18. Februar 2015

Faszienrolle - Teil 1

Heute mal ein Text, den wir uns aus dem Hirn gezogen haben. Es gibt keine Links, keine Bilder, nur das, was unser Erinnerungsvermögen zu Faszien hergibt, dergestalt, daß es auch nicht mit der Materie vertraute Leser kapieren. Den Wahrheitswert der Aussagen muß jeder für sich selbst prüfen. vertiefende Aussagen auch selber recherchieren. Wir helfen da ausnahmsweise mal nicht.

Im zweiten Teil gibt es dann ganz viele Bilder. Wir werden verschiedene Bastellösungen vorstellen, mit denen auch vollkommen basteltalentfreie Menschen, also die gesamte Redaktion dieses Blogs, ihre Faszienrolle wesentlich preisgünstiger im Vergleich zu den Mondpreisen der Raffkes vom Faszienrollen industriellen Komplex herstellen.

Der Autor kennt ja Menschinnen, die halten von Schleip nicht viel. Er mag als Forscher im Detail viel geleistet haben. In der Praxis, erst recht der schnelllebigen einer Praxis, ist vieles kaum umsetzbar, was er an Therapievorschlägen äußert.

ILLUSTRIERTE-ONLINE 17. Februar 2015, 11:37 Uhr
Interview zum Faszien-Training

"Da wird mächtig übertrieben"

Ein Interview von Michaela Rose

ILLUSTRIERTE-ONLINE: Das Bindegewebe ist also enorm wichtig. Was halten Sie vom aktuellen Hype rund um die Faszien?

Schleip: So wie ich den aktuellen Rummel in der Fitness-Szene mitbekomme, wird da auch schon mal mächtig übertrieben. Da heißt es dann "Muskeltraining ist out, Faszien sind in" - und das ist schlichter Blödsinn. Die Einbeziehung der Faszien sollte sinnvollerweise nur eine kleine, aber wichtige Ergänzung für den Trainingsbereich anbieten.

ILLUSTRIERTE-ONLINE: Kann ich die Faszien-Rolle trotzdem im Do-it-yourself-Verfahren nutzen?

Schleip: Wenn man das anfangs ohne professionelle Anleitung ausprobiert, bringt das in den meisten Fällen auch schon etwas. Will man damit Bindegewebe straffen, empfehlen wir herzhaft-kräftige Rollbewegungen jeden zweiten oder dritten Tag. Für eine lösende Wirkung sind hingegen langsame Rollbewegungen im täglichen Abstand besser.


Was ist eigentlich so ein Mensch? Ein Mensch ist so was ähnliches wie das Skelett, das im Bio-Kabinett achtlos in der Ecke stand. An dieses Skelett sind noch ein paar Muskeln und Sehnen angepappt worden, das alles mehrfach eingewickelt und und wichtigen Fällen geschützt. Bei alle jenen, die über ein Hirn verfügen, um sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen, hat die Natur die Form des Schädels erfunden, der die Steuerzentrale vor Beschädigungen schützen soll. Der Lufteinspritzer-Taktmotor, also Herz-Lungenmaschine, ist ebenfalls geschützt, das aber nicht so gut wie die Denke, durch ein Korsett von Knochen.

Was sind nun diese ominösen Faszien, die angeblich eine so wichtige Rolle spielen? In deutsch sind sie das Bindegewebe. Beim Fleischer um die Ecke kann man das ab und zu noch sehen. Es ist diese feien weiße Gaze, in die das Fleisch eingewickelt ist.

Mithin, Bindegewebe ist eine gallert- oder gelartige Körperstruktur. Alles, was uns Menschen ausmacht, ist darin eingewickelt. Muskeln, Knochen, Sehnen, Organe usw. jedes Teil ist mit diesem Gallertnetz umwickelt.

Was aber ist der Hintergrund, warum man sich seit einiger Zeit verstärkt diesen Faszien widmet? Nun, die Wissenschaft hat kundgetan, es komme auf die Faszien an. Sofern man besser als der andere sein will. Sind zwei Sportler von ihrem Körperbau, ihren Leistungsparametern und medizinischen Befunden her ungefähr gleichwertig, so wird es trotz allem einen besseren geben. So hat man unter anderem herausgefunden, daß unterm Strich jener besser abschneiden wird, dessen Bindegewebe eine fluffige Konsistenz aufweist und damit den entscheidenden Vorteil bei der Übertragung der Bewegungsimpulse auf die Muskeln hat.

Ein Känguru kann aus dem Stand wer weiß was für einen Satz machen, wozu Hoch-, Weit- und Dreispringer jahrelanges Training benötigen. Das Känguru hat einerseits den dafür nötigen Körperbau, andererseits auch das benötigte Bindegewebe, das die Bewegung so elegant aussehen läßt. Genau das sieht man auch in allen Laufdisziplinen, egal ob nur 100 Meter oder Marathon. Die eleganten, geschmeidigen Läufer sind den kraftstrotzenden Muskelpaketen immer eine Länge voraus. Oder viele.

Und letztlich weiß auch jeder Mann, zu welch großen Leistungen er fähig ist, wenn die Faszienstimulation in die richtigen Hände gelegt wird, denn sein Puller ist nichts weiter als mit Blutbahnen durchzogenes Bindegewebe mit ganz wenig Muskelfleisch.

Das eigentlich Problem dieser ganzen Fasziengeschichte ist aber ein anderes. Man stelle sich vor, dieses Gallert, in das das feine Netz eingelegt ist, sei Öl. Öl kann aushärten. Dann geht gar nichts mehr, denn die Fluffigkeit der Bewegung ist hinüber.

Das Gehirn sendet das Signal an alle notwendigen Teilnehmer, du mußt jetzt Olympiasieger werden. Die Reize werden über die Nervenbahnen und das Bindegewebe an die Muskelgruppen weitergeleitet, der Startschuß fällt und man bleibt im Block sitzen. Nichts ging, weil das Öl in den Faszien wie gefrorenes Butterschmalz wirkte, sehr behäbig.

Letztlich hat die Arbeit an und mit den Faszien nur ein Ziel, das Öl wieder in jene flüssige Konsistenz zu bekommen, so daß Körperbewegungen, also Muskelarbeit, wie von alleine gehen, die Faszien selber möglicherweise sogar einen Teil dieser Bewegungsarbeit selber erledigen und damit ein Energiesparmodus des Körpers erreicht wird, den andere Menschen so nicht aufweisen.

Sich selber beim Faulenzen zuschauen, so hieß vor einiger Zeit die Empfehlung für die sportliche Aktivität, der sich der Autor zu befleißigen habe. Das hieß von jetzt auf sofort, sich von allen olympischen Ambitionen zu verabschieden und jene Bewegungsmöglichkeiten auszuloten, die am besten den körperlichen Gegebenheiten entsprechen. Die regelmäßige Stimulierung des Bindegewebes in einigen Körperregionen ist somit wichtiger geworden als auf Bauch-Beine-Po zu machen. Welche Körperregionen das sind und wie man sich die dafür nötige Faszienrolle selber zusammen schraubt, das wird im zweiten Teil behandelt.