24. September 2017

Lob des Nichtwählers


Im ohnedies reichlich stumpfen Frühjahr '16 erklomm ein Beitrag auf tagesschau.de den Tiefpunkt dieser adhortativen Prosa: Nichtwähler gefährden unsere Dernokratie«, hieß es da. Vier Lügen in bloß vier Worten, immerhin sportlich.
Gut abgehangen ist er, ein Jahr alt, der Artikel von Felix Bartels über den gemeinen Nichtwähler als letzten Feind der Menschheit.

Es gibt keinen besseren Beitrag in der jüngeren deutschen Literatur, der diesen Nichtwähler auf jenes Podest hebt, auf das er gehört. Und somit als Souverän seines Lebens als adelt.
Wählen, ich erwähne das nicht zum ersten Mal, ist ein transitives Verb. Man geht nicht einfach wählen, man wählt etwas. Dies Etwas allein könnte rechtfertigen, dass ein Mensch sich eines schönen Sonntags in ein muffiges Wahllokal begibt, statt vernünftigerweise Beischlaf zu üben, Rosen zu züchten oder mit den Kindern Enten zu schießen.
Etwas für sich wählen dient also der Befriedung des Egos. Um etwas wählen zu können, muß auch ein Auswahl vorhanden sein. Diesmal steht eine Illusion in den Regalen, ein Versprechen auf bessere Zeiten, etwas Dope zur Vernebelung der Sinne, damit man weitere 4 Jahre Ruhe gibt. Wenn die Regale trotz praller Fülle wie leergefegt erscheinen, weil keine Auswahl angeboten wird, dann kann man auch nicht wählen.

Burks hält die AfD für nicht gefährlich, so wie ich auch, und besäuft sich heute. Ich nicht.
Ich werde also wider ... meine politische Überzeugung die „Linke“ wählen und vermutlich vorher und nachher einen Magenbitter zu mir nehmen, dass ich nicht kotzen muss.
Und Broder bleibt daheim.