19. September 2014

NSU: Verschwör dich auch du!

Warum sprengten die Auftragnehmer des BKA in Zwickau die falsche Wohnung?

Kleiner Scherz. Es lief alles so, wie es nicht laufen sollte, aus dem Ruder und schief.

Götzl-Groupie Friedrichsen war von 2 DIN-A4-Seiten Text aus dm Staatstheater München dermaßen erschöpft, daß eine Dichterkollege aushelfen mußte. Er nennt sich Björn Hengst und ist uns bisher nicht durch Sachkunde aufgefallen, was wir an einem aktuellen Beispiel beweisen wollen.

SPIEGEL ONLINE 18. September 2014, 18:57 Uhr
NSU-Prozess

Der Fehler der Fallanalytiker


Herr Hengst. Wir entwickeln den Plot für den großen Krimi-Zweiteiler der Degeto, der das deutsche Krimivolk zum Weihnachtsfest an die Flimmerkiste binden soll. Für die Hauptrolle mußten wir Veronica Ferres nehmen, das war so eine kleine Kröte, die wir geschluckt haben, sonst hätten wir den Politthriller nicht entwickeln dürfen.

Ermittler waren jahrelang fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es sich bei dem Anschlag in Köln um eine Milieustraftat handelte, auch bei der Mordserie ermittelten die Behörden nicht konsequent in Richtung Rechtsextremismus.

Auch wenn wir in der jeweiligen Idee des Tages fälschlicherweise als Fallanalytiker rüberkommen, sei an dieser Stelle noch einmal betont, daß wir begeisterte Krimiploterfinder und in diesem Metier ausschließlich der Phantasie verpflichtet sind. Keiner Analytik und keinem Fall. Nur der Logik. Bei uns ist also nix fälschlicherweise sondern alles an seinem richtigen Platz. Was nicht paßt, wird bei uns nicht passend gemacht, wie bei den Leuten vom BKA, sondern fliegt raus.

Ah ja, so eine Szene mit Bomben in einer Straße hatten wir ganz zu Anfang auch in unserer Überlegung drin. Die Knete für ordentlichen Rumms im Film kriegen wir von der Degeto rüber gereicht. Aber, dann haben die Dramaturgen entschieden, daß das reichlich an den Haaren herbeigezogen ist, weil die Schieber des Fahrrades eher wie Observanten des Zollkriminalamtes aussehen, denn wie Böhnhardt und Mundlos. Auf dem Video ist alles mögliche erkennbar, doch weit und breit kein Böhnhardt.

Da wir einen bodenständigen, also vor allem nachvollziehbaren und logischen Krimiplot entwickeln, haben wir die Szene wieder rausgeschmissen, klaut wertvolle Sendezeit zulasten der Kommissarin Ferres und hilft keinesfalls, die Geschichte zu entwickeln. Sie verwirrt. Alle Szenen gestrichen. Die haben mit Naziterror nichts zu tun.

In unserem großen Krimi sind drei Verbrechen übrig geblieben. Der Mord an einer Polizistin und Mordversuch an einem Polizisten, der Doppelmord an zwei jungen Männern und die vorsätzliche Inbrandsetzung ihres Wohnmobils, sowie die Sprengung einer Wohnhaushälfte in einer sächsischen Stadt.

Wir sind fast geneigt, die letzte Tat auch noch rauszuschmeißen, weil die Verbindung zum Doppelmord im Wohnmobil eher konstruierter Natur ist, sehr locker und somit für den erfahrenen Krimifan zu leicht durchschaubar. Wir überlegen uns das noch ein paar Tage und wechseln heute ausnahmsweise mal in unser schwächstes Fach, wo wir auf Schule und Uni immer Note 5 abgefaßt haben, die Verschwörungstheorie.

Für jene, die da genauso keine Ahnung haben wie wir, sei als Verständnishilfe für die folgende Abhandlung eine Bemerkung vorangestellt. James Ellroy ist einer der produktivsten und brutalsten Schriftsteller in den USA. Eine Meilenstein seines Schaffens war der Roman Blutschatten. Neben viel Blut und Brutalität ist dieses Buch vor allem deshalb ein Meilenstein der Kriminalliteratur, weil Cops, Staatsanwälte, Killer und Politiker ausnahmslos als das dargestellt werden, was sie im richtigen Leben auch sind, kriminelle Schweine. Wo selbst Chandler sich eine Hintertür offen ließ, und wenigstens einen Guten im Verlauf seiner Krimis zu Hochform auflaufen lies, ihr wißt schon, diesen Philip Marlowe, da schriftstellert Ellroy ohne Netz und doppelten Boden. Moral? Gut und Böse? Alles Blödsinn. Hier kämpfen ausnahmslos Schweine um den Platz am Futtertrog. Der eine mit Revolver und Sherrifstern am Revers, der andere mit Revolver und Bandiods-Mitgliedsbuch in der Hosentasche. So ist das Leben, das Ellroy beschreibt.

Wir kommen zurück zu unserem 8. November 2011 und den damals aufgestellten Behauptungen. Die bleiben so stehen, wie sie damals, 4 Tage nach dem Doppelmord im Wohnmobil und der Wohnhaussprengung formuliert wurden. Gibt nicht allzu viel, was abzuändern ist.

Falls sich an dieser Stelle jemand wundert, warum hier von Doppelmord und Sprengung die Rede ist, wo doch der Spiegel von Selbstmord und Brandstiftung durch eine Katzenliebhaberin schrieb. Wir sind hier nicht beim Spiegel, schreiben also das auf, was uns gefällt. Und genauso wie der Spiegel lassen auch wir all unsere Ideen sprießen. Die sind halt anders als wir, aber wir müssen ja auch kein Heft verkaufen und die Staatsräson befriedigen.

So, nun aber geradewegs hinein in unsere nagelneue Verschwörungstheorie. Wir bitten um Entschuldigung, daß darin kein Verfassungsschutz vorkommt. Das hat mit unserer mangelhaften Sachkenntnis über Verschwörungen zu tun.

Terroristen aus eigener Nachzucht, das war das große Ziel deutscher Politiker und Beamter aus den Schutz- und Sicherheitsorganen, nachdem sie sich mit der Verhaftung der fünf noch freilaufenden RAF-3-Mitglieder und Kundschafter des Verfassungsschutzes ins eigene Knie schossen, da nunmehr Ruhe an der inneren Terrorfront war.

Immer wieder mal keimte kurzfristig Hoffnung auf, doch es führte zu nichts. Ergo mußte eine Langfristplanung her, wie man Terroristen bei Bedarf aus dem Hut zaubern kann, um das Volk bei ängstlicher Laune zu halten. Hat nicht richtig funktioniert, doch gottlob kam rechtzeitig Neinihlewwen dazwischen, auf daß den Muselmännern nun die Blutschuld in ihr Trachten geschoben werden konnte. Flugs wurden Versuche von BKA und Verfassungsschutz öffentlich, muselmännliche Terroristen aus eigen Produktion herzustellen, ohne so zu importieren. Das ging gründlich schief, denn die auserkorenen Mitarbeiter der Sicherheitsorgane erweisen sich als dermaßen doof für Terrorismus, daß man sie schon beim Nagelkauf hopps nahm, sonst wäre Didi Hallervorden auf die Idee gekommen, die Typen groß auf die Leinwand zu bringen. Größte Pleite in dieser Hinsicht war die BKA-Terrorzelle aus dem Sauerland, die man medial so deckeln konnte, daß es migrantische Deutsche waren, die sich das ausdachten.

Im Gegensatz zu anderen Ländern sah es so mau aus mit deutschen Terroristen, daß man notgedrungen den Taliban des Deutschen Bundestages im Einvernehmen mit dem damaligen Terrorprediger de Maizieré verkünden lies, er möchte gerne erst das Blutbadehaus vor dem Reichstag fertig haben, bevor seine Barträgerkollegen mit dem Blutbad beginnen können. Das Blutbad fand nur für die Akten statt.

Kurz und knapp im Ellroyschen Duktus. So wie es im BKA ein Referat für Ermittlungen bei internen Schweinereien gibt, gibt es das Pendant in Form des Referats für Schweinereien. Da sind nichts weiter als Kriminelle, die einen Polizeiausweis haben. Besser gesagt, sie sind vereidigt. Polizeiausweis ist ja für Kriminelle kein Hit.

Diese Kriminellen BKA-Beamten haben sich ausgedacht, daß es ganz gut wäre dem innigsten Wunsch der Politik nach Verbot der NPD dahingehend nachzuhelfen, indem man faschistische Terroristen züchtet, nachdem das Bundesverfassungsgericht kundgab, daß eine Tätigkeit für den Verfassungsschutz sich nicht mit der Mitgliedschaft in der NPD vereinbaren läßt. Der politische Wille war da, die Signale standen auf grün, ergo wurde sich nach solchem Spielmaterial umgeschaut.

Am 4. November 2011 flog die ganze Scheiße in die Luft und es stank fürchterlich. Unser auf Lauben spezialisierter Brandursachenermittler hatte ja am 8.11. gerochen, daß es da gewaltig nach Matrjoschka-Verbrechen stinkt.

BMZ waren von Kundschaftern des BKA an der unsichtbaren Terrorfront umzingelt worden, weil sie zu gegebener Zeit die Nazi-Terroristen spielen sollten, die man bei Bedarf aus dem Hut zaubern konnte. So wenig sie allerdings schon Ende der 90er zu derlei Scheiß Lust hatten, so wenig Lust verspürten sie im Jahr 2011, als man wieder Kontakt zu ihnen aufnahm. Sie hatten sich in ihrer kleinbürgerlichen Nische zurückgezogen und mit Nazis schon lange nichts mehr am Hut. Sie wehrten sich, wurden ermordet und das mit Artillerie in Gruppenstärke getürkte Terrornest flog in die Luft. Allerdings wurde die falsche Wohnung gesprengt.

Damit hätten wir auch eine mögliche Frage beantwortet. Welchen Grund gab es eigentlich, eine kurze Sequenz aus den Überwachungsvideos des Matthias Dienelt, dem die Wohnung vermietet war, an den MDR zu leaken? Es gab keinen. Überhaupt keinen. Wenn dann einen einzigen. Daß sich sachkundige Leute per Video davon überzeugen können, daß das BKA die falsche Wohnung gesprengt hat.

Falsch, sie haben schon die richtige Wohnung gesprengt, die, die leer stand, wo nichts mehr zu holen war, die, in der Zschäpe früher wohnte, in der sie ab und zu von Böhnhardt und Mundlos besucht wurde, wie man dem Video entnehmen kann.

Gottlob, habe sie die leere Wohnung gesprengt, denn in der anderen, der präparierten, konnte somit etliches Beweismaterial unversehrt und teilweise nagelneuem Zustand aufgefunden werden.

Und weil ihnen die ganze Scheiße an dem Tag um die Ohren geflogen ist, sie keine Kontrolle mehr über ihr kriminelles Tun hatten, baten sie Kollegen aus dem Hause und frühere Kollegen aus dem Ländle, ihr Bestes in Spurenlegung zu tun.

Was das mit Michelle Kiesewetter zu tun hat? Man nutzte die Gunst der Stunde und entsorgte den Fall endgültig, ehe der mit Sach- und Fachkenntnis aufgeklärt worden wäre. Man hatte nur einen Fehler gemacht und die Pistole von Arnold im Ländle liegen lassen. Die wurde nachgeordert und nachgeschoben. Und pünktlich zum Karnevalsauftakt wurden alle gutgläubigen Jecken des Landes durch den Generalbundesanwalt zum Deppen gemacht, der alle ungeklärten Mordfälle seit dem Autobahnbau für gelöst erklärte, weil die W-Waffe gefunden ward, die Wunderwaffe, die Zauber-Ceska.

Schade, daß James Ellroy den Fokus seines literarischen Schaffens auf die USA legte. Er würde sich in der BRD pudelwohl fühlen. Er würde eine nette Idee haben, warum der BKA-Mitarbeiter und Kundschafter an der unsichtbaren Antiterrorismusfront Matthias Dienelt, Mieter des Zwickauer Terrornests und Untervermieter an Zschäpe, warum also eine solcher Held deutscher Sicherheitsorgane nicht auf der Münchner Anklagebank sitzt, sondern verdunstet ist.

Und schade, daß wir in Verschwörungstheorie immer Note 5 hatten, sonst hätten wir euch heute ein echtes Leckerli präsentiert. So reicht's nur für einen billigen Groschenroman.

Nun ist auch klar, was der Nationalsozialistische Obergrund ist. Es ist der in diesem Jahrzehnt an die Oberfläche gespülte Kreis von Politikern um Merkel, Schäuble, de Maizieré, Steinmeier, Ziercke usw., und deren Auftragnehmer. Sie sind es, die den NSU als Grund für ihre gnadenlose Law- and Orderpolitik benötigen. Der NSU ist der Furunkel am Arsch der Demokratie, der ausgedrückt gehört, Nazi-Terror der Klebstoff, mit denen sich diese Charaktere auf den Sesseln der Macht festleimen.

Bei solchen Typen an der Macht sind Verbrechen simpel, klar strukturiert, logisch und bar jeder Moral. Man erkennt an den Blutschatten, welche Gestalten das politische Geschehen bestimmen.