sueddeutsche.de 12.11.2011, 12:31
Polizisten- und Döner-Morde
Spuren einer Braune-Armee-Fraktion
Jahrelang tappten die Ermittler im Dunkeln, jetzt sind die Drahtzieher der Polizisten- und der sogenannten Döner-Morde klar: drei mutmaßliche Neonazis.
Es könnte die beliebte Rätselaufgabe gestellt werden. Finde alle Fehler, außer Rechtschreibung und Grammatik, mit der diese Kurzposa gespickt wurde, um sie wie eine fette Gans daher watscheln zu lassen.
Einen verrate ich schon mal, auch wenn ich mich nie großartig für die Geschichte der RAF interesiert habe, da sie außerhalb meiner Lebenswelt stattfand. Die RAF hatte sich, von Ausnahmen mal abgesehen, die ich der Einfachheit halber als Kollateralschaden bezeichne, bei ihren Morden auf eine ganz bestimmte Zielgruppe orientiert. Darüber hinaus haben sie dicke Konvolute hinterlassen, die zwar nur mit gutem Willen doch immerhin dem Genre der Revolutionslyrik zugerechnet werden können. Dies unterscheidet die RAF von der BAF dermaßen gravierend, daß ich nicht bereitet bin, dieser Argumentation der Sueddeutschen auf den Leim zu gehen. Ich bin zwar manchmal doof, aber nicht blöd.
Aus Mangel an Beweisen haben sich die kreativ tätigen Journalisten selbst freigeschrieben und führen Goethes Handlungsmaxime, zwischen Dichtung und Wahrheit zu schreiben, ad absurdum. Das Pendel klebt an der Dichtung, die Wahrheit bleibt auf der Strecke. Freie Dichtung ist ein zu hohes Gut, als daß man diese nur jenen überläßt, die es ehrlicherweise zwischen den Buchdeckeln treiben.
Halten wir kurz zur Erinnerung die Fakten fest, die momentan festgehalten werden können.
Nach einem erfolgreichen Banküberfall erschießen sich die beiden Bankräuber in einem Wohnwagen, den sie daraufhin anzünden, um ihre Kumpeline in Zwickau anzurufen, sie möge sich verdrücken, die Luft ist zu heiß geworden. Diese wiederum fackelt nicht lange, sondern die Bude ab, gibt ihre süßen Kätzchen in nachbarschaftliche Pflege, um sich sogleich auf den beschwerlichen Marsch gen Jena zu machen und dortigenselbst einem verdutzten Polizisten zu eröffnen, sie sei jene Frau, die er sucht.
Man kann es auch anders sehen. Sie hat sich freiwillig in Polizeiobhut begeben, weil sie sich dort gut behütet fühlt, da diese unter Garantie keinerlei Kenntnis und Verbindung von den tatsächlichen Ereignissen haben. Sie hatte Angst, gewaltig große Angst um ihr bisher verkacktes Leben und begibt sich trotzdem auf eine Polizeiwache.
Stunden darauf ist per staatsanwaltlicher Fernaufklärung der Polizistenmord von Heilbronn aufgeklärt. Da weitere Täter auszuschließen seien, wie ein anderer Staatsanwalt flugs ermittelt hat, kann auf Grundlage aufgefundener Beweismittel kurzgeschlossen werden, die Bande habe auch die Dönermorde zu verantworten. Da sie Nazis waren, ist es inzwischen nahezu erwiesen, daß sie es waren, die dazumal die Lebkuchen bei den Mannichl's stiebitzte, und weil sie erwischt wurden, ein Lebkuchenmesser als mahnende Warnung im Oberbauch von Herrn Polizeipräsidenten versenkten.
Mittlerweile schaut es danach aus, als könne die Statistik unaufgeklärter Gewaltverbrechen deutschlandweit um einen erklecklichen Prozentsatz abgesenkt werden, sollten die Ermittlungserfolge schwatzhafter Staatsanwälte in gleichem Tempo weitergehen wie bisher.
Halten wir noch einmal eine sehr wesentlichen Aspekt fest, dem von der freien Schreibfraktion keinerlei Beachtung geschenkt wird. Vollkommen unaufgefordert und in vorauseilendem gehorsam hat sich Stunden nach dem doppelten Todesfall in Eisenach der Verfassungsschutz zu Wort gemeldet und von sich gewesen, in die Ereignisse eingebunden gewesen zu sein. Wir hatten keine Ahnung und werden auch keine haben, hieß es wohl. Das ist insofern ungewöhnlich, da sich Verfassungsschützer erstens nie, wenn überhaupt dann mit blabla und zweitens einmal jährlich mit einer unlesbaren Broschüre zu Wort melden, die sie Bericht nennen, in dem allerdings bisher noch nie etwas berichtenswertes auftauchte.
Der Verfassungsschutz ist eine deutsche Sicherheitsbehörde, die vor lauter Beamten nur so platzt. Das sind gleich zwei Nachteile auf einmal. Es sind Geheime und Beamte. Damit funktionieren sie auch so. Niemand im Verfassungsschutz darf einfach mal so was daherreden. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Die oben aufgeführte Schutzbehauptung kann nur so gedeutet werden, daß man Zeit gewinnen will, um die Dinge zu klären. Wer Stunden nach den Vorfällen behauptet, man sei nicht involviert gewesen, der lügt. Denn eine Sachlage, die 15 Jahre und länger zurückreicht, die braucht Tage, wenn nicht Wochen der Recherche, selbst der hauseigenen in einem Geheimdienst.
Noch ein Wort zur Hamburger Hauspostille des Verfassungsschutzes. Ist euch eigentlich aufgefallen, daß die Kommentarfunktion aller Artikel, die diese Fälle betreffen abgeschaltet ist? Sonst kann man zu jedem Scheiß, den der Spiegel aufschreibt, seine eigene Hinterlassenschaft hinzufügen. Und die schreiben eine Menge Scheiß, weil die Tage so elend lang sind. Doch in diesem Fall gilt das nicht. Hier gilt: Bilde dir unsere Meinung.
Da mein Erkenntnisstand exakt dem entspricht, über den auch qualitativ hochwertige Lohnschreiber verfügen, gebe ich nun eine kurze Zusammenfassung meiner Version der Ereignisse zum besten.
Die Quellen wurden
Zu deutsch. Zum wiederholten Male ist es nicht gelungen, eine in der Öffentlichkeit glaubwürdige Terrorbedrohung durch Fakten zu untermauern, weil sie zu blöd sind, Terroristen durch Handaufzucht großzuziehen.
siehe auch:
Verschwörungstheorie - leicht gemacht
Verschwörunsgtheorie kaputt gemacht
...und Mutti hat geweint
Bankräuber als terroristische Vereinigung
Bankräuber doch keine terroristische Vereinigung