung, deswegen sollten wir uns mal genauer damit beschäftigen, welche Waffen für den Mord an Uwe & Uwe entbehrlich waren. So würde DIE ANMERKUNG sein Hauptwerk Der NSU einleiten.