6. Juni 2013

Hochwasser: Vietnam rettet das Korn

"Vietnam rettet das Korn" war für all jene ein kleiner Beitragsservice, die die Überlegung anstellen, wie das Filmkorn in das digitale Zeitalter gerettet werden kann. Dazu hatten wir einen kleinen DIA-Adapter vorgestellt, der vor den Plasteknubbel Canon 1.8/50 geschraubt wird.

Die Abteilung Repro, Re- und Vertusche des Blogs kann mitteilen, daß die Digitalisierung, also Abfotografiererei inzwischen abgeschlossen ist. Dazu bedurfte es ausreichend Zeit, strahlend blauen Himmels mit der Sonne im Rücken und eines Übermaßes an Leck-mich-am-Arsch-Stimmung, damit persönliche Befind­lichkeiten und Aversionen großzügig übergangen werden konnten, denn Spaß macht ein solch stupides Unterfangen mitnichten.

In ziemlich genau 3 Stunden wurden exakt 350 Dias belichtet, eine stolze Zahl. Ab und zu mußte neu belichtet werden, da die Histogrammkontrolle eine eher suboptimale Belichtung ergab, die mit meistens Unterbelichtung korrigiert werden mußte, um auch die hellsten Stellen der DIAs zu erhalten.

Dann wurden alle DIAs in einem Rutsch gesichtet und eine Liste mit Straf­arbeiten erstellt, die vorerst 67 Punkte enthielt, jene DIAs, die noch einmal auf die Piste mußten. Der Grund ist einfach erklärt.



Die DIAs waren alle verglast. So wurden sie auch in den Apparat befördert. Bei zumindest 67 trat in krasser Form das im Bild zu sehende Problem auf. Kondensationsflecken von was auch immer. Möglicherweise wurde der DIA-Film damals noch einmal nachgewässert und zu früh von der Leine genom­men. Oder zu wenig Fit.

Ergo noch einmal über zweieinhalb Stunden rangehangen, um die 67 beschä­digten Belichtungen zu erneuern. Das hieß im konkreten Falle, DIA entglasen, Positiv reinigen und in den Filmhalter einlegen, ohne Glas belichten, wieder einglasen usw.

Das Ergebnis wäre dann die hier im Bild zu sehende bearbeitete Version. Das ist übrigens eine der Brücken nach Hanoi rein oder raus, die archaisch anmuteten Radfahrer und Autos teilten sich eine Spur, in der Mitte ist das Gleis der Eisen­bahn zu sehen. Es handelt sich um eine der berühmten Brücken über den Roten Fluß, die im Krieg ständig bombardiert wurden und 1983 gerade mal notdürftig geflickt waren.

Da die Ablichtung im RAW-Format erfolgte, kann man im Konverter auch an den Reglern nach belieben rumschieben. Insofern gibt es jetzt zwei verschiedene Versionen des Motivs.




Bei der Gelegenheit ließ sich auch feststellen, was für Film damals im Einsatz war. Orwochrom UT 18 und UT 20. Das läßt aus heutiger Sicht mehrer Deutungen zu.

Im Fotofachgeschäft hatte sie gerade noch drei UT 18, so daß der Rest UT 20 mitgenommen werden mußte. Man konnte ja nur das kaufen, was gerade auf Halde im Laden lag.

Eine andere Version. Halbe halbe. Falls die Filme aus einer Charge sind und einen weg haben, ist wenigstens ein Teil der DIAs gerettet, sollte was passieren. So fotografiert man ja heute eigentlich auch noch. Verschiedene Speicher­kar­ten, ab und zu wechseln, erst recht, wenn der Fotostandort gewechselt wird, Passiert was mit dem Zeugs, kann man wenigstens einige Bilder von allen Standorten retten.

Keine Ahnung, was der Beweggrund war, zwei Filmsorten mitzunehmen.

So, jetzt muß nur noch jemand die 350 RAW-Dateien umrubeln.
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siehe auch das Kaugummigesülze zum umgekehrten Vorgang, wie kann ich glatt gebügelte Digitalbilder so verschandeln, daß sie als analog fotografiert durchgehen.