Nun, einen Tag später, ist auch klar, wie der Regelverstoß verlaufen ist.
Auf Höhe des Parador wurde die eine Stimme überstimmt, die zum Pico Viejo hochlatschen wollte. Also wurde mit der Teleferico die Höhenmarke 3.550 Meter geentert, um von dort aus rund 1.300 abwärts zu staksen. Bei wieder excellenter fotografischer Beleuchtung, was am Ende der Höllentour über 300 Fotos einbrachte, reichlich wenig, was dem Umstand geschuldet ist, daß der Blick auf den Weg wichtiger als der in die Landschaft oder Luft war. Nun ist auch klar, daß die Gesangslehrerin eine bessere Ahnung hatte, als der Bergwanderer. Der Weg läßt sich erahnen. Kurz unterhalb des Gipfels vom Teide ging es Richtung Krater des Pico Viejo, rechts im Foto, und dann dessen Rücken immer die schwarze Lavalinie entlang. Das war falsch, denn haben wir uns verlaufen und sind das falsche Barranco über AA-Lava runter, was zwar die Sohle der Joe-Nimble-Schuhe in erwarteter Qualität mit hoher Trittsicherheit mitmachten. Die enormen Kräfte auf die Fersen haben aber das Obermaterial reißen lassen. Insofern war es ein totaler Fehlkauf. Andererseits waren sie für solch eine Hardcore-Wanderung gar nicht vorgesehen.
Igendwann, am Kraterrand des Pico Viejo, machte ich drei Verbeugungen vor der Wanderführerin und sagte:
Wenn ich das bis unten überstehe, habe ich eine ganz edle Wanderung hinter mir, trotz der Strapazen. Außerdem bin ich etwas schadenfreudig, weil die Hochleistungswanderin wie ein Rohrspatz flucht.
Das Ende des Verlaufens war dann hochdramatisch, denn nachdem die Dunkelheit über den Teide-Nationalpark eingebrochen war, wurde die Bergrettung geordert, um im Dustern, also Dreiviertel-Mond und wolkenloser Himmel nach einer vermißten Person zu suchen, die irgendwann erschöpft und gut gelaunt bei den entnervten Rettern eintraf.
Denen wiederum fiel ein Stein in Größe eines Teide-Eis vom Herzen.
Mir geht's gut, vier oder fünf Stürze haben zwar für Blessuren gesorgt, aber das heilt wieder.
Am Abend macht die Zauberin eine Sonderschicht und lädt mir den Akku wieder auf. Dann geht es weiter.
Noch ein Hinweis zum Verständnis der Tour. Die Genossen und Kämpfer von NVA, Grenztruppen und Wachregiment Felix Edmundowitsch haben ja zuweilen einen Härtetest absolvieren müssen, der nichts weiter als ein langer Marsch, immer an der physischen Lastgrenze entlang war. Der gestern früh, mittag, abend und nacht war härter. Ein Wurstbrötchen zum Frühstück, eines zum Picknik, nebst Äpfeln und Paprika und zweieinhalb Liter Wasser waren die energetische Basis für den 11-Stunden-Ritt durch die Pampa des Teide-Nationalparks.