26. Februar 2012

der Unterschied zwischen sozialistischem und politischem Realismus

[update 17:50 Uhr]

SPIEGEL ONLINE 26. Februar 2012, 17:37 Uhr
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-817682,00.html
Bundespräsidentenwahl

Linke sucht Ausweg aus Kandidaten-Dilemma

Von Björn Hengst

Ein Linker sagt: "Wir dürfen uns nicht noch weiter in die Grütze reiten."


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Was? Nur einer?
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Das Große Staatstheater hatte die Krönungsfestspiele ausgerufen und alle haben ihre Inszenierung für die Nummernrevue der Parteien (FAZ) eingereicht.

Die FDP erschienen als erste auf der Bühne und boten ein derbes Lust­spiel dar. Das ließ die CDU kalt. Sie konterte mit einem höhepunkt­armen Dramolet, von dem nur das let übrigblieb. Laß es uns machen. Unterm Strich eine korrekte Inszenierung a la Bayreuther Festspiele. Schwer­fälli­ges Theater mit staats­tra­genden Masken. Wenig überzeugend, aber solide vorgetragen.

SPD und Grüne haben erstaunlicherweise gemeinsam geschauspielert, doch was, das hat das Publikum längst vergessen. Nichtssagend und blaß, was die Darsteller ablieferten.

Nur Die Linke scherte aus und versuchte sich an einer Tragödie. Die ist der­maßen tragisch, daß fefe nun doch ein Einsehen hatte und der Linken eine eigene Kritik einräumte, die das Tragische der linken Lachnummer pointiert auseinandernimmt.

Tja, meine Idee, den Linken den fefe internetauszudrucken, ist nun einen Schritt weiter. Jetzt könnte ich denen sogar einen echten fefe übereignen. Ich bezweifle jedoch, daß sie innehalten. Die ziehen das Ding bis zum bitteren Ende durch. Staatstheater ist Staatstheater, das nehmen Linke nunmal ernst.

Na gut. Einen kostenlosen Ratschlag habe ich noch, sofern die auf Rat­schlä­ge hören. Auch das ist im Ernstfall eher anzuzweifeln.

Wenn sie schlau wären, dann würden sie aus der Nummer aussteigen. Es käme ja nur auf die Eleganz an, mit der man das bewerkstelligt. Damit würden sie ihre Fähigkeiten im politischen Realismus nachweisen.



Ergo fände morgen oder übermorgen, nach dem Rat der Weisen, eine Presse­konferenz statt, auf der ein superkluger Mensch eingangs dargelgt, warum die Linken auf einen eigenen Kandidaten verzichten. Anschließend dürfen die drei im Gespräch befindlichen Kandidaten mal so richtig vom Leder ziehen. Warum das präsidiale Amt überflüssig ist und abgeschafft gehört (Lafontaine). Warum Hartz IV scheiße ist und nur den kruden Hirnen der Sozis entspringen konnte (Butterwegge). Warum der Bundes­republik immer noch der Faschismus in den Knochen steckt, was momen­tan nur das griechische Volk klaren Blickes erkennt (Klarsfeld). Warum das marode System öffentlich-rechtlicher Verdummungsstruktur durch einen Bürgerfunk mit fair use abgelöst werden muß (Jochimsen).

Abschließend darf Gysi, der ja für einen linken König(In) ist, darlegen, warum es keine rechtliche Hürden dafür gäbe, die Abschaffung des Adels­standes wieder etwas aufzuweichen, um so in deutschen Landen ein neues oder altes Kaisergeschlecht zu gebären, das fürderhin als Reprä­sentant des Deutschtums agiert. Dann wäre die Politik vollkommen außen vor, da das adlige Geblüt die Streitereien unter sich ausmachen müßte.

Ich fürchte* hingegen, die Linken lesen fefe oder mich nicht, sondern machen weiter auf sozialistischen Realismus, der die Tatsachen verkennt und die Inszenierung liebt. Politische Bühne ist politische Bühne. Da wird gespielt. Egal was.

Die Linken haben nichts weiter als ihre Kette zu verlieren.



* Ich fürchte das eigentlich nicht, sondern erwarte es regelrecht. "Ich fürchte" ist nur eine gebräuchliche Floskel.

Ich fürchte allerdings, daß ich im Titel den Dativ nicht korrekt angewandt habe. Ganz genau weiß ich es nicht, zum Recherchieren bin ich zu faul.