28. Juli 2023

die Well-Brüder, Gerhard Polt und Die Toten Hosen

Symbolvideo für Alphornblasen in geschlossenen Räumen. Das Alphorn kann ein Alb sein, so es einem ans Ohr gelegt wird.

Die Well-Brüder, Gerhard Polt und Die Toten Hosen gaben sich im Admiralspalast zu Berlin die Ehre und einen Abend voller Spiellaune und Spaß obendrein.

„Forever“ - Eine kulturelle Aneignung Zumutung

Die Beschallung war perfekt, es wurde weitestgehend un-plugged gespielt, das Publikum extrem gut drauf, obwohl aus Sicht von Campino zu alt. Die Menschen im Saal tobten, auf daß die Künstler ihr Bestes gaben. Die gute Laune und der Spaß an der Aufführung konnte man ihnen regelrecht ansehen. So pushte man sich gegenseitig bis zum Ende, als es dann doch hieß, den Heimweg anzutreten. Die Setlist in Berlin war die gleiche wie in Hamburg.

Zwischendurch dachte ich, es sei ein Kunstform, die es so schon immer gab, wenigstens seit Erfindung der Bayern oder des Polt, aber so oft hat das Kleinkunstensemble dann doch nicht die Kleinkunstbühnen des Landes und die Herzen der Zuhörer im Sturm erobert.

Für mein Dafürhalten war das Programm einer der besten Kandidaten für einen der vielen Kleinbühnenkunstpreise, die am Jahresende verliehen werden.

Der Polt gehört verboten, so schandmäulig ätzte er ins Mikrofon. Das Publikum spontanisierte Applaus und krümmte sich vor Lachen. Das bayerische Schandmaul wußte der Polt auch nicht in Anwesenheit von Steinmeier zu bändigen. Die Well-Brüder standen dem in ihrer Blasphemie nicht nach und feixten noch mehr. Der Polt war die gesamte Vorstellung über übrigens weizenbierernst, so, als meinte er es ernst.

Wie bei Rammstein, aber mit deutlich weniger finanziellem Aufwand, gab es eine Pyroshow mit Trockeneis.

Natürlich war und bleibt Campino eine Rampensau und der Frontrunner des Abends, auch wenn er sich diesen Platz und Titel mit Gerhard Polt teilen muß, vom Schuhblattler, dem irischen Schuhtanz und dem bayrabischen Bauchtanz der Well-Brüder mal abgesehen.

Aber das, was da bei den Musikern zusammengewachsen ist, und nach klassischen Kriterien nicht zusammengehört, ist vor allem eine Riesengaudi, die eigentlich nicht zu toppen ist. Wenn, dann eigentlich nur durch „unseren Mannschaftskapitän“, wie Campino ihn ruft: Kabarett-Urgestein Gerhard Polt.

Die religonskritische Zelebrierung von "Eine kleine Nachtmusik" mit Brummtopf. Der Saal quiekte vor Vergnügen, weil die Erzeugung des Brummtons einfach nur herrlich aussah.

Die Alphörner werden ins Publikum gewuchtet. Deren satter Klang konnte von den Mikrofonen des Telefons (Video oben) nur sehr unzureichend eingefangen werden.

Das war bestimmt die dritte oder vierte Verabschiedung.

Nochmal der Verweis auf die alte Indianderweisheit, die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat. Steimeier machte eine sehr zufriedenen und völlig entspannten Eindruck. Es wird ihm wie dem Publikum gegangen sein. Er war hellauf begeistert.

Eigentlich traditioneller Abschluß eines Hosenkonzerts in den letzten Jahren: You'll never walk alone. Da es sich um ein Gemeinschaftswerk mit den Well-Brüdern und Gerhard Polt handelte, war noch lange nicht Schluß. Der kam diesmal mit einem zünftigen Bommerlunder daher.