25. März 2012

CSU: Mangel an kriminalistischem Spürsinn

Noch vor wenigen Tagen hieß es wortwörtlich in der Sueddeutschen:

Der entscheidende Hinweis auf Mohamed Merah als Täter kommt von einem Motorradhändler. Der Mann berichtet der Polizei von einem Kunden, der wissen wollte, wie man einen elektronischen Chip an Motorrollern deaktiviert.

Auch andere Bürger aus Frankreich hatten den Kriminalisten wertvolle Hin­weise zur Identifizierung des Serienmörders geliefert. Schnöde krimi­nalistische Butter- und Brottätigkeit führte zum schnellen Ermittlungs­erfolg. Sie haben schlichtweg ihr Handwerkszeug beherrscht.

Das war vor Tagen. Heute gehört eine solche Aussage verboten und sollte alsbald komplett aus dem Internet gelöscht werden, denn in einem im Stakkato politoffizieller Erklärungen wurde im Stundentakt in die Mikro­fone gelogen, man sei ihm wegen einer vorrätig gespeicherten IP-Adresse auf die Schliche gekommen.

Mit der gleichen Chuzpe könnte ich jetzt behaupten, sie hatten ihn des­wegen so schnell auf dem Radar, weil sein Führungsoffizier im Geheim­dienst unter Androhung ernsthafter dienstlicher Konsequenzen zur Herausgabe aller rele»vanten Akten gezwungen wurde. In Frankreich funktioniert sowas noch. In Deutschland undenkbar.

Bei uns hätte man anhand der Geheimdienstakten nicht ermittelt.




"Bei uns wäre die Ermittlung des Mörders nicht möglich gewesen", das darf nun ein Herr Uhl von der CSU den deutschen Medien ins Stammbuch schreiben, auf das es auch alle fleißig aufschreiben. Uhl, für jene die das nicht wissen, Uhl ist jener Mitbürger, der im öffentlich bekannten Teil seiner Lebensführung, also den Medien, noch nie durch Sachkunde aufgefallen ist, wenn überhaupt, dann als strunzlangweilige Laber­tasche, was nicht darüber hinwegtäuschen soll, daß er höchst gefährlich ist, denn er hat die Macht, bzw. sitzt an deren Hebeln. Das enthebt ihn jeder Qualifikation, er kann eh machen, wie ihm beliebt.

Nunja, es ist eine sehr trauriges Zeugnis, daß dieser Uhl den vielen flei­ßigen und gewissenhaften deutschen Kriminalisten ausstellt, indem er ihnen die Fachkunde zu zielstrebigen Ermittlungen abspricht. Ich jeden­falls gehe davon aus, daß auch deutsche Kriminalisten in der Lage gewe­sen wären, der Spur zu einem Motorrad-Händler nachzugehen und diesem in einem gespräch alle relevanten Tatsachen aus dem Kreuz zu leiern. Daß sie es sogar können, war erst heute nachzulesen. Klickt auf einen der Links, dann wißt ihr, daß auch deutsche Ermittler Autoverleiher usw. nach Tathinweisen befragen.

Es ist schön eine sehr üble Masche, die der bayerische Lügenbaron da medial abzieht, um die grottenschlechte Melodei der Vorratsdaten­spei­che­rung zu pfeifen. Übel, weil er die kriminalistische maßgeblichen Tatsachen schlicht wegläßt und auf einen Sachverhalt abstellt, der gar nicht bewiesen ist. Denn daß der Serienmörder über eine IP-Adresse identifiziert wurde, das wurde erst Stunden später von französischen Offiziellen nachge­scho­ben, nachdem sie die Informationspanne bemerkt hatten.

Für Uhl willkommenes Fastfood.

Das Ergebnis der Plaudereien des CSU-Frontmannes? Die deutsche Einheits­meinung. Weil heute vergessen ist, was gestern geschrieben stand.