31. Mai 2018

Recherchieren lernen: Messern

Es gab Zuschriften zu dem Post Recherchieren lernen: Messerei am Kindergarten, die eine falsche Lösung bieten. Insofern sei noch einmal die Herangehensweise erörtert, die zu einer Lösung führt.

Vorab sei erwähnt, daß Google nicht mehr auf die länderspezischen Domains umleitet, sondern .com als Endung beibehält bzw, auf diese Top-Level-Domain umleitet. Woran liegt das wohl?

Recherche ist zuweilen kompliziert und komplex. Google und Microsoft haben uns die dafür nötige Methodik jedoch heftig versaut, indem sie uns mitteilen, daß sie alles wissen, man möge sie nur fragen. Beide sind nichts weiter als riesengroße Müllsäcke, in die alles reingeworfen wird, mit dem der Mensch nicht belastet werden will.

Wir haben uns daran gewöhnt, die zu fragen, was sie denn so in ihrem Müllsack drin haben. Eine strukturierte Suche findet kaum noch statt. Das Beispiel ist aber gut genug, sich dieser Tugend wieder zu erinnern, sich vorab darüber Gedanken zu machen, wie man ein Problem analysiert und in Teilprobleme splittet, um der Lösung beizukommen. Die BILD hatte alle relevanten Informationen bereitgestellt.

Die muß man in Häufchen aufteilen und am Ende zusammenführen:

- beide 63 Jahre, also Jahrgang 54/55,
- sie ehemalige Landtagsabgeordnete und
- er ehemaliger Landesvorsitzender der PDS und (AND) Bundestagsabge­ordneter.

Als SQL-Abfrage ist die Nummer pillepalle. Nur gibt es die Datenbank nicht, die man so anzapfen kann.

Die Recherche nach ehemaligen PDS-Landesvorsitzenden ist schon schwierig genug. Ist das Gleiche wie die Recherche nach ehemaligen Vorsitzenden des FDP-Kreisverbandes Hinteres Oberalmtal und Wuppe. Das wäre aber die erste Aufgabe, sich ein paar Namen aus dem Müllsack zusammenzukratzen.

Das mit den Bundestagsabgeordneten ist eine dankbare Fingerübung. Man klickt sich in die der 12. bis 16. Wahlperiode rein (ohne 15., denn da gab es nur zwei PDS-Abgeordnete), kopiert nur die Namensliste in eine Textdatei und hat somit einen Datengrundstock, den man durchsuchen kann. Die Textdatei ist zeilenweise aufgebaut.

Ingrid Arndt-Brauer 1961 SPD Nordrhein-Westfalen - - eingetreten am 1. Juli 1999 für Ingrid Matthäus-Maier

Sehr schön, dann kann man ein grep drüber laufen lassen, so es wirklich nur um PDS geht.

grep -i PDS liste_abgeordnete.txt > treffer.txt
grep -i Sachsen-Anhalt treffer.txt > treffer_sa.txt

Die mit zwei Durchläufen generierte Trefferliste ist sehr überschaubar und kann mit den PDS-Landesvorsitzenden verglichen werden. Es gibt nur einen Kreuztreffer, der auch dem erforderlichen Jahrgang entspricht.

Nun ackert man noch die mühsam geschnorchelten Listen der Landtagsabgeordneten durch und fischt sich alle Nachnamen D. aus Jahrgang 54/55 raus.

Gibt auch nur einen Treffer. Beides führt man zusammen und fragt im Müllsack, ob es Treffer gibt, in denen beide Namen gleichzeitig vorkom­men. Gibt es.

Aber die Schlagzeile in der BILD, die haben sich nicht mal die getraut. Und die trauen sich sonst alles. Überschriftenmäßig. So haben sich die Zeiten angesichts gegenseitiger politischer Rücksichtname geändert.

Wie gesagt. Suchen kann anstrengend sein, weil man sich vorab Gedanken machen muß. Was suche ich? Wie kann ich den Vorgang aufteilen und effizient gestalten?

Nicht immer ist das so einfach, wie hier dargelegt. Das sei an einem zweiten Beispiel aus BILD dargelegt.

Die haben den Edgar Helmreich, der Keira Gross ermordet hat, inzwischen in Marcel K. umbenannt.
Berliner Schülerin ermordet
Keiras Mörder brachte das Messer aus Mamas Küche mit

Ein Berliner Schüler steht demnächst als Mörder vor Gericht – weil er ein Mädchen erstochen haben soll, das ihn liebte.

Marcel K. (15, Name geändert) wurde zunächst wegen Totschlags verhaftet. Doch vor der Jugendkammer wird Anklage wegen Mordes an seiner Mitschülerin Keira (14) erhoben! ...
Den Ermittlungen zufolge soll Keira in ihren späteren Mörder sehr verliebt gewesen sein. Doch Marcel K. erwiderte diese Gefühle nicht, er ließ das Mädchen abblitzen, angeblich genervt. Darum soll es zu der Tat gekommen sein.
Hat er sozusagen eine Stalkerin ultimativ entsorgt? Jetzt war sie Schuld? Oder wie soll man die BILD-Schreibe verstehen?