11. August 2017

E-Bike-Motoren im Test

Richtig gelesen. Es geht um Motoren, nicht um das Drumherum. Das Fahhrrad muß passen, Optik, Wertigkeit der Frickelei usw. Und es muß zum Fahrstil passen. Am Gewicht gibt es momentan nur für außer­or­dentlich exorbitant überteuertes Geld Ersparnis, sodaß man immer jenseits der 20 kg für ein Zweirad landet.

All das spielt aber keine Rolle. Wenn man E-Bikes in der Praxis testet, stellt man spätestens beim dritten Rad ganz alleine fest, daß es nur auf den Motor ankommt. Gesucht ist also the flottest hottest. Dieser Aufgabe habe ich mich binnen zweier Tage unterzogen und dafür 5 Fahrradhändler besucht, wobei bei zweien der Test mangels Gefälligkeit der Schaltung gleich ausfiel.

Zur Erinnerung. An der Nordsee hatte ich ein Standard-Ausleihrad mit Bosch-Motor der Active-Line und 7-Gang-Shimano unterm Hintern. Zwar mit Rücktritt-Bremse, aber zufrieden war ich es schon, denn man konnte bei jedem Wetter und Wind so wenigstens um die 60 km elektrisch radeln.

Deswegen wurde auch jetzt nur die Nabenschaltung getestet, doch Freilauf war wünschenswert, denn ob ich nach Jahrzehnten Freilauf-Verinner­lichung noch den Rücktritt lerne, das wage ich zu bezweifeln.

Nabenschaltung deswegen, weil ich damit klarkam, sie völlig ausreichend ist und die normale Schaltung am Hinterrad wegen ihrer relativen War­tungsarmut übertrifft. Ich habe keine Lust, auf Fahrradmechaniker umzusatteln. Das ist alles. Ich habe auch keine Lust, alle zwei oder drei Jahre Kette und Ritzel-Kassette wecheseln zu lassen, weil die hinüber sind.

Preislich gesehen lagen die Räder bei 1.800 bis 3.700 Euro, wobei die teuersten am schlechtesten abschnitten, denn der Motor macht die elek­trische Musik in den Beinen.



Ich hatte u.a. drei Räder von Kalkhoff am Wickel, davon eines mit Rie­menantrieb. Vom fahren macht das keinen Unterschied zur Kette, nur reißt dieses Teil eben erst nach 10.000, 20.000 oder gar 30.000 Kilometern Tretbetrieb die Hufe hoch. Sagt man so. Je nachdem in welchem Laden man fragt. Dafür aber fast 4.000 über den Laden heiven, das ist dann doch Übertreibung.

Kalkhoff rühmt sich für seinen Impulse Evo. Der war von allen Motoren der schlechteste, sogar schlechter als der einfache Bosch. Die Unter­stüt­zung beim Radeln kommt sehr behäbig auf die Kette.

Ein anderes Kalkhoff kam mit dem Shimano E6000 daher. Das war nicht schlecht, etwas ruppig, ohne Fluff, doch mit ansprechendem Zug auf die Kette. Die Ruppigkeit kam von den nur drei Unterstützungsmodi.

Dann war da noch ein Rad mit Yamaha-Motor, der schön gleichmäßig unterstützte, dem aber die Spritzigkeit fehlte, um jeden Autofahrer beim Kavalierstart blaß aussehen zu lassen.

Der Allrounder Bosch Active Line ward hier schon sehr positiv erwähnt. Noch positiver ist jedoch der Bosch Performance zu würdigen. Der ist für mein Fahrverhalten völlig ausreichend und sticht derzeit alle anderen genannten Motoren aus.

Wir haben es wieder mal mit einem ingenieurstechnischen Problem zu tun, das jeder gaz einfach in der Praxis prüfen kann. Dann fällt er auch auf den Werbescheiß-Blupperkack der Kalkhofftruppe nicht rein. Deren Motor ist eben nicht stark.

Die Problemlage ist simpel, die Umsetzung vertrackt. Wir haben einen E-Motor, der soundsoviel Drehmoment liefert. Dieses Drehmoment soll auf die Kette bzw. das Rad übertragen werden, um den Fahrer beim Treten zu unterstützen. Soweit so einfach. Schwer wird es, wenn das Drehmoment auch wirklich drehen soll. Da gibt es nämlich Motoren im Vorderrad, Hinterrad oder an der Tretkurbel, die unterschiedliche Lösungen bedin­gen. Dann gibt es unterschiedliche Gangschaltungen, einmal die Ritzel-Kassette, dann die Nabenschaltung und schlußendlich noch die NuVinci, derzeit 380. Dann kommt noch der Elektroniker, der all diesen Scheiß zu einer passenden Firmware verdichten muß, damit das alles vollauto­ma­tisch gesteuert werden kann.

Simples Beispiel. Um 100 kg Masse auf 10 km Streckenlänge in der Zeit von einer Stunde 1000 Meter in die Höhe zu befördern, ist eine Leistung zu erbringen. Diese Leistung kann vollständig durch Muskelkraft unter Zuhilfenahme von Schokoriegeln, Müsliprodukten, Powerdrinks und Wunderdrogen aufgebracht werden. Die gleiche Leistung kann aber auch unter Zuhilfenahme eines elektrischen Motors generiert werden, was den Geldbeutel bezüglich der Nahrungsergänzungsmittel schont, denn die Muskeln müssen nun nur noch 50% an der Gesamtleistung beisteuern.

Jau, so ist das. Am besten funktioniert das derzeit bei akzeptablem Euro­verlust mit Bosch-Motoren, denn die bekommen das Drehmoment am besten auf die Kette.

Und für alle, die das Thema eh interessiert. Mittelmotor mit Batterie ebenfalls in der Nähe des Motors, dann klappt es auch mit dem Schwer­punkt und einer guten Fahrlage. Vor allem läßt sich der halbe Zenter händisch ganz gut transportieren. Auch das muß man bei allen Rädern nämlich testen. Wie gut schleppt es sich durch die Gegend? Da patzen selbst die teuersten Räder.

Bliebe noch die Frage, ob sich E-Bike-Tuning lohnt, sprich, ob es sinnvoll wäre, um die 150 Euro auszugeben, damit die 25 km/h-Sperre fällt. Das hängt vom Fahrverhalten ab. Es handelt sich ja beim E-Bike nicht um ein elektrisches Auto, sondern noch immer um ein Tretmobil. Die Vorwärts­be­wegung ist immer noch per Muskel­kraft zu bewerkstelligen. Da hilft der Motor. Wer permanent 30 km/h treten kann, der benötigt kein E-Bike. Sprich, man fährt nicht automatisch schneller, wenn die Grenze fällt, da man das schnelle Vorankommen selber treten muß. Insofern sind die 25 ausreichend, aber bezogen auf die 30 km/h Zonen in den Städten gesetz­geberischer Murks. Wie immer, wenn Abgeordnete und die Ministerial­bürokratie etwas in Paragraphen gießen. Nicht durchdacht und Willkür.