Martin Büsser: Für immer in PopIn einer unscheinbaren Kritik las ich, Büsser sei einer der besten Musikkritiker gewesen, dessen Texte zeitlos und damit goethig seien, für immer gültig, also auch dann lesbar, wenn der Schalldruck der kritisierten Bands längst verhallt ist.
Ventil Verlag UG & Co. KG, Mainz 2018, 238 Seiten
Von Christina Mohr
Liest man Martin Büssers Reviews, Interviews und Essays heute, beeindrucken die maximale Klarheit seiner Aussagen bei profundester Theoriekenntnis und seine absolute Furchtlosigkeit.Finde wenigstens 3 Fehler, die Christina in dem Satz untergebracht hat.
Fehlanzeige. Büsser konnte nicht gut schreiben. Viel ja, verquast ja, schwafelig auch. Doch an Bleibendem mangelt es dem Buch schon, es sei denn man zählt den Aufsatz von 1991 Revolution Nr. 9 ... über Spex, Underground und den Rest zu jenen Texten, denen man auch heute bedenkenlos seine Unterschrift leihen täte.
Der Rest ist auch nur Rumgenöle darüber, daß alle Bands alles falsch machen.
Der Text Rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popkultur - ein Bedeutungswandel beginnt so. (S. 170)
Mitte der 1960er-Jahre erlebte die Popmusik ihre erste große Blütezeit. Mit Sgt. Peppers von den Beatles und Pet Sounds von den Beach Boys entstanden Platten, die Popmusik in den Kontext von Pop Art rückten - eine neue, gewissermaßen progressive Kunstform war entstanden, deutlich geprägt von dem Willen nach Veränderung und dem Anspruch, mittels einer neuen Musikform auch eine gesellschaftliche Zäsur zu proklamieren.Ich weiß ja nicht, welches Sgt-Pepper-Album Büsser damals gehört hat und welche Pet Sounds, aber jene, die ich in Erinnerung habe, haben nie den Anspruch erhoben, eine gesellschaftliche Zäsur zu proklamieren. Die Revolution kam später.
So ungefähr muß man sich alle Texte vorstellen, mit der oben gennanten Ausnahme.
Musik kann zwar erzreaktionär und obendrein tüchtig Scheiße sein, aber niemals progressiv. Nichtmal Progessive Rock. Das ist nicht deren gesellschaftliche Funktion. Genau aber das ist es, was Büsser über all die Jahre nicht begriffen hatte. Deswegen mußte er schriftstellernd scheitern. Weil er sich als Denunziant geriert.
Ich habe nicht mal einen Zettel in dem Buch gefunden, auf dem die Seitenzahlen zitierfähiger Aussagen notiert waren, so wenig Substanz versprühte es, sprich so langweilig war der Leseausflug.