Wir hatten es wenigstens versucht und die in uns schlummernde masochistische Ader befriedigen wollen, indem wir nebenbei den Tatort laufen ließen. Das sollen wohl die besten Kommissare sein, die der Gruselfunk im Angebot hat. Nach 60 Sekunden Selbstquälerei haben wir sie abgemurkst, denn beginnender Hautausschlag, Muskelzuckungen, Herzrasen als auch kalter Schweiß auf der Stirn zeugten davon, daß uns hanebüchene und grottenschlechte Krimikost verabreicht werden sollte, der wir selbst im festen Willen um Selbstzüchtigung nicht gewillt sind, Folge zu leisten.
Nach Ausstrahlung des Films wurde bekannt, daß ein "echtes Phantombild" für die unterirdisch schlechte Handlung genutzt wurde.
War es vor 13 Jahren eine Praktikantin, die eine Foto von Uwe Mundlos in einen Tatort hineinschneiden ließ, so diesmal eine nicht näher bezeichnete Verantwortlichkeit, die das Bild im Internet und für die dünne Handlung ausreichend fand.
Gegenüber Meedia sagt WDR-Pressesprecherin Barbara Feiereis zum aktuellen Fall: “Laut zuständiger Produktionsfirma Bavaria Fernsehproduktion wurde für das im Film gezeigte Foto eine Vorlage aus dem Internet verwendet. Es war nicht bekannt, dass es sich bei dieser Phantombild-Vorlage um ein in einem realen Ermittlungsverfahren benutztes Bild handelt.”
In der HAZ ist die folgende Erfindung abgedruckt.
Die Polizei Hannover nahm am Tag nach der Ausstrahlung Stellung zu der Verwendung des Bildes. "Wir sind irritiert über die Verwendung einer originalen Phantomskizze zu einem ganz anderen Sachverhalt", sagt ein Polizeisprecher auf Nachfrage dieser Zeitung.
Jede Wette, daß die nie mit jemandem von der Polizei telefoniert haben.
Wir machen einen kleinen Abstecher in die echte deutsche Pressefreiheit, in jene, die erlaubt ist, wenn es mal nicht um die unverbrüchliche Freundschaft mit den USA, die Demokratie oder die Ukraine geht. Dann darf jeder schreiben, wie ihm beliebt.
blick.ch: Echtes Phantombild beim «Tatort»? - zeigte der Kölner «Tatort» ein reales Phantom-Bild
Rheinische Post: Kölner "Tatort" zeigt verblüffend echtes Phantombild
Eine andere als die oben zitierte Sprecherin gab einer anderen Zeitung eine vollkommen andere Darstellung des Hergangs.
Laut der Produktionsfirma "Bavaria Fernsehproduktion" handele es sich um einen Zufall. "Die Bilder sind extra für den "Tatort" hergestellt worden, die Ähnlichkeit mit dem Phantombild ist Zufall", sagte eine Sprecherin auf Anfrage.
Nun haben wir, dem Tatort sei dank, doch noch ein knackiges Kriminalrätsel zu lösen, denn wir grübeln darüber nach, was die Unterschiede zwischen einem echten, realen und verblüffend echten Phantombild sind, und wie die Polizei diese Feinheiten in der Täterfahndung umsetzt.
Abschließend noch ein Wörtchen zum Propagandaverbrecher Oliver Georgi, der seine Aufsätze in der sterbenden Frankfurter Arbeiterzeitung abliefert.
Es ist zumindest nicht das erste Mal, dass ein echtes Phantombild in einer Kölner Tatort-Folge auftaucht: In der Folge „Bestien“ fand sich 2001 in einer fiktiven BKA-Aktie ein reales Fahndungsfoto des NSU-Terroristen Uwe Mundlos aus dem Jahr 1998.
Erstens handelt es sich um ein Foto von Uwe Mundlos. Ein Phantombild geht anders. Eines von beiden geht bezüglich des Bildes nur. Zweitens gab es 2001 noch gar keinen NSU, und wenn dann gerade so, eigentlich erst 2002.
Drittens könnte so ziemlich alles verjährt gewesen sein, was man Mundlos Ende der 1998 in die strafrechtlichen Schuhe schieben wollte. wo es strafrechtlich gar nichts gab.
Im Jahre 1998 gab es alles mögliche, aber definitiv keinen NSU-Terroristen Uwe Mundlos. Der NSU-Terrorist ist ein Phantombild, das sich ein FAZ-Autor aus dem Arsch gezogen hat, egal ob es ein echtes, reales oder verblüffend echtes ist. Es ist und bleibt ein Phantombild.
Sollte uns Georgi gerichtsfest nachweisen können, daß wir Unrecht haben, kaufen wir ein 10-Jahres-Abo der FAZ cash und im Voraus.
Ganz am Ende noch ein schönes Rätsel für all jene Krimifreunde, bei denen noch genügend Öl die Synapsen umspült, auf daß diese heftig klackern können. Trotz Polizei-Dementi, trotz widersprüchlicher Aussagen aus der Produktion... Kann es möglich sein, daß die Polizei es gerne sehen würde, wenn mal eine falsches verblüffend echtes Phantombild als Foto oder Strichmännelabbild im Tatort eingeschmuggelt wird, exakt genauso wie ein BMW oder ein VW im Tatort auftaucht? Das wäre so eine Art Schleichfahndung mit deutlich mehr Reichweite als XYZ.
Also nur mal so die Überlegung, ob das Foto von Mundlos oder das zufällig dem echten Phantombild ähnliche und extra für den Tatort hergestellte Bild dazumal und justamente absichtlich in den Filmwerken platziert wurden.