Programmänderung
Fritz Pleitgen: „Ich bin zornig“
Fritz Pleitgen, der Intendant des Westdeutschen Rundfunks, kritisiert im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montagsausgabe) die Verschiebung des WDR-Films „Wut“, der von einem türkischen Jugendlichen handelt, der einen Mitschüler und dessen Familie tyrannisiert, scharf. „Ich bin über die Entscheidung mehr als bekümmert, ich bin zornig“, sagte Pleitgen. Die Intendanten der ARD hatten in einer Ad-hoc-Konferenz am Freitag entschieden, den Film im Ersten nicht am Mittwoch um 20.15 Uhr, sondern am kommenden Freitag um 22 Uhr zu zeigen. Die begleitende Diskussionssendung geht dann bis über Mitternacht hinaus.
Dazu Pleitgen: „Man fürchtet offensichtlich kritische Schlagzeilen. Diese Sorge hätten wir uns besser bei anderen Vorgängen machen sollen. Man fürchtet, die Jugendschutzbestimmungen zu beschädigen. Aber dies ist ein Film für junge Menschen, wie es der Hauptdarsteller und der Regisseur ausdrücklich betonen. Der Film zeigt eine Realität, wie sie vielen Kindern und Jugendlichen begegnet, aber die wir Erwachsenen nicht wahrhaben möchten. Wir haben als öffentlich-rechtlicher Rundfunk auf die Wirklichkeit aufmerksam zu machen. Der Film sollte eine engagierte, kontroverse, weiterführende Diskussion auslösen. Dazu braucht man eine breite Öffentlichkeit. Für das Hauptabendprogramm war ein sehr guter Kompromiß ausgearbeitet worden, der dem Jugendschutz gerecht geworden wäre. Um Mitternacht eine gesellschaftlich wichtige Diskussion zu führen, ist natürlich eine vertane Chance.“
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Ich denke, der Zorn ist verständlich.