3. Januar 2014

Quäl ihn, du Sau!

Es geht die Rede, Jan Ullrich wurde mit diesem Spruch zu seinen besten Leistungen auf dem Rennrad getrieben, wobei der Trainerruf wie "Quäl dich, die Sau" geklungen haben soll. Andere wiederum behaupten, ihm wurde über seinen Knopf im Ohr versprochen, wenn er an Armstrong dran bleibt, dann bekommt er als Betthupferl auch die bunten Pillen, die Armstrong sich einwerfen durfte.

Doch darum soll es nicht gehen. Es geht um Quälerei, auf beiden Seiten der Barrikade. Abseits des Blitzlichtes der Reporter.

Wir schicken die Ansage voraus, daß für das folgend besprochene Papier­pro­dukt ein ganzer Baum des Regenwaldes umsonst sterben mußte, da es die Vielzahl der Seiten nicht wert waren, gedruckt zu werden.

Detective Robert Hunter arbeitet u.a. auch als Profiler bei der Mord­kommis­sion der L.A. Police und muß einen Serienmörder finden, der im wirklichen Leben die Frau ist, die er vögelt, also eine Serienmörderin. Wieso sie mit ihm ins Bett steigen und in ihrer Freizeit Menschen ermordet, das hat der studierte Psychologe, der mit dem Krimi sein angelerntes Wissen unter Beweis stellen möchte, eher schlecht als recht in die Zeilen geholpert. Es mag auch sein, daß der Übersetzer keine Zeit hatte, um der Thrilleridee den richtigen deutschen Schliff zu verpassen.

Bemerkenswert ist eine kleine Szene, die für die Handlung keinerlei Bedeutung hat, es sei denn, die Anzahl geschriebener Seiten bestimmt die Höhe der Kohle, die man für so einen schlechten Schinken bekommt.

Chris Carter, der Autor von Der Kruzifixkiller, führt einen Nebenhandlungs­strang ein, der nur der Verwirrung dienen soll, keine literarische, aufkläre­rische oder geisteserhellende Funktion hat, damit auch noch andere schlimme Finger in der Handlung vorkommen als die Bettgefährtin des Protagonisten. Ergo erfindet er sich den Paten der Bordellszene, der den lieben lang Tag in seinem Lieblingsclub verbringt, um seine Edelhuren an solvente Kunden zu vermitteln. Eine dieser Damen ist verschwunden und seriengekillert worden. In mühevoller Denkarbeit stieß der Detective drauf, daß der Bordellchef auch sowas wie der Zuhälter der Frau gewesen sein kann. Auch hier verraten wir, daß sie es gar nicht war, auch wenn deren Verschwinden abseits der Haupt­handlung aufgeklärt wird.

Kraft der Bärenkräfte seiner Dienstmarke verschafft sich Hunter, das gute Gewissen der Polizei von Los Angeles, Zutritt zum Club von D-King, dem kriminellen Schwein schlechthin, und hält eine Konferenz mit dem Paten aller Mädchen ab. Er möge ihm beim Auffinden des Serienmörders helfen und bitte bitte sagen, ob es seine läufige Dame war, die auf dem mitgebrachten Foto abgelichtet ist. Auf Seite 230 des Buches ist der Ablauf des Disputes so beschrieben.

»Wenn sie ihn vor uns finden...«
D-King erwiderte Hunters Blick.
»Lassen sie ihn leiden.«
D-King sagte nichts darauf...


Abschließend sei angemerkt, daß er die Leute fand, die sein Mädchen um­brachten, was mit den Serienmorden nichts zu tun hatte, denn diese Brüder waren auf Snuff-Videos scharf, richtige echte. Für ein solches mußte die schöne Jenny sterben. Es bedarf hier nicht der Eröterung, daß D-King auch ohne polizeiliche Aufforderung seine Quällust auslebte. An den drei Burschen. Die überlebten das nicht.

Chris Carter
Der Kruzifixkiller
13. Auflage 2013, Ullstein Taschenbuch
in der Übersetzung von Maja Rößner
479 Seiten
9,95 Euro


Die 10 Euro gebt ihr bitte für ein anderes Buch aus. Für das hier vorgestellte lohnt sich der Zehner nicht, es sei denn, ihr kriegt es irgendwo für 'n Euro.