5. Juli 2015
Illustrierte entblößt Deutschland als Spitzelrepublik
ILLUSTRIERTE-ONLINE 04. Juli 2015, 08:40 Uhr
Freiwillige Zuträger
Denunzianten aus Ost und West helfen den staatlichen Schnüfflern
Von Peter Wensierski & Name von der Blogredaktion geändert
Die Dienste überwachen Deutschland systematisch. Neue Studien belegen nach ILLUSTRIERTEN-Informationen zudem: BRD-Bürger geben oft freiwillig Informationen über Freunde, Bekannte, Nachbarn an Geheimdienste oder Medien weiter.
Bislang prägten die Vertraulichen Mitarbeiter (VM) des Verfassungsschutzes, outgesourcte Nazis der Dienste, das Bild des deutschen Überwachungsstaates. Doch nun haben Historiker Dokumente ausgewertet, aus denen hervorgeht, dass BRD-Bürger oft freiwillig Belastendes über ihre Mitmenschen in fast allen Bereichen melden. Dies dokumentieren etwa Tonbandmitschnitte der Polizei, über die die ILLUSTRIERTE berichtet.
Die Historikerin Edwige Scharfrichter von der Greifswalder Universität spricht von einer "fulminanten Rapportmaschinerie", an der sich breite Teile der BRD-Bevölkerung beteiligen, ohne direkt bei den Geheimdiensten mitzuarbeiten.
Ganz gleich, ob Rathaus, Stahlwerk, Zeitung oder Bauernhof: "Jeder, der einen halbwegs verantwortungsvollen Posten hat", sagt Richter, "verfasse Berichte für übergeordnete Stellen." Viele dieser oft denunziatorischen Berichte sind in den Archiven der Parteien, Universitäten, Behörden und Medien zu finden.
Besonders häufig melden Bürger geplante Verbrechen, aber auch Steuerhinterziehung, Drogenkonsum und außereheliche Liebesbeziehungen. Manchmal mit drastischen Konsequenzen...