8. Mai 2014

Blödsinn auf die Ohr'n

SPIEGEL-ONLINE 07. Mai 2014, 06:23 Uhr
Kopfhörerverstärker Beyerdynamic A 200 p

Toller Klang, teurer Spaß

Von Matthias Kremp

Mit edlen Bauteilen und digitalem Anschluss soll der Kopfhörerverstärker A 200 p von Beyerdynamic den Klang von Handys und Computern verbessern. Wir haben den Hörtest gemacht.

Mit guten Kopfhörern klingt Musik vom Smartphone oft schon sehr gut. Für Audio-Liebhaber aber meist nicht gut genug. Ein prominentes Beispiel ist der Musiker Neil Young, der von der Klangqualität mobiler Abspieler so genervt war, dass er den PonoPlayer entwickelte, der einen besseren Sound liefern soll als herkömmliche Smartphones und MP3-Player. Allerdings braucht man dafür auch entsprechend hochauflösend gespeicherte Musikdateien. Einen einfacheren Weg, die Klangqualität mobiler Geräte zu verbessern, verspricht Beyerdynamic mit dem Kopfhörerverstärker A 200 p.


Wir könnten jetzt alle im Blog versammelten Artikel zum Thema High-End- oder Küchenradiosound zusammenstöpseln und daraus 20 DIN-A4-Seiten Expertise extrahieren. Uns würde niemand glauben, denn der Glaube an das Gute im Klang von Neil Young hält sich genauso hartnäckig wie die Meinung, man könne von Blattgemüse und Sojabohnen groß und stark werden. Wir selber kennen nur Maxl, der der Meinung ist, sein Grünfutter mache ihn zu einem Helden der Lüfte und Supervogel, der noch jeden Feind in die Flucht geschlagen hat.

Kremp hat keine Ahnung, flüchtet sich in Ohralesoterik, um schlichtweg Marketing zu betreiben, ohne die zwei Worte "bezahlte Anzeige" im Artikel unterzubringen.

Noch einmal einige kurze Bemerkungen zum Sachverhalt. Erstes wichtiges Merkmal guter Musik. Wie ist es im Produktionsprozeß gelungen, den Klang in das digitale Endformat zu transferieren. Darauf hat nur das Produktionsstudio Einfluß, niemand anders. Wie oft man das jetzt wohin kopiert ist wurscht. Das Material verändert ich nicht. Käme das zweite Glied der Kette, der Digital-Analog-Konverter, denn der muß aus den Einsen und Nullen, die meisten Musioker sind ja Nullen, aber das nur nebenbei, der DAC muß als das analoge Spannungssignal produzieren, das über Leiterbahnen, Kabel und etas mehr Elektronik zum Schallwandler geschickt wird. Der Schallwandler als drittes Element der Klangkette schaut sich das an und zappelt unruhig hin und her, um daraus Schallwellen mit dem erforderlichen Schalldruck zu produzieren, die unser Gehirn als Wohlklang interpretiert. Oder als Lärm. Viertens und Endstation

Zwischen diesen vier Elementen gibt es reichlich Platz für Voodoo und Regenzauber, die sich auf eine einzige Empfehlung reduzieren lassen. Kauf dir gute Schallwandler. Das ist alles, denn der Schallwandler, also Lautsprecher, macht den Klang.

Auf den Kopfhörerverstärker kann man mit außerordentlich sehr viel ruhigen Gewissen verzichten, der füllt zwar die Kassen des Herstelles mit ordentlich Knete, doch keinesfalls das Hirn der Menschen mit sauberen Klang.

Es kommt ein weiterer Aspekt in der Betrachtung hinzu. Wer audiophil Musik hören will, weil ihm das Lebensgenuß ist, der geht in ein Konzert, weil er dort die Musik in ihrem natürlichen Lebensraum und live genießen kann. Wer auf Konservern angweiesen ist, kauft sich das Material und hat sich in den heimischen vier Wänden die nötige Ausrüstung angeschafft, um in aller Stille ganz laut Musik hören zu können.

Wer Musik vom Smartphone (Kremp) abhört, der befindet sich in einer spezifischen Lebenssituation und in einem Umfeld, in dem finanzieller Aufwand und audiophiler Nutzen in keinem akzeptablen Verhältnis mehr stehen, da, wir nehmen es als Beispiel, die im Artikel genannten Produkte erstens 600 Euro kosten, aber definitiv in keiner einzigen Klang-Passage den zwölffach bessern Sound liefern wie die hier kürzlich angepriesenen preiswerten Stöpsel von Sennheiser. Wer mit Ohrstöpseln und Telefon seiner Musik lauscht, der ist unterwegs und hört somit Musik zur Ablenkung oder Beruhigung, mit all den Nebengeräuschen, die der Alltag und das Leben so mit sich bringen. Da sind Sinn und Nutzwert superteurer Edelkomponnenten sehr fraglich. Sinn und Nutzwert wäre auch so fraglich, denn 50 mehr in bessere Kopfhörer onverstiert bringen da deutlcih mehr als der Plastikverstärker.

Hinzu kommt die die Pflicht, regelmäßig den Akku aufzuladen. Für elf Stunden reicht dessen Kapazität. Auf Reisen ist es deshalb umso wichtiger, nicht zu vergessen, das passende Adapterkabel für Ladegeräte mitzunehmen. Der Micro-USB-Anschluss am Verstärker selbst hat eine Spezialform und ist nicht kompatibel zu Standardkabeln.

Verarschen können wir uns alleine viel besser als es Spiegel und BeyerDynamik im Verbund können.