19. Januar 2022

mogeln und lügen in der Mongolei

Die Rechtsmedizinerin war im Auftrag des härtesten Kommissars der Mongolei in die Steppe gereist, 500 km von Ulan Bator entfernt, um herauszufinden, wer den Touristennepp Dinosaurierzahn angefertigt und an wen verkauft hat.

Der Zahn wurde in der Hand der Leiche eines kleinen Mädchens gefunden, das man Tage vorher in der Steppe ausgebuddelt hatte. Der Nomande hatte das Mädchen genau so wieder in den Sand zurück geschaufelt, wie er es vorgefunden hatte. Man dürfe ja den Tatort nicht verändern. Das war war noch das harmloseste an seinem Tun.

Dann hat er Yeruldelgger die Seele des Mädchens anvertraut. Das war fatal. Für die anderen.

Es fing damit an, daß die Rechtsmedizinerin in die Steppe fuhr, den Verkäufer der Fälschung ausfindig zu machen. Sie beschwindelte den kleinen Jungen, der mit ähnlichen Artefakten dealte. Der hatte allerdings schon tonnenweise Lebensweisheit aufgesogen.

Man mogelt oder lügt nie nur ein bisschen, das geht überhaupt nicht. Man lügt einfach nur, das ist alles.
Nun sind wir in der BRD, auch im Schwäbischen, weit von mongolischen Verhältnissen entfernt. Man muß sich das ungefähr so vorstellen, daß jemand einem Kriminalpolizisten die Seele von Michelle Kiesewetter anvertraut hat, was in Konsequenz dazu führt, daß dieser Polizist den Mord an der Polizistin gegen jeden polizeiinternen Widerstand aufklärt.

So schlecht sind Traditionen und lokales Brauchtum dann auch wieder nicht, wenn die Seele eines Erdenbürgers Genugtuung erfährt.

Alles, was diese Chuzpe ausmacht, wird auf knapp 700 Seiten en detail ausgewalzt.
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Quelle
Ian Manook: Der Mongole, Blanvalet 2021, S. 155