2. Februar 2018

Teneriffa: Schwarzgeld mit schwarzem Gold - Teil 2/2


Erdölplattformen im Hafen von Granadilla bei unterschiedlichem Wetter und Licht.

Hier haben wir das Problem, das den nächstgelegenen Ort und seine Bedeutung betrifft, El Medano, ein Hotspot für Surfer schlechthin, Zweitwohnsitz und Wochenendrefugium gestreßter Hauptstädter und Herberge für ruhebedürftige Europäer, die abseits des Urlaubsstresses in Puerto de al Cruz und Las Americas eher die Abgeschiedenheit von den großen europäischen Touristenströmen suchen.

Kein Wind, kein Sand und Krawall sind der Tod des Tourismus. Zumindest in dieser Region.



Ich konstruiere ich mal ein am Dischdascha herbeigezogenes Beispiel. Angenommen, dieser Schlingel von Putin hat eines Tages von diesen undankbaren Amerikanern die Schnauze voll und sagt sich, sein Flüssiggas muß er nicht bis Baltimore verschiffen und den frierenden Amis in die Heizkessel pumpen. Auch auf der Sonneninsel Teneriffa ist es im Winter kalt, zumindest nach 18 Uhr, wenn sie dort die Sonne abschalten. In höheren Lagen sowieso. Dann verkaufe ich das Zeug eben an die Kanaren, ist nur ein Viertel des Weges und dankbare Abnehmer sind sie auch. Damit es aber nicht so auffällt, verkleide ich unsere Emissäre in der traditionellen Kluft der Araber, also z.B. als Katarischen Erdgasscheich.


Der spanische Fernleitungsnetzbetreiber Enagás rechnet bis Jahresende 2016 mit der Genehmigung, um im Hafen von Granadilla mit dem Bau des geplanten LNG-Terminals zu beginnen.

Diese rund 300 Millionen Euro teure Anlage zur Regasifizierung von Flüssiggas (LNG steht für engl. Liquefied Natural Gas) wird im Industriegebiet des Hafens auf einer 12 Hektar großen Fläche als erstes Anlandeterminal für LNG auf den Kanarischen Inseln gebaut werden. Im Hafen wird ein Anlegebereich für Flüssiggastanker mit einem Fassungsvermögen bis zu 145.000 Kubikmetern abgegrenzt.
Den schicke ich dann nach Granadilla und verklicker dem Bürgermeister, den Hafen zu verdelen und ihn in ein Flüssigasterminal zu wandeln, auf daß es fürderhin auf ganz Teneriffa fürderhin kuschelig warm ist. Auch im Winter nach 18 Uhr.

Jau, denken die sich, das klingt gut, das schafft noch mehr Arbeitsplätze und spült noch mehr Geld in die Kassen.



Dann kann man die nächsten Petitionen schon ahnen. Die Kanaren sind tektonisch aktives Gebiet. Der Teide müffelt Schwefelgase aus. Im Küstenvorfeld von El Hiero blubbern Unterwasservulkane ihr Gestänk an die Wasseroberfläche. Und ab und zu bebt auch die Erde und läßt die Inseln nebst ihren Einwohnern in gruseligen Schauern erzittern.

Und wann eines dieser Naturereignisse auch mal gnadenlos zuschlägt, das läßt sich kaum vorhersagen. Per se schon umweltschädliche Technologie dann ausgerechnet in den tektonisch brisanten Regionen im Süden der Insel anzusiedeln, naja, dazu gehört schon einiges. An Bestechungsgeld.



Was, wenn so eine Gasleitung mal leckt, nach einem Erdbeben? Gibt es nicht? Oh doch.
Kaleika 19.01.2018, 19:28

Versorgungs Leitung der Raffinerie Sta Cruz bis zum Flughafen. Irgendwo auf dem Weg ist das Leck. Das Kerosin laeuft ungehindert von der Raffinerie Richtung Teresita Strand < Atlantik Weiss jemand ob man das Leck schon gefunden hat?
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Achined 19.01.2018, 20:14 Es gab ein Leck am La Tejita Strand bei El Medano, da war ein Verschluss der Versorgungsleitung, mit der die Schiffe dort Kerosin zum Flughafen pumpen, nicht richtig geschlossen, zwei Tage Badeverbot, aber das Problem wurde durch Taucher gelöst, die Leitung ist wieder dicht.
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macnetz 20.01.2018, 08:45 Am Las Teresitas Strand gibt es höchstens eine Ölleitung für die Frittenbuden ;)

Kerosindampfer am Strand von La Tejita, der die Tanks des Flughafen TFS randvoll abfüllt. Da, wo Conde steht, da werden die Leichen der im Teil 1 besprochenen ertrunkenen Surfer aus dem Wasser gefischt, denn dahinter liegt Los Cristianos.

Das ist erklärungsbedürftig. Las Teresitas, das ist der Franco-Strand, den der General den gebeutelten Canarios spendierte, indem er Sand einschiffen ließ. Der Strand liegt nördlich der Hauptstadt Santa Cruz. La Tejita ist auch Strand, aber direkt östlich vom Flughafen gelegen, vom Terminal aus sichtbar. Und hier wird das Kerosin unterirdisch direkt vom Wasser aus hochgepumpt.
Ein echter Geheimtipp. Kurz vor dem Strand ist ein Telegrafenhaus zu sehen, welches einmal eine Verbindung ins 1600 Kilometer entfernte Senegal hatte.
Wenn man dann weiß, daß es Überlegungen gibt, aus Ontario Kentucky Orlando ein Trockendock einschiffen zu lassen, damit endlich auch die 250 Meter hohen Bohrplattformen repariert werden können, dann versteht man den Frust des Volkes in dieser kleinen Inselregion.
Verschiedene Vereine und Plattformen aus dem Süden Teneriffas haben sich in Granadilla de Abona gegen die Ölplattformen versammelt, die im neuen Industriehafen, in der Nähe der Bucht von El Médano, angedockt haben.

Während einer ordentlichen Plenarsitzung des Ayuntamientos protestierten nach Medienberichten auf dem Platz etwa 60 Menschen, die mit Töpfen und Pfannen Lärm schlugen. Die Teilnehmer haben ein Manifest von neun Gründen gelesen, warum sie anderer Meinung seien. Sie forderten vor allem mehr Informationen.
Annabel Espinos, Sprecherin von „Sí se puede“ in Teneriffa, verweist in einer Stellungnahme auf die sozioökonomischen und ökologischen Schäden, die ihrer Meinung nach durch eine unnötige Infrastruktur verursacht werden, die Ergebnis des Engagements von Politikern sei, die sich nicht auf den Kanarischen Inseln engagieren, sondern geschäftliche Interessen verfolgen würden, die oft auch persönlich seien.
Und weil sie sich lautstark und unüberhörbar gegen diese korrupten Mißstände geäußert haben, sollen sie enteignet werden.


Die Dirección General de Sostenibilidad de la Costa y del Mar hat ein Verfahren zur Wiedererlangung des Besitzes des maritim-terrestrischen Gemeingutes auf der Strecke zwischen Punta del Médano (Mole des Dorfes) und dem Strand La Pelada an der Grenze zum Industriegebiet Granadilla eingeleitet.

Der Küstendienst der Provinz Teneriffa veröffentlicht heute (Seite 19 dieser Ausgabe von EL DIA) die Eröffnung des Anhörungsverfahrens in der Akte für die Eigentümer der 92 betroffenen Grundstücke, da sie sich innerhalb des öffentlichen Raumes befinden, der sich in den 3.208 Laufmetern dieser Küste Granadillas befindet.
Korrupt allerdings sind immer nur die anderen.

Korruptions- und Spekulationsaffäre „Las Teresitas“
Keine U-Haft für Ex-Bürgermeister von Santa Cruz
Bürgermeister verurteilt
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Beide Teile als PDF mit klickbaren Links zum download.
Es gibt nun auch einen Bonusteil