2. April 2024

Danisch der Unwissende

Auch Danisch kann nicht recherchieren und einfach so Grütze in seinen Blog reinschreiben, indem er ein historisches Video von der Staatsgrenze der DDR zu Berlin (West) als Aufhänger nimmt. Dabei hätten zwei Suchanfragen mit den Spitzenergebnissen sein Informationsbedürfnis befriedigt.

Im Juli 1986 wurde ein Sprengstoffanschlag direkt auf die Mauer verübt (Charlottenstraße), der ein erhebliches Loch im Sicherungselement kurz neben dem Checkpoint Charlie hinterließ.

Da schickt man nicht einfach zwei Soldaten, die dann ausdealen, wer die Sauerei beseitigt. Da dazumal formale Vorgaben für den Umgang mit der jeweils anderen Seite existierten, waren die von beiden Seiten einzuhalten. Die DDR-Seite wollte protestieren, die Seite des Senats mußte den Protest als solchen annehmen. Insofern ist auch verständlich, daß da eben nicht untere Dienstgrade (Danisch) zugangen waren, sondern seitens der DDR wenigstens zwei Majore des zuständigen Dienstorgans.

Noch ein Detail, das auf Twitter aufgefallen ist: Polizei Ost ist glattrasiert, Polizei West trägt den obligatorischen Schnauzer.
Das war wegen der 10/3 (Innendienstvorschrift), was m.W. erst 1990 abgeschafft wurde. Dann durfte man auch in der NVA und den Grenztruppen schnauzern.
Warum haben die eigentlich nicht angerufen oder einen Brief geschickt ...
Das blieb den staatlichen Organen, also Magistrat und Senat, vorbehalten.

Es scheint ja auch westlicherseits der Mauer gewesen zu sein. War da nicht die Gefahr, dass die dann einfach im Westen bleiben? (Vermutlich durften nur die ganz ideologiereinen mit Familienbindung überhaupt an die Grenze.)

Ja, südlich der Mauer, aber auf DDR-Territorium.

Eigentlich war da keine Gefahr, daß da einer der Grenze rübermachte. Es handelte sich durchweg um zertifizierte Soldaten.
Nein, an die Grenze kamen ganz normale Wehrdienstleister und Berufssoldaten.

Was das Danischtsche Ideologiereinheitsgebot beeinhaltet, weiß ich nicht, insofern kann ich mich zu diesem Punkt nicht äußern.

Von eher allgemeinem Interesse ist aber die Frage, die auf Twitter einer stellt: Genau die vier Leute müssen dann doch ab 1990 Kollegen geworden sein.
Nein. Die Grenztruppen der DDR wurden im Grunde vollständig aufgelöst, sprich, Eppelmann hat allen einen Arschtritt versetzt. (Die Wikipedia schreibt Mist, da fehlt ein "nicht".) Es wurden nur noch Kulis für die Drecksarbeit benötigt.
Mit dem am 23. August 1990 von der Volkskammer beschlossenen Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes hatten sich alle Bemühungen für einen Grenzschutz der DDR erledigt. Gemäß dem Befehl Nr. 49/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung der DDR vom 21. September 1990 wurden die Grenztruppen aufgelöst. Berufssoldaten und Zivilbeschäftigte, die [nicht] vom Bundesgrenzschutz übernommen wurden, sind entsprechend diesem Befehl bis zum 30. September 1990 entlassen worden.

Mit Wirkung vom 28. September 1990 wurden die Dienstgeschäfte dem Auflösungs- und Rekultivierungskommando des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung übergeben. Für etwa ein Jahr bestand noch der Zentrale Auflösungsstab.[86] Etwa 4.500 ehemalige Grenztruppenangehörige wurden von der Bundeswehr als Zivilkräfte in Rekultivierungskommandos zum Abbau der Grenzsperranlagen eingestellt.

Danisch will's wissen.
Das wäre mal überaus interessant zu wissen, wie da der Tonfall war, wenn die sich plötzlich ohne den Hintergrund der verfeindeten Staaten, vielleicht in der Umkleide am Spind, wiedergetroffen haben. Einfach wird das nicht gewesen sein.
Der Tonfall war beruflich neutral und beim Fußball rabiat, aber beide Tonarten waren einfach.