26. Februar 2014

Gefühle fotografieren

Mmmh. In zwei strammen S-Bahnfahrten ließe sich c't Digitale Fotografie komplett durchlesen. Der Erkenntnisgewinn lag zwischen Null und Dicke einer Briefmarke. Es gab Themen, die unsereinen gar nicht tangieren, Studioblitze z.B. oder wie z.B. diese Schicken Bienen- und Libellenfotos gelingen, mit ganz viel Aufwand nämlich. Es gab überraschend gute Fotos des Schweizers Christian Tagliavini, doch die drei Hauptthemen des Heftes, kleinformatige Vollformat-Kameras im Vergleich, Photoshop und Lightroom im Vergleich und seine inneren Gefühle mit äußeren Objekten fotografieren oder so, da gab es nichts, was erwähnenswert ist.

Lightzone wurde auch noch kurz angerissen. Das ist Popelsoftware für Freaks, sag ich mal aus eigener Erfahrung. Eignet sich eher als Zweitlösung, wenn mit der Software der 1. Wahl keine Ergebnisse erzielt werden. Möglicherweise ist das Teil dann hilfreich. Einzig die Integration des Zonenmodells ist sehr gut gelöst, so daß die Gradation eines Fotos deutlich eleganter justiert werden kann. Muß sie aber in den meisten Fällen nicht.

Photoshop oder Lightroom. Das wurde in der Art Mercedes oder Smart be­sprochen. Mit beiden kommt man zum Ziel, manchmal ist aber das große Auto besser und komfortabler, aber mit dem Smart ist man flinker, weil man sich unter anderen Autos durchmogeln kann, Wochenendeinkauf paßt auch meist noch mit rein, in der Limousine auch für 8 Wochen, bei der könnte man auch einen Dachgepäckträger anbringen, macht aber keiner usw.

Unterm Strich bleibt das komische Gefühl, daß nicht klar ist, was man für den Arbeitsfluß der RAW-Entwicklung nehmen soll, um am Ende ein schickes Bild sein eigen zu nennen.

Bei den vollformatigen Kleinbildnern haben sie die neuen Sony A7 und A7R gegen Nikons 800 und Leica M antreten lassen. Alle 4 Ablichter brillieren mit Ergebnissen jenseits von Gut und Böse und Preisen, die böse sind, also für den Privatier ausfallen. Bei Leica muß man mit einem Bündel jenseits der 6.000 Euronen wedeln, damit die so ein Teil rüber reichen. Die 800er kostet nur die Hälfte, aber man kann sie nur mit Edelglas benutzen, sonst matscht sie auch nur Pixel auf den Sensor. Und bei den Sony bekommt man zwar den Body für ein Kilo Äpfel und ein paar gute Worte, es fehlen jedoch passable Linsen, mit der die dem Sensor und der Firmware innewohnende Qualität ausgereizt werden kann. Will heißen, man entscheidet sich für Objektive anderer Her­steller und muß einen Adapter erwerben, mit denen die dann angeflanscht werden. Dann landet man gleich beim Preis der Nikon und nimmt natürlich die.

Insofern ist es ein Märchen, wenn die Autoren Thomas Saur und Sophia Sieber behaupten:

Sony A7R mischt Vollformat auf

Wenn überhaupt, dann in homöpathischer Dosis, als fotohomöopathischer Tri-Komplex, der auch nicht wirkt. Die Kamera kann man kaufen. Objektive von Fremd­herstellern lassen sich ranbasteln, aber welche, ist nicht so genau geklärt. Ob einem die Bilder auch abgekauft werden, steht in den Sternen. Wie sollen die beiden Sony A7, die bereits verkauft wurden, die 50 Millionen Spiegelreflex aufmischen, die im aktiven Einsatz sind? Diese Frage wurde von Heise ausge­klammert und demzufolge auch nicht beantwortet.

Dann haben wir noch den Artikel von Torsten Andreas Hoffmann "Sehen ler­nen", der uns ja beibiegen wollte, daß es vor allem auf die innere Haltung ankommt. Beim fotografieren. Das kann man abkürzen, denn schon wir haben im Kindergarten den Spruch "Augen auf im Straßenverkehr" gelernt. Wenn man die Knippse umgehängt hat, dann läuft man mit offenen Augen und neugierig auf das, was um die nächste Ecke kommt, durch die Weltgeschichte. Mehr muß man nicht wissen. Insofern war das esoterisch gequirlte Scheiße, die da breitgetreten wurde. Die Beispiele sind nicht gerade berauschend für einen Fotografen, der als weitgereister Meisterfotograf vorgestellt wird.

Insofern stellen wir noch einmal unsere Geheimnisse der Fotografie vor. Sonne lacht, Blende 8 und Augen auf im Straßenverkehr. Das, was man sieht, muß man beim Blick durch den Sucher oder auf das Display auf Briefmarkengröße reduziert als später wieder vergrößertes Bild beurteilen und schnell auf den Auslöser drücken, denn sonst ist die schöne Fotosituation schon wieder vorbei. Manchmal ist Fotografierne auch harte Arbeit mit viel Materialeinsatz. Da muß man durch die Mühen der Ebene, wenn passable Ergebnisse erzielt werden sollen.

Es gibt keine Geheimnisse in der Fotografie, wirklich nicht, auch wenn immer wieder der Versuch unternommen wird, uns diese Binse reichlich gesülzt verklickern zu wollen. Im konkreten Fall ging es um Eigenwerbung für das Buch "Fotografie als Meditation - Eine Reise zu den Quellen der Kreativität". Das hätte man von Heise souveräner lösen können. Mit einer bezahlten Anzeige.

Das stand ungefähr genauso schon hier im Blog, nur nicht so gestelzt formuliert, sondern so, wie es wirklich stattfand.

Ich wollte nur mal kurz ansagen, daß ich entschieden habe, eine Genußwanderung zu machen. Von mir aus könnt ihr losknattern.

Schon bei der Abfahrt am Morgen war klar, daß es ein Glückstag werden könnte, was er auch wurde.

An Tagen wie diesen gehen gute Bilder fast von alleine. Die wurden in ausreichender Menge angefertigt. Nun muß nur noch ein Dummer an den RAW-Konverter gesetzt werden, der daraus ansprechende Pixelhaufen zaubert.


So, wer diesen post verstanden hat, der kann den Zehner für das Heft sparen, denn damit ist fast alles zum aktuellen Fotoheft aus dem Heise-Verlag gesagt.