1. Januar 2013

Berliner Toleranz

SPIEGEL ONLINE 01. Januar 2013, 19:49 Uhr
Schwaben-Debatte in Berlin

Thierse lässt das Lästern nicht


Es geht mich als Berliner überhaupt nichts an, wenn sich Einwanderer über ihren Migrationshintergrund und den Schweregrad ihrer Integration zoffen. Doch wenn der große Volkserzieher, bekennende Antifaschist und Talibartträger Thierse den Schwaben die Leviten vorliest, dann hat das eine Note von Comedy. Nein, es ist nicht komisch, auch nicht komödiantisch, sondern aus einer uralten, verstaubten Kommode, also Comedy.

Zwei Pflaumen bitte und ...

Ich hätte gerne zwei Berliner.

Ich wollte mich der adrett ausschauenden Einwanderin gerade als einer der beiden anbieten, da kam mir die Verkäuferin zuvor.

Bei uns dürfen sie das sagen, ich weiß schon was sie haben wollen. Ich komme auch nicht von hier.

Schade. Wurde aus der Andienerei nichts.

Wobei, in gewisser Hinsicht muß man diesem Rechtsausleger der SPD beipflichten. Schwaben sprechen ein scheiß Deutsch, es heißt nunmal Schrippen und wes Brot ich eß, des Nam' ich bet.

Davon abgesehen, das kann ein Mihigru wie Thierse allerdings nicht wissen, gibt es die gute alte Schrippe schon lange nicht mehr. Insofern ist die Ermahnung an die Schwaben vollkommen deplaziert, es sei denn, beim Bäcker von Thierse handelt es sich um eines jener seltenen Exemplare, das wirklich noch Schrippen im Angebot hat. Die Schrippen, die heutzutage im Angebot sind, schmecken einfach nicht mehr, heißen aber so. Gut, wenn sie so heißen, muß man auch so sagen.

Ulrich Clauß

Eigentlich hat er ja recht. Die Schwaben in Berlin können schon nerven.