19. November 2011

keine Alternative - nun bist du hier

Deutschland ist das Land ohne Alternative. Merkel ohne Alternative.

Kann sich jemand etwas anderes vorstellen? Daß es Alternativen gibt? Oder doch nicht? Sind wir im Falle bestimmter Entwicklungen wirklich alternativlos?

Nun bist du hier, Denon 2012UD. Eine Weile schon. Gedacht als Alternative für das Altgerät, das zwar noch tadelsfrei funktioniert, doch längst nicht mehr auf der Klanghöhe der Zeit ist, denn Konzert-Bluray kann das Altenteil nicht oder nur über einen sehr arbeitsintensiven Umweg, der weiter unten kurz skizziert ist.

Dabei schien es a) entweder nur sehr teure Alternativen oder aber b) nur über den Umweg London zu geben. Die Engländer vertreiben die in HiFi-Kreisen angesehene Marke Oppo, doch das von mir favorisierte preiswerte Gerät ist längst vom Markt. Und 1000 englische Pfund ausgeben, das ist dann doch zu heftig.

Dann stand ich aber im Laden und sah den Denon, der scheinbar alles kann.

Und ich habe, nachdem ich den Laden verließ, um das Gerät zu Hause schnell mal auszurecherchieren, nur ein Bruchteil von dem rechechiert, was die Kiste wirklich drauf hat. Zuerst mal den Preis. Den konnte ich im Laden auf Internetpreis drücken, also um 50 Euro, sonst hätte ich mir das Teil bequem via Amazon vor die Tür stellen lassen. So konnte ich es mitnehmen.

Zuerst war mein Altbestand an SACD und DVDA dran. Die mußte er können. Konnte er. War schon mal ganz gut. Als nächstes kam Krawallmusik auf Bluray in 5.1 True-HD-Master-Sound. In Wirklichkeit versteckt sich dahinter eine 5.1-Tonspur in 24/48 mit den Dampfmusikern im River Plate. Da habe ich mir mal den Ton rausgezuppelt und als DVDA erstellt und gebrannt. Konnte die neue Kiste.

Und dann kam die Geige.

SPIEGEL ONLINE 18. November 2011, 08:45 Uhr
Pink Floyd-Box

"Wish You Were Here" mit Geige

Von Christoph Dallach


Nur nicht für mich, da mich das nicht interessiert. Von großem Interesse war eher jene Nervosität, die kürzlich hier im Blog beschrieben war.

Ich wiederhole gerne noch einmal, was schon bezüglich der Rezension in der Zeit niedergschrieben wurde, da es gleichermaßen auf die Schreibübung von Christoph Dallach zutrifft.

Pink Floyd ist neben der Bank of England und den Beatles die größte britische Gelddruckerei. Das ist eigentlich alles, was man im Jahre 2011 über die Band wissen muß, sofern man deren Musik bereits gefühlte tausend Mal gehört hat.

Wirklich neu ist nur das, was seit einer Woche auf dem Markt ist. Wish you were here im 5.1-Mix auf Bluray bzw. SACD. Ich mische mich da um Himmels nicht in den Streit ein, welche der Versionen besser klingt.

"Wish you were here", so sangen die Altvorderen. Nun sind sie hier. In stolzer Aufmachung und superb digitalisiert.

Ich will nur kurz mitteilen, daß man die Scheibe so, wie sie auf SACD gepreßt wurde, noch nie gehört hat. Eine Wärmflasche mit Erdrückkühlungsfaktor von 45 Minuten im Rücken, habe ich mir das schöne Stück reingezogen.

Sehr enstpannt und souverän, was die Boxen an Luftdruck erzeugen. Nichts von dem gestreßten Klang vieler CDs. Keine Wabern, Klirren, Schwimmen, Blubbern, kein Dröhnen in den Bässen, Jeder Ton eine Majestät in eigener Sache, sobald er von den Membranen auf seinen kurzen Weg in meine Gehörgänge geschickt wird. Irgendwann ist man Teil dieser Klangwolke, mitten drin und auch dabei, sofern man sich drauf einläßt.

Das ist definitiv keine Küchenradiomusik, bei der man nebenbei das Pfund Kartoffeln schält.

Möglichwerweise hat es auch damit zu tun, daß der Denon bessere DACs verbaut hat, als mein alter Player, obwohl ja beide nur analog an den Verstärker gekoppelt sind. SACD und DVDA dürfen wegen der Verwertungsmafia nur analog raus, nicht digital. Das war auch so ein Glücksumstand, daß der Denon alle notwendigen analogen Ausgänge bis 7.1 mitbringt, was viele Player aus dem Billigsegment nicht machen.

Was mein Altgerät definitiv nicht konnte war, DVDA mit Wasserzeichen abspielen, sofern es sich um Kopien handelte. Und ich hatte mir meine eigenen sicherheitshalber schon auf Halde gelegt. Könnte ja mal was passieren, zumal es sich um Raritäten handelt, die im Handel nicht mehr erhältlich sind. Zu einer guten Alternative gehört aber definitiv der Investitionsschutz. Insofern ist der Denon eine nicht nur gute, sondern eine sehr gute Alternative. Der kann meine investitionsgeschützten Güter. Der kann aber noch mehr, wenn meine bisher betriebenen Recherchieren stimmen.

Was hat die Content-Mafia nicht alles auf den Weg gebracht, um ihre Innovationen, so nennen die das, zu schützen. Ich nenne das anders. Ich bevorzuge Klartext wie, um ihr Vermarktungsmonopol aufrecht zu erhalten.

DVD-Kopierschutz. Geknackt. CD-Kopierschutz. Unwirksam oder leicht zu umschiffen. Geknackt. DVDA-Kopierschutz mit neuartiger Verschlüsselung. Geknackt. Manipulation der Tracks mit Wasserzeichen, damit Wasserzeichen prüfende Player das Abspielen verweigern. Teils, teils. Mein alter verweigert. Der Denon spielt ab. In foobar2000 kann man schon einen Wasserzeichenentferner testen, was ich nicht anraten würde, da erheblich in das Klangmaterial eingegriffen wird. Aber auch da tut sich was. Verschlüsselung von Bluray und den hochwertigen Tonspuren. Genackt.

Übrig bleibt nur die einst von Sony als Nachfolger der CD eingeführte SACD. Die war unkopierbar. Aber Sony wäre nicht Sony, wie wir alle dieses Jahr lernten, wenn sie das Tor nicht selber scheunenweit aufgemacht hätten. Die Hintertür in Form der ersten PS3-Modelle. Die konnten SACD abspielen und hatten dafür einen Softwareplayer im Betriebssystem. Es dauerte nicht lange, da war auch Verschlüsselung und Kopierschutz der SACD kein ernsthafter Hit mehr. Man braucht halt eine PS3 früher Bauserie, der Rest ist Fummelei und Geduld.

Und siehe da, der Denon kann auch die SACD-R ohne Murren abspielen, sofern das Internet nicht lügt.

Was Filme betrifft, das interessiert mich nicht. Kann er wohl auch recht viele Formate und Disk-Layouts.

Ich habe sehr lange nach einer Alternative für meinen guten alten SACD/DVDA-Player gesucht und im Denon eine gefunden, die weitaus mehr kann, als in der Bedienungsanleitung steht und, aus der Sicht heraus, was ich bezahlt habe und nicht bestellt habe, noch viel viel mehr. Außerdem habe ich mir einen neuen Verstärker erspart, denn der alte verstärkt immer noch so gut, daß ich mir locker eine Abmahnung vom Vermieter erhören könnte.

Sollte ich irgendwann mal Lust haben, werde ich den Versuch unternehmen, den Unterschied zwischen SACD und CD (DVD, DVDA, Bluray) zu erklären. Allerdings nur volkshochschulmäßig, in Erwartung von viel sachkundiger Schelte. Eigentlich kann man den Unterschied nur hören. Eine Erklärung läuft nämlich im Grunde darauf hinaus, ein Foto oder Gemälde zu betexten. Geht nicht (gut).