8. Januar 2022

Horror auf dem Telefon

Schrieb ich neulich noch, man könne den wohligen Grusel, den Merkel in der Nähe von Poroschenko oder ihrer Strafe zugeführten Terroristen im Tiergarten sucht, nur durch geeignetes Filmmaterial im Kino nachempfinden, dann wurde ich dieser Tage eines Besseren belehrt. Auf dem Telefon geht das auch.

Das kam so.

Ich war doch am 1. Januar auf Radtour und habe nebenbei schnell noch ein paar Bilder angefertigt. Nach Wiedereinkehr in die heimatliche Hütte stellte ich fest, daß der Fotoapparat defekt war. Die rückwärtige Blende hatte sich vom Rahmen gelöst und einen schicken Spalt geöffnet. Das Problem: das Teil ist geklebt, da es keine wechselbaren Teile gibt. Trotzdem hatte sich der Deckel gehoben. Das heißt auf Deutsch: der Akku hat sich aufgebläht und enormen Druck auf den Deckel ausgeübt. Ursache, das Telefon hing immer am Aufladekabel. Da habe ich noch einmal Glück gehabt, daß der nicht explodiert ist oder die Selbstentzündung auslöste. Im Grunde ist das auch ingenieurtechnischer Mist.

Es blieb mir nichts anders übrig, des Montags in der Frühe aus dem Bett zu krauchen und den Aldi aufzusuchen, denn der hatte solch speziellen Fotoapparat im Angebot, preiswert und für meine Zwecke viel zu groß. Außerdem lag noch eine Telefonkarte mit 10 Euro anbei. Ich habe nichts zu verschenken, also starte ich die Prozedur der Aktivierung.

Wie ich so durch die Menüs wische, ploppt auf einmal ein Videofenster auf und eine junge Frau sprach zu mir, sie werde mich durch den Prozeß der Aktivierung begleiten. Perso vorne, Perso hinten, Bildqualität ist nicht so gut, sie schaltet mal die Kameras um, um das besser abgleichen zu können, Ausweis noch knicken, damit sie sehen kann, daß es eine Plastikkarte ist. Tschüß, sie bekommen Nachricht, wenn die Karte freigeschaltet ist.

Wenn nochmal jemand behauptet, die Schlapphutbande muß kurz mal physischen Zugriff auf das Telefon haben, dann stimmt das so nicht ganz. Der Aldi kann das längst.

Das Glück daran war, daß ich das Smartphone nie als produktives Gerät genutzt habe, sondern nur als schnelle Gelegenheit zum Fotografiern und unterwegs bei freiem WLAN-Empfang. Insofern gingen keine Daten flöten. Ein paar Apps auf dem neuen Handy aufspielen und mit den nötigen Daten versehen, das war alles. Trotzdem macht sowas tierischen Streß, wenn es gleich am ersten Tag des Jahres passiert, kurz vor Abreise, und der billige Jahrestarif drei Tage vor dem Kauf eingestellt wurde. Arrrghhhh.

Das defekte Smartphone konnte ich noch zu einem Experten vorbeibringen, bei dem es genau richtig ist. Der hat einen Metallkasten mit Sand für diese Problemfälle anbei. Und er wußte auf Anhieb, was passiert war. Der Akku hat sich aufgeblasen. Nun wird er fachgerecht entsorgt.