9. Juni 2018

Die Toten Hosen Waldbühne: nachgelesen und nachgehört



In der ehrlichen Boulevardzeitung Berlins darf Silvia Perdoni ihre Auffassung von ein kleines bißchen Horrorshow abliefern. Nein, ein bißchen Revolte war nicht. Es war gar keine. Nirgends. Es war auch kein Sitzkissen, höchstens ein paar, da nur wenig Gelegenheit war, das Sitzfleisch zu malträtieren, denn das fulminate Aufspiel der Toten Hosen wurde von den Gästen des Spektakels im Stehen absolviert.

Die Dame vergaß, daß die toten Hosen inzwischen Profis des Konzertgeschäfts sind, das eben auch für eine solche Band nach ganz eigenen Regeln abläuft. Zu groß ist das Risiko, alles in den Sand zu setzen. Insofern ist jedes Konzert inzwischen auch ein bißchen brav. Seit fast zwei Jahrzehnten.

Mag sein, daß sie mit ihren Freunden bis zum Ende auf den mitgebrachten Sitzkissen ausharrte, da sie die Performance nicht mitriß. Die deutlich übergroße Mehrheit sah das anders.



Die Reporter der MAZ waren wohl auch auf beiden Ohren taub und hatten Schlafmasken aufgezogen.

Die Toten Hosen spielten am Donnerstag in der ausverkauften Berliner Waldbühne. Einige Texte sind ungelenk, nicht alle Melodien zünden. Und trotzdem kommt das unverstellte Konzert an.

Die meisten Texte der Hosen waren schon immer ungelenk. Und Melodik in deren Tonschaffen? Gut, wenn man so will, kann man es so benennen. Man kann ja auch sagen, es war große Oper. Dann war es große Oper, was der Freundeskreis Campino ablieferte.

Mehr Beleidigung, als sie Sebastian Leber im Tagesspiegel in einem Satz unterbringt, geht nicht.

Campino könnte locker „Wetten, dass..?“ moderieren, und niemand würde es ihm krummnehmen.



Die Hosen waren auf der Waldbühne und begeisterten an einem Tag wie diesem. Mehr ist nicht passiert.



Wer sich selber und völlig unbefangen einen Meinung bilden will, der kann sich einen 75minütigen Mitschnitt reinziehen, der die wichtigsten Ungelenkheiten und Fehlzündungen enthält.

https://www.youtube.com/watch?v=jmPLBGK2mYM