9. Juli 2015

ein gülden Schrein der stromgetriebenen Zupfgitarre



Das Konzert begann den Umständen und der sprichwörtlichen Berliner Gemütlichkeit geschuldet pünktlich. Die Fans handgezupfter Gitarrenklänge waren zuhauf erschienen, doch Brezelstand und Biertanke waren wichtiger als der mangels Vorband frühe Beginn.



Bis zu selbigen durften man sich am gülden angestrahlten Schrein für die stromgetriebene Zupfgitarre ergötzen. Dann wurde duster gemacht, das Spektakel begann und hörte erst 2 Stunden später wieder auf.


Schrein der Huldigung für den Meister handgezupfter Gitarrenklänge

Der Klang war außergewöhnlich gut, auch wenn längst nicht so viel Stromgeld fällig war wie bei den Barden des Stampfrocks. Insofern war zwischendrin immer wieder Gelegenheit, die Augen zu schließen und den Klängen zu lauschen, die der Antreiber in der Mitte der Bühne seinen Mitstreitern entlockte, um das Setup des Konzertabends am Ende aus einem Guß erscheinen zu lassen. Von Titel zu Titel wurden die Riffs vorangetrieben, der Schalldruck bis an die Grenzen des im geschlossenen Raum Machbaren stetig erhöht, ohne ihn ins Unerträgliche kippen zu lassen.



Was der Bolero dem klassischen Orchester, das ist Mark Knopfler dem kleinen Freundeskreis, ein einziger Song, zwei Stunden dauernd, stetig bis zum Höhepunkt vorangetrieben, um erst am Schluß in sich selbst zusammenzusacken.



Knopfler funktioniert immer. Wie immer bot Knopfler beide seiner Welten, die Klassiker aus den Zeiten der Dire Straits fehlten genauso wenig wie seinen jüngeren Klangwerke.

So wunderte es nicht, wenn zu "Speedway at Nazareth" das in die Sitzmöbel gedrückte Publikum der Drückerei nicht mehr standhielt und den Bühnenrand stürmte, friedlich, eklatfrei, trotzdem gegen die bekloppte Bestuhlung protestierend.

Man muß sich, den handgezupften Gitarrenmelodien huldigend, dem Rausch von Bier und Klang geschlagen geben dürfen, seinem Bewegungsdrang nachgeben, dachten jene Besucher, die im Innenraum jene Ordnung herstellten, die einem Rockkonzert angemessen ist.

Well done, Mister Knopfler