8. Dezember 2014
BILD verliert weiteren Intellektuellen an Spiegel
Die Tageszeitung für Vordenker und Mitwisser muß einen weiteren Aderlaß beklagen, wie die Süddeutsche Zeitung zu berichten weiß. In der Chefetage einer deutschen Illustrierten haben Streit und Neid zwischen alten Männern zu zerrütteten Verhältnissen geführt, so daß sich die Eigentümer des Blattes genötigt sahen, dem bisherigen Chefredakteur andere Lebensaufgaben als die Herstellung von Printerzeugnissen zu empfehlen. Sie haben ihn, wie einst Augstein, aus dem Impressum des Blattes gestrichen.
Ein gar so großer Verlust war es wohl nicht, denn Wolfgang Büchner war tatsächlich ... während seiner Zeit bei dem Hamburger Wochenmagazin nicht als ... herausragender Intellektueller in Erscheinung getreten (Matthias Kohlmaier).
Was für ein Genuß muß es für einen Süddeutschen gewesen sein, die Illustrierte als Hamburger Wochenmagazin zu beschimpfen. Das klingt ein bißchen nach "Weekend" oder Reeperbahn-Magazin.
Egal. Der ebenfalls nie durch besondere Geistesleistung, Geisteshaltung hingegen schon, auffällig gewordene Nikolaus Blome holt sich Verstärkung von seinem früheren Brötchengeber, um der Illustrierten wieder zu jenem intellektuelle Niveau zu verhelfen, für das sie Woche für Woche gekauft wird. Der vor allem aus dem Nischengenre preisverdächtiger Kurzprosa, "Innenansichten aus einem Alkoholikerhirn", bekannte Schriftsteller Franz Josef Wagner soll, dem jüngsten Gerücht gemäß, der Chefredaktion der Hamburger Postille neuen Geist einhauchen. Das wird ein herber intellektueller Verlust für die BILD, von dem sie sich lange nicht wird erholen können. Es wird einsam in der deutschen Medienlandschaft, wenn Augsteins Erben die besten Schreibkräfte der Republik aus anderen Schreibstuben abwerben.