1. September 2021

zum Weltfriedenstag: Opium als gelesener Champagner

Kfir Ochaion ft. Jamie Humphries: Johnny B. Goode (Chuck Berry Guitar Cover)

Ja, ich weiß, Nandi Bushell hat bei den Foo Fitghers getrommelt. Der Sound war so grottig, daß sich die Vorstellung hier im Blog verbietet.
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Richard Gebhardt, Köln

Opium für das Volk?

Auch wenn diese Redewendung längst in politischen Sprachgebrauch eingegangen ist und sich in zahllosen gelehrten Abhandlungen findet, so ist es dennoch keine Pedanterie, darauf hinzuweisen, dass Marx und Engels die Religion keineswegs als „Opium fürs Volk“ bezeichnet haben. Tatsächlich spricht Marx in seiner „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung“ (1844) von der Religion als „Opium des Volks“. Was ein wesentlicher Unterschied ist – zielt das populäre Fehlzitat doch auf eine verkümmerte Ideologiekritik, die sich auf Kategorien wie „Priestertrug“ oder „Manipulation“ erstreckt. Marx jedoch hört im „religiösen Elend“ den „Seufzer der bedrängten Kreatur“ und kritisiert so die auch selbstgeschaffenen Illusionen der Menschen. „Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben“, so Marx, „ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf“. Die Frühschriften, in denen Marx einst über das „Opium des Volks“ nachgedacht hat, lesen sich heute noch wie Champagner; die Formulierungen in der „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ sind Weltliteratur und haben einen geradezu musikalischen Klang. „Opium fürs Volk“ hingegen ist nicht zuletzt der Titel einer Platte der angeblichen Punkband „Die Toten Hosen“ aus Düsseldorf.