2. Januar 2017

dem Inschenör war's doch zu schwör




Man gebe einem Ingenieur eine Aufgabe. Er wird es garantiert verkacken. Ich kann nicht sagen, daß ich es nicht wußte, denn ich hatte den Zustand des Damenschuhs ja ausführlich begutachten dürfen. Das Obermaterial hing noch mit einigen Fäden an der Gummisohle, so daß sie zum Wan­dern gerade noch so reichten. Für Profis, die damit 1000 und mehr Kilometer im Jahr wegschruppen, mag das ausreichend sein. Für die ist das Arbeitsgerät. Da muß die Arbeit die Kohle für die jährliche Wälzung abwerfen.

Für den Gelegenheitswanderer, der solches Schuhwerk nur zum Spaß trägt, ist es inakzeptabel. Die Entwickler der Fivefingers von Vibram haben es verkackt. Sie sind nicht in der Lage einen langlebigen Zehenschuh zu designen. Sowohl Obermaterial als auch Gummisohle geben das locker her. Der Preis suggeriert das auch. Was vorne nicht stimmt, sind Klebstoff und Ort dieser Verbindung.



Vulkanisches Gestein ist scharf wie Ostsenf. Rieseln ein paar solcher Krümel in den Bereich zwischen Großzehe und Nachbarzehe, dann ist es um den Schuh geschehen. Ritschratsch ist das Textil durchgesäbelt.

Dabei ist die Lösung so einfach. Der Gummi muß wenigstens im Bereich der ersten beiden Zehen an der Seite etwa einen Zentimeter höher gezogen werden. Das Textil liegt nur auf dem Rücken der Zehe. Dann müssen sich die Rasierklingen erst mal am Gummi abarbeiten, ehe sie zum Zeh vordringen.



Da ich häufig auf dieses Schuhwerk angesprochen werde und Leute immer wieder erstaunte Blicke werfen, mit was für Tretern man durchs Leben schleichen kann, habe ich keine Skrupel, mit den nach anderthalb Jahren defekten Schuhen in der nun reparierten Form durchs Leben zu schreiten und jedem Interessenten die korrekte Antwort auf seine Frage zu erteilen. Schuhdesigner sind Stümper.

Der Gesangslehrerin, die im Hinterkopf durchaus den Gedanken spazie­ren trug, eines Tages mit Zehenschuhen zu glänzen, war die Vorführung der Kreation Abschreckung genug. Sie wird Abstand vom Erwerb solch mangelhafter Produkte nehmen, da auch sie damit über Stock und Stein flitzen würde. Sie ist mit ihren Stiefeln glücklich.

Klebstoff ist überhaupt das Problem. Bei den Wanderstiefeln ist die Stoß­kappe vorne abgegegangen, weil der Kleber nicht hielt, was der Hersteller preislich verlangte. Und die Badeschuhe aus Neopren habe ihre Soll­bruch­stelle ebenfalls am Übergang zwischen Neopren und Gummisohle. Beide Materialien für sich genommen, sind super. Als Verbundwerkstoff ist das alles industrielle Scheiße. Für ungefähr 450 Euro Schuhe waren bei der Ausflugsreise mit. Vier Paar davon hat es zerdroschen. Zwei habe ich mit Sekundenkleber beackert, in der Hoffnung, daß das auch bei Neproen funktioniert. Bei den Wanderstiefeln hält der jetzt wieder drei Wan­de­rungen durch.

Einzig die Badeschlappen für 5 Euro, die jedes Terrain kennen­lernen mußten, die sind als Barfußschuh unverwüstlich.

Es gibt also nicht nur eine Warnung vor dem Buch, sondern nun auch vor dem Fivefingers von Vibram. Die Schuhe sind sündhaft überteuerter Schrott.