Im Berliner öffentlichen als auch Personennahverkehr hat man es zuweilen nicht leicht. Ein ständiges Ärgernis sind die Dauertelefonierer, so daß man nicht umhin kommt, an derem Leben teilzunehmen. Oder die Musikanten. In der S-Bahn mit Verstärker, an der S-Bahn mit Verstärkung, also zu zweit oder dritt. Auf der Warschauer Brücke, inzwischen einem der elendigsten Orte der Stadt, singen zwei jüngere Herren einen Text, zu dem sie auch passend gekleidet waren.
Wir knallen dann den Richter ab,
man steckt uns in den Folterknast,
dann werdet ihr vieleicht erfahr'n,
daß wir die Täter war'n.
Dann sitzt man leicht angegrippt und verschnupft in der S-Bahn, will seine Ruhe haben, auf daß sich plötzlich im 2-Minuten-Takt der folgende Monolog unangekündigt wiederholte, den eine in Handwerkerklamotten gekleidete junge Frau in ihr tragbares Telefon hineinrief.
"Ich habe deine Klamotten in den Müll geworfen und das Schloß ausgetauscht. Du bist ein widerlicher Lügner und ein minderwertiges Arschloch."
In einer späteren Version des Monologs änderte sie die Stelle mit dem Müll wie folgt.
"Stimmt nicht. Ich habe deine Klamotten gewaschen, gebügelt und in den Schrank gelegt."
Die Charakterisierung des Lauschers am anderen Ende des Kommunikationsweges als widerlicher Lügner und minderwertiges Arschloch behielt sie allerdings bei.
Seitdem verfolgt uns die Frage, ob es auch hochwertige Arschlöcher gibt, und ob die Dame mit einem solchem besser zurecht gekommen wäre.