20. Juli 2019

Stauffenberg: Depression mit sich selbst ausmachen


Vorbereitungen für den Gottesdienst der Mitglieder der Stauffenberg-Sekte im geschlosse­nen Trakt des Bendlerblocks

Im Foto ist das Hochsicherheitsareal für die Selbstbehandlung von Depressionen und Weltschemrz dargestellt, der Bendlerblock, in dem sich heute Merkel und Kriegsminister AKK47 die Weihen antifaschistischen Widerstands an die Brust heften, abgeschirmt von der Öffentlichkeit und nur für gute Kunden zugänglich. Mit Stauffenberg im Herzen schnell noch den Trump besiegen, dann ist der Endsieg unser und die Welt gerettet, so das Kalkül des Bodensatzes deutscher Politik.
Der nervenzehrenden Rhetorik der Bundeskanzlerin konsequent aus dem Wege gehend, kam mir erst kürzlich ihre an Dreistigkeit grenzende Interpretation der Geschehnisse um den 20. Juli 1944 zur Kenntnis, die sie anlässlich der Sommerpressekonferenz des vergangenen Jahres abgeliefert hatte: „… Diese Pressekonferenz findet am 20. Juli statt. Der 20. Juli ist nicht irgendein Tag in der deutschen Geschichte. Viele Menschen haben ihr Leben für Europa, für ein gemeinsames Europa gelassen. Das sehe ich schon als einen wichtigen Auftrag an, der im Übrigen auch schon in der Präambel des Grundgesetzes niedergelegt ist ...“ An einen Lapsus glaube ich nicht, denn der Bundesaußenminister erklärte im Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand wohl kaum zufällig ein geeintes Europa gleichfalls zum Wunsch der Widerständler, angereichert, offenbar im Einverständnis mit deren Nachfahren, mit einem Aufruf zum Widerstand gegen rechte Wutbürger.

Dass die so Vereinnahmten von einem derartigen Anliegen ihres Vorhabens höchst überrascht gewesen wären, schien nur Jan Fleischhauer aufgefallen zu sein, der sich dazu in seiner Kolumne vom 26.7.2018 bei Spiegel Online äußerte. In diesem Jahr jährt sich das Hitler-Attentat zum fünfundsiebzigsten Mal.
Hurra, sie verblöden uns.
Dass deutsche Bundeskanzler über ihren Gesundheitszustand schweigen, hat übrigens Tradition. Auch Willy Brandt, Helmut Kohl und Helmut Schmidt machten Depressionen, Herz- und Prostata-Beschwerden mit sich selbst aus.
Nein, definitiv nicht. Um Depressionen, Herz- und Prostata-Beschwerden in den Griff zu kriegen, bedarf es fitter Ärzte, die ihr Fachgebiet beherr­schen und die richtigen Pillen zu verschreiben wissen. Man kann sich zwar auch selber den Analtrakt fingern, aber vom Urologen erledigt wäre es schon besser.

Wer Depressionen mit sich selbst ausmacht, versammelt sich mit Seines­gleichen im Bendlerblock und götzt dem Stauffenberg.

[update 22.07.2019, 10:00 Uhr]
HELDEN DES 20. JULI

Die Widerständler müssten sich wehren können – gegen Vereinnahmung

Stand: 20.07.2019 | Lesedauer: 2 Minuten

Von Johannes Boie
Chefredakteur WELT AM SONNTAG