Ich halte mich ja nach wie vor an Cohn Bendit und Mahmud Ahmadinedschad, nehme die Depeschenempörung nur zu meinem Vergnügen zur Kenntnis bzw. beschäftige mich gar nicht erst damit, da es sich um Zeitverschwendung handelt.
Bei den meisten Artikeln kann ich mich bereits nach dem ersten Halbsatz ausklinken, da ich weiß, wie es zu Ende geschrieben wird. Andere haben sich der Lektüre hingegeben, um sie sogleich fundiert den Orkus hinunterzuspülen.
Fassen wir das bisher Geschriebene am Tag X der Depeschenempörung zuzsammen, dann ergibt sich der folgende Bericht zur Lage der Nation.
1. Es ist kein Krieg ausgebrochen, obwohl er avisiert war, auch hat das nicht zu einem diplomatischen Neinihleven geführt, sondern allenfalls zu kenntnisreichem Abnicken bzw. Schmunzeln.
2. Der Spiegel, das einzige deutsche, von Assange authorisierte, außerordentliche und bevollmächtigte Depeschenmagazin, der das Konvolut mit 50 Praktikanten seit einem halben Jahr durchforsten läßt, hat bisher keinerlei sachdienliche Hinweise auf eine Verschwörung zum Nachteil der Weltgemeinschaft oder andersartige Schweinereien veröffentlicht, sondern sich selbst als Klatsch-und-Tratsch-Magazin der politischen Elite bestätigt.
3. Alle anderen Qualitätsorgane, exemplarisch seien hier nur die Sueddeutsche und die Welt erwähnt, reagieren beleidigt, weil sie zwar die gleichen Informationen von ihren Zuträgern in den redaktionellen Panzerschränken liegen haben, diese aber noch nicht wikilügt worden sind und somit nicht verwertbar. Also hauen sie, die beleidigte Leberwurst gebend, auf den Spiegel drauf und rechnen ihm akkurat alle Fehler an, die er macht. Als Ersatzbefriedigung muß Assange herhalten, der fast den Weltuntergang heraufbeschworen hat, doch dank der Wachsamkeit von Scotland Yard endlich seiner gerechten rechtsstaatlichen Behandlung zugeführt wurde. Einige Verschwörungstheoretiker hingegen behaupten, er sei freiwillig zur vereinbarten Zeit auf der Polizeiwache erschienen.
4. Mit den bisherigen Depeschen-Schriftsätzen der deutschen Qualitätsmedien läßt sich nichts anfangen, außer jede beliebige Verschwörungstheorie in die Welt setzen oder begründen. Darin bin ich nicht so gut, so überlasse ich das anderen.
Und nun kommt noch eine gravierende Ungeheuerlichkeit hinzu, wie das außerordentliche und bevollmächtigte Cocktailparty-Magazin mitteilt. Auf Amazon wurde der Depeschenausverkauf gestartet.
Depeschen werden bei Amazon verkauft
Pikant daran ist die Tatsache, dass Amazon WikiLeaks von seinen Servern verbannt hat.
Weder Amazon noch Duthel haben auf Anfragen von SPIEGEL ONLINE geantwortet.
Eine Frechheit sondergleichen, daß Amazon und Heinz Duthel sich nicht dem Spiegel gegenüber offenbart haben. 7,37 (!) englische Pfund möchte der Verkäufer stattdessen für den 5000er Pack Depeschen haben. Hochgerechnet auf alle 250.000 macht das geschätzte 368,50 £, die der Händler der Empörungsdepeschen einsacken möchte.
Der Spiegel hingegen macht es natürlich nicht für Geld, sondern nur zur Volksaufklärung und Verbesserung der Welt.
Nicht nur Sarah hat tausend Fragen.
Hm, would Amazon let me buy this using my PayPal account? What about my Visa or Mastercard? Considering all those companies stopped supporting Wikileaks, it would be pretty messed up if I could use them to pay Amazon. Wait a second... Why is this for sale on Amazon now? Didn't you guys, like, totally chicken out and dump Wikileaks from your servers because mighty Lieberman sneezed?
w.z.b.w.