150150426320;14;00;43;;ESCHER, VOLKMAR:;;;18764,66
PKZ; Kürzel der Dienststelle des MfS; Nachname, Vorname; Jahresgehalt
14 00 43 --> Kreisdienststelle Aue des MfS
Ein Volkmar Escher war mit einem bescheidenen Jahreseinkommen Mitarbeiter in der Kreisdienststelle Aue des MfS.
Volkmar Escher war nach der Übernahme der Frühlingsstraße 26 durch die VU GmBH, bzw. der geplanten, der neue Hausverwalter.
Ob es sich bei diesem um jenen Volkmar Escher der L.S.E.-GmbH (Immobilienservice) handelt, der dortselbst so beschrieben ist, sei dahingestellt, ist im Grunde genommen auch unwichtig. Es beflügelt aber die Phantasie und läßt die Synapsen auf geheimnisvolle Art klackern.
Mit Volkmar Escher besitzt das Unternehmen einen anerkannten Sachverständigen für die Bewertung bebauter und unbebauter Grundstücke, der als Mitglied des Gutachterausschusses für die Ermittlung von Grundstückswerten im Landkreis bestellt ist.
Die Idee ist ganz einfach. Was ist vonnöten, um auf Anweisung der Vorgesetzten eine konspirative Wohnung in ein Safehouse umzugestalten, damit von diesem aus größere geheimdienstliche Aktionen ausgehen können als das provinzielle Kleinklein, mit dem man seine Vorgesetzten bislang zufrieden stellen konnte?
Eine Verschwörungstheorie hat gegenüber einer Hypothese einen großen Vorteil. Sie schwebt bar jedes Fundaments zwischen den Synapsen und eckt im besten aller Fälle nirgendwo an. Sie ist eine Theorie, ein Konstrukt der Phantasie. Sie ist Verschwörung, weil man sich einen, oder besser noch ganz viele Menschen hinzu dichtet, die diese Theorie in der Praxis umsetzen.
Wir leiern uns also wieder mal eine schöne Detektivgeschichte aus dem Hirn, die nicht nur nicht absichtlich sondern auch ganz zufällig keine Übereinstimmungen mit der Realität hat. Wir holen dazu den längst vergessenen Verfassungsschützer Jochen aus der Versenkung, der uns schon so viele Interna aus dem Dienstalltag einer verschwiegenen Behörde verraten hat.
Doku Deutschland: aus dem verpfuschten Berufsalltag eines Verfassungsschützers
Wißt ihr, wenn man so eine Art demokratische Staatssicherheit ist, macht man im Grunde nichts anderes als die undemokratische Staatssicherheit. Eigentlich das Gleiche. Wir horchen Leute aus und zapfen deren Telefone an. Mehr ist nicht drin. Den Rest erledigen die Auswerter. Schwierig wird es, wenn du eigene Leute an der Leine hast, die manchmal dem Leinenzwang gehorchen, oftmals auch nicht. Du mußt dich aber auf sie verlassen können, mußt sicher sein, daß sie immer wieder an den Futtertrog zurückkehren, wenn es drauf ankommt.
Wie machst du das also? Du versorgst sie mit einem Quartier, wenigstens deine wichtigste Ansprechpartnerin. Solange die Jungs dieser aus der Hand fressen, hast du die auch im Griff. Schlimm wird es, wenn sie selbständig werden und anderen Frauenhintern nachschauen.
Und ganz schlimm, wenn dein Chef neue Ideen entwickelt, Pläne, wie er sagt, um die nächsten zehn Jahre mit brillianten Abwehrmaßnahmen zu überwintern. Dieses Arschloch haut dir dann deine ganze Arbeit von Jahren in die Tonne.
Der wollte also die Bruchbude zu einem lokalen Safehouse umwidmen, wo doch die Bruchbude schon keine Ergebnisse brachte. Das wußte im Grunde genommen jeder, denn das geht allen so, daß die Berichte an die Führung des Hauses von uns selber geschrieben werden. Das hat auch sehr gut funktioniert und nie jemanden gestört. Bis dieser Schnösel mit diesen blöden Ideen kam und sie kraft seiner Position auch durchboxen konnte.
Kümmer dich mal um den Umbau der Bruchbude, so daß wir ein abseits gelegenes und verschwiegenes Haus unser eigen nennen, wo wir ein paar Leute auch mal über einen längeren Zeitraum abtauchen lassen können, um sie zu melken.
Kümmern. Der hat Humor. Also kümmerte ich mich. Das geht leicht. Der Vietnamese war schnell gefunden, der als Immobilienhändler in die Bresche springen mußte. Der würde nichts sagen, denn den hatten wir anderweitig an der Angel. Der war nur für das finanzielle zuständig.
Hausverwaltung als solches war auch kein Problem, da haben wir auf die bewährte Zusammenarbeit mit den alten Kadern von MfS gesetzt. Gelernt ist gelernt. Der würde auch nichts sagen, sondern machen. Wir haben ihm verschwiegene Leute vermittelt, die das Haus nach unseren Wünschen umbauten. Nicht nach meinen, wohlgemerkt, sondern denen des Chefs, aber was soll's.
Es hätte sicher auch so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten, wenn da nicht dieser bekloppte Mord dazwischen gekommen wäre. Die Idioten haben die beiden einfach umgenietet und das Wohnmobil angezündet. Und ich war so ziemlich der letzte, der davon erfuhr. Was nun? Die wären doch irgendwann in Zwickau wie die Hornissen eingefallen und hätten die Hütte genüßlich demontiert. Kein Stein wäre auf dem anderen geblieben. Die ganze Operation wäre aufgeflogen.
Gottlob war der Chef am Freitag Mittag noch im Hause. Entscheidungen sind seine Sache, nicht meine.
Jag es in die Luft, meinte er, egal wie. Hauptsache, es werden so viel Beweise als möglich vernichtet. Und nimm wenigstens noch einige mit, die von uns weg führen. Sei um Himmels Willen schneller als die Polizei. Mach dich auf den Weg. Nimm den Erwin mit, der weiß, wie es geht.
Der hatte gut reden.
Gesagt getan. Die Schnecke und den Kerl, die sich in der Wohnung aufhielten, kannten wir ja, hatten aber keine Zeit für lange Erklärungen. Ergo haben wir sie rausgeschmissen. Die Wohnung wurde präpariert, Erwin, wußte wirklich, wie es geht. Es gab den gewünschten Rumms. Wir haben schnell noch im Nachbaraufgang geklingelt und die Leute gewarnt.
Doch so ist das, wenn man improvisieren muß. Die Handwerker hatten längst Feierabend gemacht. Es war Freitag nach eins. Also mußten wir selber auf Handwerker machen.
Es war ein hartes Stück Arbeit, denen beizubringen, was sie zu sagen haben, wenn sie jemand fragt.
Wenn ihr mich fragt, irgendwann platzt die Geschichte. Das halten nicht alle durch. Dafür waren viel zu viele Schwachstellen eingebaut.
Eine der größten Schwachstellen sind die Erstzeugen, die, die als erste etwas bemerkt und gesehen haben, die, die wirklich wissen, was passiert ist. Bisher sind die alle erfolgreich in die Versenkung verdrängt worden. Gehört werden nur solche, die etwas vom Hörensagen kennen. Aber wehe, einer der Erstzeugen fängt an, das Kartell des Schweigens zu brechen und erzählt, wen er wirklich gesehen hat und was wirklich geschah.
Mir kann nichts passieren. Ich bin Verfassungsschützer Jochen und mit einem ministerialem Schweigegebot versorgt.
Es gibt aber genug, die nicht diesen staatlichen Schutz genießen und die Pfusch am Bau abgeliefert haben. Wehe, einer von denen fühlt sich in die Ecke gedrängt oder übergangen und fängt an zu plaudern. Ich kann nur hoffen, daß dieses brüchige Konstrukt noch eine Weile hält. Nicht auszudenken, was passiert. wenn die Verteidigung die richtigen Handwerker durch den Fleischwolf drehen würde.