9. Mai 2017

Ingenieursmurks - gut besohlt ist schlecht gerutscht


Christian Stöcker 30.04.2017

Ich kenne mehrere Menschen in meinem Alter, die in den sozialen Medien regelmäßig Fotos ihrer neuesten Turn­schuhe veröffentlichen, unentgeltlich. Ich finde das gar nicht verwerflich, verstehen Sie mich nicht falsch.


Es ist kein Geheimnis, daß sich keine winterfesten Schuhe im Haushalt befinden, da der Träger der Fußbekleidung vor Jahren auf Barfußschuhe umstellte. Will heißen, es mangelt dem Schuhbestand an rutschfesten Sohlen. Das kann regelmäßig in jeder Kaufhalle getestet werden, deren Fußbodenbelag einer frisch hergerichteten Eislaufbahn nicht unähnlich ist. Das ist Absicht, damit man im Rentertempo durch die Gänge schleicht. So bleibt mehr Zeit, den Wagen mit völlig unnötigen Sachen zu füllen.

Ergo wurde ein Schuh geordert, der eine angeblich rutschfeste Sohle hat. Dem ersten Eindruck nach ist dem auch so. Es hat in den letzten Wochen ausgiebig geregnet. Jedesmal wurde der Schuh angezogen, um die ver­schiedensten Beläge der Stadt auf Rutschfestigkeit zu prüfen, so sie mit Wasser und Matsch überzogen sind. Das macht sich bei den granitenen oder marmorierten Gehsteigen besonders gut. Da hat der Schuh seinen Test bestanden. Nun wird er eingemottet, denn bis zum nächsten Winter ist noch lang hin.

Es handelt sich übrigens um einen Furoshiki, der mit japanischer Wickeltechnik ausgestattet wurde. Jeder, der seien Fußlappen bei der Truppe selber gewickelt hat, weiß, daß das kein Hit, schon gar keine japanischer ist, sondern in allen Regionen des Erdenrunds anzutreffen war und ist.



Der Fußlappen ist im Vergleich zum Neoprenschuh eine ehrliche, vor allem funktionierende Angelegenheit, die immer funktioniert. Da kann man nichts falsch machen. Zur Not wird der Fuß zuerst in ein doppel­lagiges ND eingewickelt, dann der Lappen drüber und gut ist. Der Bundeswehrsoldat nimmt ersatzweise ein Sozenblatt oder BILD.

Man gebe einem Ingenieur eine Aufgabe und er verkackt sie.

Der Schuh säße eigentlich ganz gut, wenn die Entwickler und Quali­täts­prüfer ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Der Klettverschluß ist voll­kommen falsch montiert. Die Ferse braucht etwas mehr Druck, damit via Nervenbahnen das Signal "Schuh sitzt" ans Großhirn durchgereicht werden kann. Im Foto ist der Workaround für diesen Murks dargestellt. Selbstklebendes Klett überbrückt diese Fehlleistung. Jetzt muß ich nur noch ein Kurzwarengeschäft finden, der das in der Breite von 2 Zentime­tern führt. Dann kommt man mit einer einem Meter die nächsten 10 Winter gut über die Runden.