13. Juli 2011

vom Abgrund hinauf zu lichten Höhen

Hatte Herr Leyendecker noch kürzlich über den "Abgrund von Landesverrat" fabuliert, den er im BND zu verorten glaubte, als er die abhanden gekommen Baupläne für Luxusklos in der BND-Zentrale investigierte, so ist er ob zwei überschlafener Nächte zu einer überraschenden Erkenntnis gelangt. Der Diebstahl von Bauplänen für die neue BND-Zentrale trägt nur mit sehr viel Phantasie Züge eines Skandals.

Ob es sich um Diebstahl handelt, Herr Leyendecker, das wäre noch zu klären. Ich halte die übliche Baustellenschlamperei für den wahrscheinlichsten Grund und sage ja deswegen auch, die Pläne seien abhanden gekommen.

Den Grund für die belanglose Schreibe und lustlose Investigation des Topinvestigators der Sueddeutschen liefert er gleich mit.

Journalisten sind nicht zu rügen, wenn sie aus diesem Stoff das Übliche machen. Der Fall "weitet sich aus", melden sie dann gewöhnlich. Immerzu weitet sich etwas aus, bis es dann wieder platzt; oft gibt es in den Medien ein Gerenne um das exklusive Nichts. Aber bei solchen Vorlagen aus dem Apparat dürfen nicht die Überbringer der falschen Botschaft geprügelt werden. Diese Regierenden haben es nur bei Kommunikationsdesastern zur Meisterschaft gebracht. Sie können es einfach nicht.

Das ist eine Aussage mit Sprengkraft, denn sie sprengt alles bisherige Wissen um Journalismus.

Journalisten sind sehr wohl zu rügen, wenn sie einen Furz zur Giftgaswolke aufblähen. Die Ausweidung der Ausweitung wurde abschließend vor langer Zeit zu den Akten gelegt. Das Gerenne um des "exklusive Nichts" ist euer Problem, nicht unser. Ihr müßt ja nicht mitrennen. Und selbstverständlich gehören die Überbringer der falschen Botschaft geprügelt, wenn sie wider besseren Wissens Falschmeldungen produzieren und in die Welt setzen.

Journalisten sind keine Clowns, die uns tagtäglich intellektuell bespaßen müssen.

Wer einem ganzen Berufsstand auf diese Art die Generalabsolution erteilt und diesem so jede Schweinerei durchgehen läßt, der zeigt nur, daß er ein sehr laxes bis gar kein Verhältnis zu seiner Berufsausübung hat. Wer tagtäglich schriftstellerischen Nonsens produziert, der muß sich, ähnlich der Regierung, den Vorwurf gefallen lassen:

Diese Journalisten haben es nur in der Beschreibung von Nichtigkeiten zur Meisterschaft gebracht. Sie können einfach keinen Journalismus.

Journalisten als billige und willige Verbreiter von Regierungsbanalitäten zu charakterisieren, das mag ja noch angehen. Das ist nicht zu überlesen, da wir täglich mit derlei Produkten überschwemmt werden. Das jedoch als Geschäftsgrundlage für ein Qualitätsmagazin, als das sich die Sueddeutsche versteht, zu definieren, das ist frech. Es inkludiert, daß sich der deutsche Journalismus aufgegeben und Herr Leyendecker dessen Bankrotterklärung aufgeschrieben hat. Das wiederum ist wohl eine Tatsache.